Im Rausch der Freiheit
liefen alle nach draußen, und tatsächlich sahen wir, an der Wasserfront angelangt, die englischen Kriegsschiffe durch die Bucht auf uns zukommen. Und nach einer Weile lagen sie vor der Stadt und hatten die Kanonen auf uns gerichtet; und dort blieben sie, damit wir wussten, was sie tun konnten, wenn sie die Lust dazu überfiel.
Tja, am nächsten Morgen unterzeichneten alle Kaufleute eine Petition an den Gouverneur, in der sie ihn aufforderten, sich zu ergeben. Die Herrin fragte den Baas, ob er auch vorhätte, zu unterschreiben, und er sagte: »Ja.« Sogar Gouverneur Stuyvesants eigener Sohn unterschrieb, was ein schwerer Schlag für seinen Vater gewesen sein muss. Aber trotzdem wollte er nicht nachgeben. Und wir gingen alle hinunter zum Fort und sahen den Gouverneur allein auf der Mauer stehen, neben einer Kanone, und sein weißes Haar flatterte im Wind, und der Baas sagte: »Verflucht, ich glaube, er will die Kanone selbst abfeuern!« Und in dem Moment sahen wir, wie zwei Dominees hinaufgingen und ihn beschworen, es nicht zu tun, damit wir nicht alle zugrunde gingen. Und endlich gelang es ihnen, da sie Gottesmänner waren, ihn dazu zu bewegen, herunterzukommen. So erhielten die Engländer also die Stadt.
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Auf der anderen Seite des Ozeans freuten sich die Engländer so sehr über ihren Sieg, dass sie den Niederlanden den Krieg erklärten in der Hoffnung, noch mehr von ihren Besitzungen zu bekommen. Doch bald zahlten die Niederländer es ihnen heim, indem sie ihnen einige ihrer reichen Kolonien in den Tropen abnahmen. Im Jahr darauf brach in London eine schreckliche Seuche aus, und im September 1666 zerstörte ein großes Feuer vier Fünftel der City of London; und wieder im Jahr darauf segelten die Niederländer die Themse hinauf und kaperten das beste Kriegsschiff des Königs und schleppten es ab, und die Engländer waren so geschwächt, dass sie nichts dagegen unternehmen konnten. Und so erklärten sie sich zu einem Friedensabkommen bereit. Die Niederländer erhielten ihre Kolonien in den Tropen zurück, die die Engländer ihnen wegen der Sklaven und des Zuckerhandels abgenommen hatten. Zum Ausgleich durften sie Manhattan behalten. Die Herrin war darüber nicht froh, aber den Baas kümmerte es nicht.
»Wir sind nur unbedeutende Figuren in einem größeren Spiel, Greet«, sagte er.
Als Colonel Nicolls der neue Gouverneur wurde, erklärte er den Niederländern, wenn sie wollten, könnten sie gehen – sollten sie jedoch bleiben, würde nie von ihnen verlangt werden, dass sie gegen die Niederlande kämpften – was auch passieren mochte. Er taufte die Stadt in New York um, weil sie dem Herzog von York gehörte, und die umliegende Region nannte er Yorkshire. Dann gab er der Stadt einen Bürgermeister und einen Stadtrat ganz wie in England. Aber die meisten Ratsherren waren sowieso niederländische Kaufleute und deswegen weit zufriedener als zu der Zeit, als Gouverneur Stuyvesant sie regiert hatte, denn Colonel Nicolls fragte sie in jeder Angelegenheit um Rat. Er war ein freundlicher Mann; wann immer er die Herrin auf der Straße sah, lüftete er den Hut. Er führte auch die Pferderennen ein, was gut aufgenommen wurde.
Und nach einiger Zeit, nachdem Gouverneur Stuyvesant über den Ozean in die Niederlande gefahren war, um sich für den Verlust der Stadt zu rechtfertigen, kehrte der alte Mann hierher zurück, zu seiner Bouwerij; und Colonel Nicolls behandelte ihn sehr respektvoll, und die beiden wurden die besten Freunde. Ständig fuhr der englische Gouverneur hinaus und besuchte den Alten auf seinem Landgut. Die Herrin hatte nach wie vor nichts für die Engländer übrig. »Aber ich will nicht bestreiten«, sagte sie oft, »dass Nicolls galant ist.«
Der nächste Gouverneur ähnelte Colonel Nicolls. Er führte den Postdienst zwischen New York und Boston ein. Außerdem bereicherte er sich selbst beträchtlich. Die reichen Handelsherren störte das nicht, doch der ärmere Teil der niederländischen Bevölkerung, und damit die Mehrzahl der Bürger, war nach einer Weile nicht mehr so zufrieden mit der englischen Herrschaft, zumal die in der Stadt stationierten englischen Truppen Probleme und Kosten verursachten.
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Als ich ein Junge war, wurden die meisten Sklaven, die der Westindien-Kompanie gehörten, zu öffentlichen Bauarbeiten eingesetzt. Die Privatsklaven der Kaufleute arbeiteten hauptsächlich in den Gemüsegärten oder als Schauerleute am Hafen. Einige wurden auch zur Verstärkung der Mannschaften auf
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