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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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beteiligte sich der Baas an seinen Kauffahrten, ebenso Mijnheer Philipse.
    Dann tat der Baas etwas, was der Herrin große Freude bereitete. Jan war allmählich in dem richtigen Alter, um sich eine Frau zu nehmen, und der Baas arrangierte für ihn eine Hochzeit mit einem Mädchen aus einer guten niederländischen Familie. Sie hieß Lysbet Petersen, und sie besaß ein beträchtliches Vermögen. Ich hatte sie schon in der Stadt gesehen, aber nie mit ihr gesprochen bis zu dem Tag, wo sie zu uns kam und die Verlobung bekannt gegeben wurde.
    »Das ist Quash«, erklärte ihr Jan und lächelte mich freundlich an, worauf die junge Dame mir zunickte. Und so war ich froh, als juffrouw Clara hinzufügte: »Quash ist schon unser ganzes Leben lang bei uns, Lysbet. Er ist mein bester Freund.«
    Und da schenkte mir die junge Dame ein warmes Lächeln. Sie hatte verstanden, dass man mich freundlich behandeln musste.
    Und es war wirklich ein Vergnügen, diese Hochzeit zu erleben und zu sehen, wie der Dominee lächelte und der Baas und die Herrin sich am Arm hielten und sehr glücklich aussahen.
    *
    Im darauffolgenden Jahr hatte ich Gelegenheit, dem Baas einen Dienst zu erweisen, der mein ganzes Leben verändern sollte.
    Im Jahr 1675 fand ein schrecklicher Aufstand unter den Indianern statt. Der Indianerhäuptling, der ihn anführte, hieß Metacom; manche nannten ihn allerdings König Philipp. Ich weiß gar nicht genau, was der Auslöser war, aber es dauerte nicht lange, bis all die Verbitterung gegen die Weißen, die ihnen ihr Land weggenommen hatten, die Indianer in Massachusetts und den ferneren Gegenden von Connecticut zum Aufstand trieb; und schon bald brachten sich die Indianer und die Weißen gegenseitig in großer Zahl um. Und die Menschen in New York standen Todesängste aus.
    Denn diese kämpfenden Stämme sprachen allesamt Algonkin. Und so erschien es nur natürlich zu befürchten, dass die Stämme rund um New York ebenfalls zu den Waffen greifen könnten. Denn obgleich sehr reduziert, lebten flussaufwärts und drüben auf Long Island noch recht viele aus dieser Sprachgruppe.
    Doch Gouverneur Andres wusste, was zu tun war. Er rief all diese Indianer zusammen und ließ sie schwören, nicht zu kämpfen; und etliche von ihnen brachte er dazu, ihr Lager in der Nähe der Stadt aufzuschlagen, wo er sie im Auge behalten konnte. Dann fuhr er flussaufwärts zu den Mohawk-Indianern und versprach ihnen viel Handel und Waren unter der Bedingung, dass sie, sollten die Algonkin in der Umgebung von New York Schwierigkeiten machen, kommen und sie niederschlagen würden. Und das funktionierte zweifellos, denn auf Manhattan blieb es absolut ruhig.
    Eines Tages führte mich der Baas zu einer Stelle in der Mitte der Insel Manhattan, wo Indianer auf Anordnung der Weißen lagerten. Er erklärte mir, dass er diese Leute schon lange kannte, weil er früher mit ihnen Handel getrieben hätte. Sie lebten in mehreren Wigwams am Rande einer Lichtung. Es war ein guter Platz. Im Gras wuchsen wilde Erdbeeren. Der Baas unterhielt sich eine Zeitlang mit den Indianern in deren Sprache, und man merkte, dass sie froh waren, ihn zu sehen; aber ich sah auch, dass einige von ihnen krank waren. Nach einer Weile kam der Baas zu mir und fragte mich: »Fürchtest du dich vor dem Fieber, Quash?«
    Von Zeit zu Zeit kam das Fieber in die Stadt. Ich erinnerte mich, dass es, als ich ungefähr achtzehn war, sehr schlimm wütete und ziemlich viele Kinder und ältere Leute starben. Aber mir selbst schien das Fieber nie etwas anzuhaben.
    »Nein, Baas«, sagte ich.
    »Gut«, sagt er. »Dann möchte ich, dass du eine Weile bei diesen Leuten bleibst und darauf achtest, dass sie alles haben, was sie brauchen. Sollten ihnen Lebensmittel oder Medizin ausgehen, kommst du in die Stadt und sagst es mir.«
    So blieb ich fast einen Monat lang an diesem Ort. Und mehrere Familien erkrankten schwer an diesem Fieber. Eine der Frauen, die blasser als die übrigen war, verlor ihren Mann, und ihre Kinder wären ebenfalls fast gestorben. Aber ich half ihr, die Kinder zum Fluss zu tragen, wo wir sie abkühlten, und anschließend bin ich in die Stadt und habe Haferschrot und Ähnliches geholt. Ich glaube, wenn ich ihr nicht geholfen hätte, dann hätte sie möglicherweise die Kinder auch noch verloren. Wie auch immer, ich hab dem Baas davon erzählt, und er sagte, ich hätte richtig gehandelt.
    Aber als alles vorbei war und ich wieder heimkehrte, war ich kaum durch die Tür, als die Herrin über

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