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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Es tut mir einfach unendlich leid.« Fast verlor er die Beherrschung, doch er riss sich zusammen. »Was wirst du tun?«
    »Was ich tun werde? Mit dir zusammenbleiben natürlich. Wie immer du möchtest, wo immer du möchtest. Das ist das Einzige, was ich will.«
    »Aber nach alldem …«
    »Wir haben ein wunderbares Leben geführt. Jetzt werden wir ein weiteres wunderbares Leben haben. Nur anders.«
    »Was wird Charlie tun?«
    »Arbeiten«, sagte sie bestimmt.
    »Ich …«, setzte er an, doch sie unterbrach ihn.
    »Ich möchte, dass du jetzt ins Bett gehst«, sagte sie.
    Es vergingen ein, zwei Minuten, ehe sie aus ihrem Boudoir herauskam. Zu seiner Überraschung trug sie kein Nachthemd. Abgesehen von dem Perlenhalsband, das er ihr geschenkt hatte, war sie völlig nackt. Obwohl eine Frau mittleren Alters, ließ ihre Figur nichts zu wünschen übrig. Sie bot einen unglaublich erotischen Anblick. Er schnappte leise nach Luft.
    Sie trat ans Bett, griff hinter ihren Nacken und öffnete langsam das Halsband. Dann reichte sie es ihm.
    »Das müsste einiges einbringen.« Sie lächelte.
    Er nahm es widerstrebend. »Ich will nicht, dass du dich je davon trennst«, murmelte er.
    »Du bist alles, was ich brauche«, sagte sie schlicht. »Das ist das Einzige, was zählt.« Und dann legte sie sich zu ihm und zog ihn an sich.
    »Ich glaube nicht, dass ich kann«, sagte er traurig.
    »Schh«, flüsterte sie und zog seinen Kopf an ihre Brust. »Ich glaube, jetzt solltest du weinen. Es ist Zeit.«
    *
    Mehrere Stunden später, nachdem sie sich geliebt hatten und ihr Mann eingeschlafen war, lag Rose Vandyck Master bewegungslos da und starrte an die Decke.
    Sie war wirklich froh, dass es vorbei war. Achtzehn Monate waren vergangen, seit sie erraten hatte, dass ihr Mann in Schwierigkeiten steckte, und es war nicht leicht gewesen, ihn leiden zu sehen. Aber sie hatte nichts anderes tun können, als beobachten und warten.
    Sie erinnerte sich noch genau, wie es 1907 gewesen war. Damals war er während der Panik um ein Haar untergegangen und hatte es nicht fertiggebracht, ihr etwas zu sagen. Als es also diesmal angefangen hatte, auf den Aktienmärkten ernsthaft zu kriseln, hatte sie sich gedacht, dass es wieder genauso ablaufen würde. Monat um Monat hatte sie gewartet. Es war ganz offensichtlich, dass er verzweifelt war – sie kannte ihn gut genug –, doch er brachte es einfach nicht über sich, es ihr zu sagen.
    Aber dies Mal hatte sie Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Viel konnte sie nicht tun, aber es war wenigstens etwas. Und er hatte nicht den leisesten Argwohn geschöpft.
    Die einzige Frage war: Wann sollte sie es ihm sagen?
    Noch nicht. Besser warten, bis der Staub sich gelegt hatte und die Schulden abbezahlt waren. Sicher, wenn sie Geld vor seinen Gläubigern versteckte, machte sie sich streng genommen strafbar. Aber darüber würde sie sich den Kopf zerbrechen, wenn es so weit war. Mit etwas Glück würde ihm am Ende noch etwas übrigbleiben. Die Hauptsache war, dass sie es geschafft hatte, ihm einen Batzen Geld abzuluchsen, bevor er alles in die Firma stecken und verlieren konnte.
    Sechshunderttausend Dollar, um genau zu sein. Sie hatte alles sicher gebunkert, auf fünf verschiedenen Bankkonten, die auf ihren Namen liefen. Und hatte nicht einen Cent davon ausgegeben.
    Es war wirklich ein Glück, dass er sich nicht sonderlich viel aus Newport machte. Wenn er darauf bestanden hätte raufzufahren, hätte er sofort gemerkt, dass am Haus – sah man von ein paar strategisch hier und da drapierten Planen ab – nichts gemacht worden war und dass da auch nichts passierte. Keine Architekten, keine Bauarbeiter, kein Marmor. Nichts. Sie hatte von Zeit zu Zeit Handwerker kommen lassen, um den Eindruck zu erwecken, dass da Arbeiten im Gang waren, und das Haus war gut hinter hohen Hecken versteckt. Das, und viel Gerede, hatte ausgereicht.
    Sechshunderttausend. Sie würden sich eine recht anständige Wohnung an der Park Avenue mieten können. Sie besaßen einige schöne Dinge. Sie hatten Freunde, moralische Schulden, die sie einfordern konnten. Während viele Leute mit riesigen Verlusten vollständig aus dem Gesellschaftsleben verschwanden, würde es in ihrem Fall anders laufen.
    Schließlich mochten sie arm sein, aber sie waren immer noch »altes Geld«.

SARAH ADLER
1953
    Das Erste, was einem bei Sarah Adler auffiel, war die große Hornbrille in ihrem schmalen Gesicht. Als sie sich vorbeugte, bemerkte Charlie außerdem den kleinen Davidstern,

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