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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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angefallen worden wäre. Als er immer noch nicht wiederkam, stand ich auf und ging ihm am Ufer entlang nach. Ich trat sehr vorsichtig auf und machte nicht das leiseste Geräusch. Aber da war keine Spur von ihm. Ich wollte nicht rufen, also ging ich einfach weiter. Und war bestimmt schon eine halbe Meile gegangen, als ich ihn endlich sah.
    Er saß auf einem Fleckchen Gras am Wasser unter den Sternen. Er saß mit angezogenen Knien, vornübergebeugt mit rundem Rücken. Und er weinte. Sein ganzer Körper zitterte, und er bekam fast keine Luft. Ich habe noch nie einen Mann so weinen sehen. Und ich wagte nicht, näher zu kommen, doch ich mochte ihn auch nicht dort allein lassen. Also blieb ich eine Weile stehen, und er weinte weiter, als ob ihm das Herz bräche. Ich war lange dort, und der Wind frischte etwas auf, aber er merkte nichts davon. Irgendwann legte sich der Wind, und es war nur eine große Stille unter den Sternen. Und er hatte sich ein bisschen beruhigt. Da ich nicht wollte, dass er mich da entdeckte, stahl ich mich davon.
    Als ich wieder am Lagerfeuer war, versuchte ich zu schlafen, hielt aber gleichzeitig weiter die Ohren gespitzt. Es war fast Morgen, als er zurückkehrte.
    *
    Tagelang fuhren wir diesen gewaltigen Hudson-Fluss hinauf, und wir sahen die großen Mohawk-Dörfer mit ihren Holzhäusern und Palisaden. Und der Baas kaufte eine gewaltige Menge Felle ein. Und als wir wieder heimkamen und ich ins Haus lief, um Naomi zu grüßen, lächelte sie mich seltsam an. Dann sagte sie mir, dass sie ein Kind erwarte, was mich überglücklich machte. Kurz darauf kam mir die Idee, dass, wenn es ein Junge wurde, ich ihn Hudson nennen sollte, wegen der Reise, auf der ich zu der Zeit gewesen war.
    Naomi erzählte mir auch, die Herrin und Juffrouw Clara hätten sich an dem Morgen gestritten und Juffrouw Clara sei aus dem Haus gerannt. »Die Herrin ist ganz übler Laune«, sagte sie.
    Ich kam an der Stubentür vorbei, als der Baas gerade hineingegangen war. Die Tür stand offen, und ich konnte hören, wie er der Herrin von den Fellen erzählte, die wir den Mohawks abgekauft hatten, aber sie schien nichts dazu zu sagen.
    »Wo ist Clara?«, fragte er.
    »Nicht da«, antwortete sie. Dann, nach einer kleinen Pause: »Ich vermute, du hast auch deine anderen indianischen Freunde besucht.«
    »Nur kurz«, erwiderte er. »Sie hatten keine Felle.«
    Die Herrin erwiderte darauf nichts.
    »Übrigens«, sagte er, »Bleiche Feder ist tot.«
    Ich hatte jetzt schon ein Weilchen an der Tür gelauscht und dachte, ich sollte besser weitergehen, als ich die Stimme der Herrin hörte.
    »Wozu erzählst du mir das?«, sagte sie. »Was macht eine stinkende Indianerin mehr oder weniger aus?«
    Darauf schwieg der Baas einen Moment. Als er ihr antwortete, sprach er ganz leise.
    »Du bist grausam«, sagte er. »Ihre Mutter war eine bessere Frau als du.« Dann hörte ich, wie er auf die Tür zukam, und sah zu, dass ich verschwand.
    Und seitdem herrschte, wie es mir vorkam, eine Kälte zwischen ihm und der Herrin, als ob etwas gestorben sei.
    *
    Danach habe ich oft über diese Worte nachgedacht, und ich nahm an, dass ich verstand, was sie bedeuteten. Aber das war mir nicht allzu wichtig. Denn jetzt hatte ich meine eigene Familie, an die ich denken musste.
    Mit jedem Jahr, das verging, wurde mir klarer, wie glücklich ich mich schätzen konnte, mit Naomi verheiratet zu sein. Sie erledigte, selbst hochschwanger, alle ihre Arbeit im Haus für die Herrin, ohne sich je zu beklagen. Ich wusste, wie viel sie zu tun hatte, und half ihr, so gut ich nur konnte. Am Ende des Tages hatte sie immer ein Lächeln für mich. Wir teilten alles miteinander, und im Laufe der Jahre entstand eine solche Zuneigung zwischen uns, dass ich mir kaum noch vorstellen konnte, wie es gewesen war, ohne sie zu leben.
    Mein kleiner Hudson war das lebhafteste Bübchen, das man sich nur denken kann. Es war meine größte Freude, mit diesem Kind zu spielen, und auch der Baas kam immer wieder und spielte mit ihm. Ich glaube, Hudson glaubte eine Zeitlang, der Baas sei sein Großvater oder so etwas. Als er zwei Jahre alt war, bekam Naomi ein weiteres Kind, ein Mädchen; aber die Kleine war schwächlich und starb. Zwei Jahre später allerdings bekamen wir ein weiteres kleines Mädchen, und wir nannten sie Martha. Sie hatte ein rundes Gesicht wie ihre Mutter, und als sie älter wurde, merkte ich, dass sie ebenfalls das Wesen ihrer Mutter geerbt hatte.
    Im Handumdrehen, wie es mir vorkam,

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