Im Rausch der Freiheit
war.
Das Spiel begann um Viertel nach eins. Und während der nächsten dreieinviertel Stunden genoss Gorham Vandyck Master einen der glücklichsten Nachmittage seines Lebens. Das Spiel war wunderbar. Die Menge raste. Zuschauer tobten vor Begeisterung. Er sagte sich: Scheiß aufs Abendessen, den Cholesterinspiegel und aß drei Hotdogs. Die Jungen aßen mit Sicherheit mehr, doch er zählte nicht mit.
Was für ein Spiel! Die Yankees schafften sieben Runs im sechsten Inning, und Tino Martinez schlug zwei Homeruns, womit die Red Sox mit neun zu zwei besiegt wurden.
»Tja, Jungs«, sagte er, »das war ein Spiel, das wir unser Leben lang nicht vergessen werden!«
*
Als sie zu Hause ankamen, erwartete sie emsige Betriebsamkeit. Die Leute vom Partyservice waren schon da.
»Ihr Jungs«, sagte Maggie bestimmt, »seht zu, dass ihr sauber werdet und nicht im Weg steht.« Und Gorham war klar, dass er ebenfalls gemeint war.
Lee würde bei ihnen übernachten, weil er und Gorham jr. zu Greg Cohens Bar-Mizwa gingen. Dies würde das Bar-Mizwa-Jahr werden, und es war üblich, dass die jüdischen Jungen und Mädchen, die ihre Bar- oder Bat-Mizwa feierten, den größten Teil ihrer Klasse einluden. Manchmal nahm man auch am Gottesdienst teil – besonders wenn es ein enger Freund war –, aber Gorham jr. besuchte normalerweise nur die anschließende Party. Und genau so würden es die zwei Freunde an diesem Abend auch handhaben.
Gorham ging direkt ins Schlafzimmer, duschte und zog sich zum Dinner an. Er wollte die Jungen zur Bar-Mizwa fahren, ein paar Minuten bleiben, um den Cohens zu gratulieren, und rechtzeitig wieder zu Hause sein, bevor die Gäste eintrafen. Es war ein bisschen knapp, aber er schätzte, dass er es schaffen konnte.
Um Viertel nach sechs war er fertig, und Maggie kam ins Schlafzimmer, um sich ebenfalls in Schale zu werfen. Bevor er die Jungen fuhr, hatte er allerdings noch eine wichtige Pflicht zu erfüllen. Er ging in die Küche.
»Hi, Katie.« Er lächelte erfreut und gab der Chefin des Partyservices einen Kuss.
Katie Keller Caterers. Als sie zwei Jahre zuvor die Firma gründete, hatte sie die Masters gefragt, was sie von dem Namen hielten. Er und Maggie befanden ihn beide für gut.
Die Kellers hatte Gorham eigentlich erst nach dem Tod seines Vaters kennengelernt. Charlie verwaltete noch immer die Theodor-Keller-Sammlung, und gemäß seinen Anweisungen suchte Gorham die Familie auf und fragte sie, was mit den Fotografien geschehen sollte. Sie einigten sich bald darauf, einen Kunsthändler zu beauftragen, der dann die Sammlung, ohne viele Werbemaßnahmen, im Laufe der Jahre verkaufte. Die bescheidenen Erlöse teilten er und die Kellers unter sich auf. Sie waren auch später in Kontakt geblieben, daher kannte Gorham Katie Keller praktisch seit ihrer Geburt und war froh, jemandem helfen zu können, dessen Familie seit so langer Zeit mit seiner in Beziehung stand.
Katie war mittlerweile fünfundzwanzig Jahre alt, aber mit ihren straff nach hinten gebundenen blonden Haaren und in ihrer Kochuniform hätte sie, wie Gorham fand, für eine Achtzehnjährige – und zwar für eine hinreißende – durchgehen können. Wie sich von selbst verstand, nahmen er und Maggie, wann immer sie einen Partyservice brauchten, ihrer Dienstein Anspruch.
Nicht dass sie oft Gäste gehabt hätten. Gelegentlich mal eine Party. Ab und zu ein Dinner. An Bellas Kochkünsten war zwar nichts auszusetzen, aber für eine förmliche Einladung reichten sie dann doch nicht ganz, und zudem fehlte ihnen eigentlich auch jemand, der hätte servieren können, also beauftragten sie zu solchen Anlässen, wie die meisten aus ihrem Bekanntenkreis, einen Partyservice.
An dem Abend würden sie zu zehnt sein, und Katie bereitete ein Vier-Gänge-Menü zu. Sie hatte einen Vollzeitangestellten, Kent, und zwei junge Schauspieler, die im Bedarfsfall als Kellner und Tellerwäscher einsprangen, mitgebracht. Gorham schätzte, dass der ganze Abend, seinen eigenen Wein mitgerechnet, knapp über tausend Dollar kosten würde – was weniger war, als man in einem schicken Restaurant für zehn Leute zahlte.
Aber zuerst musste er sich um den Wein kümmern.
Gorham besaß keinen großen Weinkeller, doch er kannte sich recht gut aus und war stolz auf seine bescheidene Sammlung. In den Kellerverschlägen des Gebäudes herrschte eine Temperatur von ungefähr zwanzig Grad, also lagerte er seinen Wein im Landhaus, und für Gelegenheiten wie diese holte er das, was er brauchte,
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