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Im Rachen des Alligators

Im Rachen des Alligators

Titel: Im Rachen des Alligators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Moore
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auseinander.
    Sie hatte immer eine fröhliche Miene, und ihre Augen leuchteten, außer wenn sie in Gedanken versunken war, etwa wenn sie vor der Badewanne kniete und die Wassertemperatur für das Bad der beiden Jungen prüfte. Irgendein Für und Wider abwägend, ächzte sie und stemmte sich mit den Fingerknöcheln der einen Hand vom Boden hoch. Auch beim Teigrühren sieht er sie noch vor sich, die gelblichbraune Schüssel in die Hüfte gestützt.
    Sie war Krankenschwester, hielt ihr Haus sehr sauber und gab ihnen jeden Abend ein Stück Obst zu essen. Franks Mutter hatte immer nur McIntosh-Äpfel gekauft, die mit dem weißen, ins Grüne gehenden Fruchtfleisch.
    Mrs. Hallett kaufte Kiwis, Mangos und Granatäpfel. Frank tat seine Mutter leid, weil sie nicht wusste, wie viel verschiedenes Obst es gab, und ihr fünfjähriger Sohn besser Bescheid wusste als sie.
    Der Geruch der Hühnernudelsuppe an jenem ersten Tag in der Kindertagesstätte war zuviel für Frank, er presste das Gesicht an Mrs. Halletts Oberschenkel und flüsterte, er wolle nach Hause, sie löste seine Hände von ihrem Körper, doch er legte sie sofort wieder zurück und klammerte sich an ihrem Rock fest. Sie sagte ihm, sie müsse zur Arbeit, er sei doch ein großer Junge, sie werde ihm ein Eis kaufen, und später würden sie seine Mutter besuchen gehen.
    Sie ging, und er übergab sich. Er weiß noch, wie Kevin dastand und ernst zusah, während Frank ihrer beider Schuhe mit halb verdauten Cheerios und wässeriger Milch bedeckte. Wie Kevin ihm die Schulter tätschelte, während er zitterte und trocken würgte, ihn schließlich umarmte und ihm sein ferngesteuertes Flugzeug versprach, das einzige Spielzeug, das Kevin zur Pflegemutter mitgebracht hatte.
    Kevin hatte den Abend der Regatta auf der Polizeiwache verbracht, und als sich niemand fand, der ihn abholen würde, schickte man ihn ins Janeway Kinderkrankenhaus; seine Mutter sah er erst einen Monat später wieder, und da hatte ihr das Sozialamt bereits die Erziehungsfähigkeit abgesprochen.
    Danach trafen sie und Kevin sich jedes zweite Wochenende in Anwesenheit einer Sozialarbeiterin, meistens bei McDonald’s. Kevin spielte in einem verglasten Raum, der voller Kletterröhren und bunter Bälle war, und seine Mutter und die Sozialarbeiterin saßen auf der anderen Seite der Scheibe auf Hockern und lasen Zeitung. Manchmal kam seine Mutter herein und schrie in eine der Röhren, er solle sich benehmen und die kleinen Mädchen in Ruhe lassen, dabei war er anderen Kindern gegenüber immer außerordentlich höflich und fair, oder er solle kommen und seine Milch austrinken.
    Mrs. Hallett behielt Kevin bei sich, bis er sechzehn war, und nach seinem Auszug besuchte sie ihn jedes Wochenende. Sie wusch weiterhin seine Wäsche, brachte ihm Tupperschüsseln mit selbstgekochtem Essen und nutzte jede Gelegenheit, um ihm Grußkarten mit Zwanzig-Dollar-Scheinen zukommen zu lassen.
    Blauer Dampf quoll aus dem Ausguss des Topfes mit dem siedenden Öl und stieg dann brav in einer geraden Säule zur Dunstabzugshaube auf.
    Frank nahm seine Baseballkappe ab, legte sie sich aufs Knie und versuchte abzuschätzen, wann er wohl wieder gehen konnte, ohne unhöflich zu erscheinen. Er wollte wieder gehen. Er wollte Kevins Geld nicht. Er würde ohne das Geld gehen.
    Kevin gab einen Schlag Margarine in die Pfanne und drehte die Gasflamme ganz auf. Er öffnete den Kühlschrank, der, wie Frank sah, strahlend weiß war und leer bis auf ein Glas Senfgurken und ein in Wurstpapier eingeschlagenes Päckchen. Kevin warf das Päckchen auf die Arbeitsplatte. Frank roch die bräunende Margarine.
    Auf Kopierer bin ich spezialisiert, sagte Kevin. Meistens stimmt was mit der Transfertrommel nicht, wenn es Probleme gibt. Küchenutensilien knallten scheppernd gegen die Rückwand einer Schublade, die er mit der Hüfte zugestoßen hatte.
    Meine Ex-Freundin hat mich ausgelacht, als ich diese Pfanne gekauft habe. Das ist Teflon, da darf man nicht mit Metall drangehen. Wo ist denn nur dieser blöde Bratenwender, Frank, wenn ich das mal wüsste. Als meine Freundin die Pfanne gesehen hat, hat sie gesagt, die hast du doch innerhalb von einer Woche total zerkratzt. Du wirst nie irgendwas besitzen, was etwas taugt, hat sie gesagt. Ich weiß gar nicht, wie oft sie das gesagt hat. Aber den möchte ich sehen, der mir auch nur einen einzigen Kratzer in dieser Pfanne zeigt, Frank.
    Sieht aus, als täte sie prima ihren Dienst, Kevin, sagte Frank.
    Kevin wandte sich vom

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