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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Enthusiasmus wirkte ansteckend. »Langweile ich Sie?«, erkundigte er sich nach ein paar Minuten liebenswürdig.
    »Nicht im Mindesten!«, beteuerte Gorham. Und als der Historiker fertig war, um dann mit einem Augenzwinkern hinzuzufügen, Gorham werde sich das Buch zu gegebener Zeit ja vielleicht kaufen, versicherte dieser ihm: »Ich werde gleich mehrere Exemplare kaufen und sie an Freunde verschenken. Sie haben gar keine Ahnung«, fügte er hinzu, »wie sehr ich Sie beneide!«
    Der Mann sah ihn überrascht an. »Sie verdienen doch weit mehr Geld und genießen ein weit höheres öffentliches Ansehen als die meisten Schriftsteller«, sagte er milde.
    »Aber wo bleibt das Geistige?«
    »Viele Banker, die ich kenne, sind nicht nur äußerst intelligent, sondern üben außerdem eine Tätigkeit aus, die den vollen Einsatz ihrer geistigen Fähigkeiten verlangt. Die Aufgabe, ein Finanzunternehmen zu führen, ist um keinen Deut einfacher, als die, einen Abschnitt der Geschichte intellektuell zu durchdringen.«
    »Da habe ich meine Zweifel«, sagte Gorham, »aber selbst wenn es so wäre – bei Ihnen kommt noch etwas hinzu, was bei mir nie sein wird.«
    »Und das wäre?«
    »Sie werden etwas hervorbringen, das Sie als Ihr Werk bezeichnen können. Ihr Buch wird bleiben, für immer und ewig.«
    »Ewig ist eine ziemlich lange Zeit«, entgegnete der Mann lachend.
    »Alles, was ich tue, ist kurzlebig«, sagte Gorham. »Wenn Banken sich über die Vergabe eines hohen Kredits einigen, geben sie das mit einer Zeitungsanzeige bekannt, die den Zweck des Kredits erläutert und die Namen der wichtigsten beteiligten Banken nennt. Eine solche Anzeige wird bei uns als ein ›Grabstein‹ bezeichnet. Man könnte also sagen, dass mein Leben bisher darin bestanden hat, einen Haufen Grabsteine vorzubereiten.«
    »Dennoch repräsentieren sie ebenso viele Unternehmen, die es andernfalls nicht gäbe. In dem, was Sie tun, sehe ich Geburt, nicht Tod.« Der Historiker lächelte. »Ein passender Gedanke – so kurz vor Weihnachten.«
    Gorham lächelte ebenfalls, und dann trennten sie sich. Doch als er allein war, fragte er sich in dieser Nacht: Was habe ich Greifbares geleistet? Worauf kann ich zurückblicken und sagen: »Das ist mein Werk. Das habe ich geschaffen und der Welt hinterlassen«? Und er konnte nichts finden, und alles, was er empfand, war eine schreckliche seelische Leere.
    Im Januar 2001 beauftragte Gorham einen Headhunter. Er erzählte niemandem, nicht einmal Maggie, etwas davon. Vielleicht konnte der Headhunter ja, bevor es zu spät war, noch etwas für ihn finden, das seinem Leben mehr Sinn verlieh.

DAS GESELLSCHAFTSSPIEL
8. September 2001
    Gerade als das Telefon klingelte, warf Gorham einen Blick auf die Uhr.
    Es war Zeit zu gehen. Dass er und Maggie sich letzten Abend gestritten hatten, merkte man ihnen nicht mehr an.
    Die Jungen – Gorham jr., Richard und Gorham jr.s bester Freund Lee – waren alle aufgeregt. Es ging schließlich zu einem Spiel der Yankees!
    »Es ist John Vorpal«, sagte Maggie. Warum zum Teufel musste Vorpal ihn gerade jetzt nerven?
    »Sag ihm, ich muss zum Spiel«, sagte Gorham.
    »Schatz, er sagt, er muss mit dir reden.«
    »Herrje, er kommt doch heute Abend zum Essen!«
    »Er sagt, es wäre vertraulich. Vorstandskram.« Maggie reichte ihm das Telefon.
    Gorham unterdrückte einen Fluch. Tatsache war, dass er John Vorpal nicht sonderlich leiden konnte; da sie aber beide im Vorstand der Eigentümergemeinschaft saßen, musste er irgendwie mit ihm klarkommen. Aber seit Vorpal Vorstandsvorsitzender war, trieben er und Jim Bandersnatch einen Haufen Dinge, die Gorham überhaupt nicht guthieß.
    »John, ich kann jetzt nicht reden.«
    »Wir müssen uns über 7B unterhalten. Die Leute erwarten eine Antwort. Sind Sie am Sonntag da?«
    »Nein, da muss ich nach Westchester.«
    »Das ist gar nicht gut, Gorham.«
    »Heute Abend nach dem Essen?«, bot er also an
    Maggie warf ihm einen bitterbösen Blick zu. Aber was sollte er machen? Zumindest würde er es auf die Weise mit etwas Glück schnell hinter sich bringen.
    »Also dann nach dem Essen.« Vorpal war auch nicht erfreut.
    Aber wenn John Vorpal darauf bestand, mit ihm unter vier Augen über 7B zu sprechen – die Wohnung, die schon auf der Tagesordnung der Versammlung am nächsten Mittwoch stand –, na, dann sollte er zum Teufel nach dem Abendessen noch bleiben.
    Es gab nur ein Problem. Sollte John Vorpal das sagen, was Gorham vermutete, dann würde er, Gorham Vandyck

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