Im Profil des Todes
wenig Panik mit. »Sie sind doch befreundet, oder?«
»Das dachte ich bisher auch.«
Er spürte ihren Blick, als er zu seinem Wagen ging.
Sie sind doch befreundet, oder?
Freunde. All die Jahre hatte er sich gezwungen, diese Beziehung zu akzeptieren, und jetzt nahm sie ihm
auch noch das.
Zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.
Zum Teufel mit der Freundschaft. Zum Teufel mit der Hoffnung. Mir reicht's.
Aber ruf wenigstens an und sag mir, dass der
Scheißkerl dich nicht erwischt hat.
Mark parkte den Wagen vor dem Apartmenthaus in der Peachtree Street. » Wer wohnt hier? «
»Meine Mutter und ihr Verlobter«, erwiderte Eve. »Sie ist die Einzige, die mir eingefallen ist. Ich denke, sie wird Mike aufnehmen. «
Jane blickte an dem dreizehnstöckigen Gebäude hinauf. »Ihre Mutter?«, fragte sie zweifelnd.
»Sie hat es geschafft, mich großzuziehen. Ich denke, wir können ihr Mike anvertrauen. «
»Vielleicht.«
Eve seufzte verzweifelt. Sie würde nicht nur ihre Mutter überreden müssen, noch dazu musste ihre Mutter
Janes Einverständnis gewinnen. »Dort ist er in Sicherheit, Jane. Das Gebäude hat eigene Sicherheitsleute und mein Freund Joe hat noch zusätzlichen Schutz für meine Mutter angeordnet. Mike bekommt was zu
essen und ist in Sicherheit. Was willst du mehr? «
Jane antwortete nicht, als sie mit Mike im Schlepptau den Haupteingang ansteuerte.
Eve warf Mark einen Blick zu. »Kommen Sie mit?«
»Ich glaube nicht. Es ist nach eins in der Früh. Ich würde lieber unserem Serienkiller begegnen, als Ihre Mutter und ihren Freund aus dem Schlaf zu reißen und ihnen beizubringen, dass sie auf die Schnelle Eltern werden sollen. Ich warte lieber hier. «
»Feigling.«
Er lächelte. » Stimmt. «
Sie eilte den Kindern hinterher. Sie war auch nicht gerade wild auf die Aufgabe, die vor ihr lag. Sie kannte Ron Fitzgerald kaum. Sie hatte ihn nur einmal gesehen, bevor sie nach Tahiti abgereist war. Er hatte einen freundlichen und intelligenten Eindruck gemacht und schien ihre Mutter aufrichtig zu lieben. Aber er schuldete Eve absolut nichts.
Also musste sie zuerst ihn bearbeiten. Obwohl es ihr nicht behagte, ihre Mutter um Hilfe zu bitten, zweifelte sie nicht daran, dass sie auf sie zählen konnte. Doch auf keinen Fall wollte sie eine Beziehung
durcheinander bringen, die ihrer Mutter am Herzen lag.
Sie würde Sandra bitten, die Kinder mit in die Küche zu nehmen und ihnen etwas zu essen zu machen,
während sie Ron die Situation erklärte und um seine Unterstützung warb.
»Nein«, sagte Ron geradeheraus. »Ich möchte nicht, dass Sandra in irgendwas Illegales verwickelt wird.
Bringen Sie die Kinder zur Polizei.«
»Das kann ich nicht. Ich habe Ihnen doch erklärt ... «
Eve unterbrach sich und holte tief Luft. »Ich verlange ja nicht, dass Sie Jane aufnehmen. Das könnte Sie beide in Gefahr bringen. Aber Dom hat kein Interesse an Mike, sonst wäre er schon nicht mehr am Leben. Aber jemand muss sich um ihn kümmern, bis ich dieses
ganze Durcheinander hinter mir habe.«
»Er ist von zu Hause weggelaufen. Ihn nicht seinen Eltern zurückzubringen, zieht ernsthafte Konsequen-zen nach sich.«
»Mein Gott, Jane sagt, er lebt schon seit Tagen auf der Straße und kein Mensch hat ihn als vermisst gemeldet.
Haben Sie den Eindruck, dass seine Eltern sich um ihn kümmern? «
»Es verstößt gegen Recht und Gesetz.«
Und wer sollte das besser wissen als ein
Rechtsanwalt. »Ich brauche Hilfe, Ron.«
»Das ist mir klar, aber meine Sorge gilt Sandra. Ich würde Ihnen gern helfen, aber ich kann nicht zulassen, dass sie ... «
»Wir machen es. « Ihre Mutter stand im Türrahmen.
»Hör auf, den Beschützer zu spielen, Ron.«
Er drehte sich um. »Wie lange stehst du schon da?«
»Lange genug.« Sie kam näher. »Eve wäre nicht zu
mir gekommen, wenn es eine andere Möglichkeit
gäbe.«
»Lass mich das erledigen, Sandra.«
Sie schüttelte den Kopf. »Dieser kleine Junge ist total verängstigt. Wir werden ihn nicht seinen Eltern ausliefern und ich werde Eve nicht abwimmeln, wenn sie
mich braucht. Das habe ich oft genug getan, als sie noch ein Kind war.« Sie zögerte einen Augenblick.
»Aber sie ist nicht deine Tochter. Ich werde Mike mit zu mir nach Hause nehmen. «
Er wirkte verärgert. »Den Teufel wirst du tun.«
»0 doch.« Sie sprach mit ruhiger, fester Stimme. »Ich bin sehr glücklich mit dir, aber in meinem Leben gibt es noch mehr als nur dich, Ron. «
»Einen Ausreißer zu beherbergen ist
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