Im Rausch der Freiheit
war Hudson fünf Jahre alt. Er konnte laufen und durch die Gegend flitzen. Der Baas sagte, er könne ihn gar nicht einfangen. Und Naomi meinte, er sei mir wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich setzte ihn mir oft auf die Schultern und nahm ihn mit auf meine Besorgungen durch die Stadt. Aber wenn genug Zeit war, ging ich mit ihm hinunter an den Kai, weil er ganz versessen darauf war, sich die Schiffe anzuschauen. Und was ihn richtig begeisterte, war, zu sehen, wie die Matrosen die Segel entrollten, sodass sie sich mit einem Knall mit Wind füllten.
Eines Tages, als Mr Master zu Besuch bei uns war, fragte er Hudson, was er später gern machen möchte. Und mein Sohn antwortete, er wolle Seemann werden.
»Ha«, sagte Mr Master zum Baas. »Vielleicht sollte er dann zu mir kommen und für mich arbeiten.« Und der Baas lachte. Aber als ich an die vielen Schiffsladungen von Sklaven dachte, die Mr Master nach New York transportierte, da gefiel mir die Vorstellung gar nicht, dass mein Sohn auf einem solchen Schiff fahren sollte.
Was Martha angeht, so war sie ein höchst anhängliches Kind. Wenn ich einige Stunden außer Hauses gewesen war, warf sie sich mir in die Arme und klammerte sich an meinem Nacken fest und sagte, sie würde erst wieder loslassen, wenn ich ihr eine Geschichte erzählte. Und ich kannte keine Geschichten, also musste ich mir welche ausdenken. Und schon bald erzählte ich ihr Geschichten über einen großen Jäger namens Hudson, der oben am Fluss gleichen Namens lebte, der frei war und der eine Schwester namens Martha hatte, die sehr liebevoll und klug war. Es war unglaublich, was für Abenteuer die beiden mit den Tieren hoch oben in dieser Wildnis erlebten!
*
Während dieser Zeit fand der Baas auch einen guten Ehemann für Juffrouw Clara. Ich glaube, er und die Herrin waren beide froh, als sie endlich aus dem Haus war. Wieder bereitete der Baas der Herrin eine große Freude, indem er eine gute niederländische Familie fand, sodass ihre Tochter vom Dominee in der niederländischen Kirche getraut wurde, genau wie ihr Bruder Jan. Ihr Ehemann lebte nicht in der Stadt, sondern drüben auf Long Island, deswegen sahen wir sie nicht mehr oft. Aber die Herrin fuhr Clara ab und an besuchen und blieb dort immer eine Weile, und nach dem, was man so hörte, kamen sie jetzt, da Clara verheiratet war, viel besser miteinander aus.
Der Baas und die Herrin lebten zwar zusammen, aber seit sie sich nicht mehr stritten, schienen sie getrennte Wege zu gehen.
Der Baas und Mr Master wurden zu sehr engen Freunden. Mr Master war einer dieser Männer, die nie älter zu werden schienen. Mit seinem schmalen Gesicht und seinem blonden Haarschopf, den harten blauen Augen, die er hatte, und seinem sehnigen Körperbau änderte er sich, abgesehen von ein paar Falten im Gesicht, überhaupt nicht. Er hatte eine angenehme Art, und er war ständig mit irgendwas beschäftigt. Immer, wenn er vorbeikam, sagte er: »Guten Tag, Quash«, und wenn er ging: »Du bist ein guter Mann, Quash«, und er warf mir einen raschen Blick mit seinen blauen Augen zu. Manchmal sagte er zum Baas: »Quash ist mein Freund. Stimmt’s, Quash?« Und dann antwortete ich: »Jawohl, Sir.«
In jenen Jahren bemühten sich die englischen Gouverneure, die reichen niederländischen Familien durch riesige Landzuteilungen freundlich zu stimmen und von ihrer Freundschaft zu profitieren. Den englischen Kaufleuten ging es ebenfalls gut. Und Mr Master redete dem Baas zu, er solle sich etwas Land zulegen. Denn in England, sagte er, konnte niemand als Gentleman gelten, der nicht große Ländereien besaß. Und die wichtigen Leute, wie Mijnheer Philipse und die van Cortlandts, die ein großes Herrenhaus nördlich der Stadt besaßen, wurden allesamt, so schnell sie nur konnten, zu Gentlemen. Und ihre Frauen türmten sich die Haare auf und trugen feine Kleider, die den Bauch flach machten und die Brüste zur Geltung brachten.
Nun, ich sah dem Baas an, dass er allmählich Geschmack an dieser Idee fand. Jan ebenso, und manchmal sagte Jan, sie sollten etwas Land kaufen. Anders die Herrin. Sie trug weiter eine schlichte runde Kappe und ein weites niederländisches Kleid wie die anderen Frauen ihrer Herkunft auch. Schmuck liebten diese Frauen aber sogar noch mehr als die Engländerinnen. Sie trug gern große Edelsteingehänge an den Ohren, und ich glaube, sie hatte an jedem Finger einen Edelsteinring. Die meiste Zeit des Tages sog sie an ihrer Tonpfeife.
Alles Englische aber war und
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