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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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wir zum Fort.
    Die Sonne stand schon ziemlich tief, doch es waren viele Menschen unterwegs. Der britische Kommandant des Forts hatte zwar eine gewisse Anzahl Soldaten zur Verfügung, aber er versuchte unter den Männern, die größtenteils auf dem sogenannten Bowling Green, direkt vor dem Fort herumstanden, noch Freiwillige auszuheben. Die Herrin schenkte dem Kommandanten keinerlei Beachtung. Sie spazierte einfach mit mir in das Fort und rief einigen der Freiwilligen zu, sie sollten sich uns anschließen. Ich nehme an, wir gingen etwa zu zwanzig hinein. Dann stieg die Herrin direkt hinauf zum Bankett, und noch ehe jemand begriff, was sie da tat, nahm sie mir einen Hering und den Hammer aus der Hand und fing an, den Hering in das Zündloch der ersten Kanone zu hämmern, sodass sie nicht mehr abgefeuert werden konnte. Ein paar Soldaten sahen dies und begannen zu schreien und versuchten sie aufzuhalten, doch sie kümmerte sich nicht darum und hämmerte diesen Hering so fest in die Kanone hinein, dass er festsaß. Das nennt man »die Kanonen spießen«.
    Allmählich wurden die Soldaten richtig aufgeregt. Sie waren nicht gut ausgebildet, liefen in unsere Richtung und schrien den Freiwilligen zu, sie sollten die Herrin aufhalten. Aber da sie durchweg Niederländer waren, zeigten sich diese Freiwilligen überhaupt nicht willig. Und mittlerweile nahm sich die Herrin schon die nächste Kanone vor.
    Gerade in dem Moment näherte sich einer der britischen Soldaten und holte mit der Muskete gegen sie aus. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich auf ihn zu werfen, und bevor er sie schlagen konnte, stieß ich ihn nieder und knallte seinen Kopf dabei so fest auf den Boden, dass er fürs Erste liegen blieb. Inzwischen hatte sich mir aber ein weiterer Soldat genähert – mit einer großen Pistole, die er auf mich richtete – und drückte auf den Abzug. Ich dachte, jetzt wäre es mit mir aus. Doch zu meinem Glück war die Zündladung wohl nicht ausreichend, und der Schuss ging nicht los. Die Herrin drehte sich um und bekam das alles mit, und sie rief den Freiwilligen zu, sie sollten die Soldaten abhalten, was sie auch taten.
    Na ja, danach ging es ziemlich drunter und drüber: Die britischen Soldaten wussten nicht, was sie tun sollten, weitere Freiwillige stürmten in das Fort, um der Herrin zu helfen, und der Kommandant war am Ende seiner Weisheit, als er erfuhr, was da passierte. Die Herrin fuhr fort, Kanonen zu spießen, bis ihr die Heringe ausgingen. Dann übergab sie den Hammer den Freiwilligen und forderte diese zum Weitermachen auf.
    Am Tag darauf gingen die Niederländer mit sechshundert Soldaten auf der offenen Fläche nördlich des Walls an Land. Von nicht wenigen holländischen Einwohnern umjubelt marschierten sie zum Fort, und der englische Kommandant musste sich ergeben. Er hatte keine andere Wahl.
    Danach stand ich hoch in der Gunst der Herrin. Ich hatte befürchtet, der Baas könnte zornig auf mich sein, weil ich seine Befehle missachtet hatte und zum Fort gegangen war; aber am Tag nach diesen Ereignissen sagte er zu mir: »Die Herrin sagt, du hast ihr das Leben gerettet.«
    »Jawohl, Herr«, sagte ich.
    Da lachte er nur.
    »Da sollte ich dir vermutlich dankbar sein«, meinte er und hat mir wegen der ganzen Sache keinerlei Ärger gemacht.
    *
    Und so hatten die Niederländer New York zurückerlangt. Diesmal nannten sie es Neu-Oranje. Aber das hielt nur ein Jahr. Wie zu erwarten schlossen unsere Herren jenseits des Ozeans ein weiteres Abkommen, und wir wurden an die Engländer rückerstattet, was der Herrin überhaupt nicht gefiel.
    Danach blieb eine Zeitlang alles ziemlich ruhig. Manhattan wurde wieder in New York umbenannt, doch der neue englische Gouverneur, der Andros hieß, sprach niederländisch und half den Kaufleuten – insbesondere den reichen. Er füllte auch den Kanal auf, der quer durch die Stadt verlief. Die Herrin sagte, er habe das getan, weil der Kanal die Leute an Amsterdam erinnerte, aber dieser alte Graben stank, und ich schätze, das war der Grund. Darüber bauten sie eine schöne Straße, die Broad Street genannt wurde.
    Zu dieser Zeit ließ sich Mr Master, den wir auf Long Island getroffen hatten, in New York nieder. Er und der Baas machten ziemlich viele Geschäfte miteinander. Der Baas hing am alten Flusshandel mit Fellen, aber mittlerweile gewann der Handel mit den westindischen Zuckerplantagen mehr und mehr an Bedeutung, und das war das Geschäft, das Mr Master betrieb. Gelegentlich

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