Im Rausch der Freiheit
Königin und ihrem Hof gewogen. Und wie könnte es auch anders sein, da ich ihr Cousin bin?« Er bevorzugte die bedeutenden Familien, die englische Sitten kultivierten, und begünstigte sie bei der Vergabe von Ämtern, Aufträgen und Landzuteilungen. Aus diesem Grund schätzten die vielen weniger wohlhabenden niederländischen Familien, die sich noch immer an den armen Jakob Leisler erinnerten, Lord Cornbury nicht. Und ich vermute, dass umgekehrt der Lord auch nicht allzu viel für sie übrighatte. Glücklicherweise sprach ich mittlerweile recht gut Englisch, und nachdem ich so viele Jahre lang dem Baas gedient hatte, wusste ich, wie ich es meinem Herrn angenehm machen konnte.
Seine Lordschaft und seine Gemahlin hatten ursprünglich fünf Kinder, von denen allerdings nur noch zwei am Leben waren: Edward, bei meiner Ankunft zwölf Jahre alt, und ein schönes dunkelhaariges achtjähriges Mädchen namens Theodosia. Edward verbrachte die meiste Zeit mit seinem Hofmeister und Theodosia mit ihrer Mutter; meine Pflichten betrafen ausschließlich Seine Lordschaft. Es war ein leichter Dienst, denn obwohl er auf peinlicher Ordnung bestand, erklärte er immer genau, was er wollte, und sagte es mir, wenn er zufrieden war. Gegenüber den Menschen, die ihn aufsuchten, war er stets höflich; dennoch konnte ich erkennen, dass sich hinter seinen guten Manieren ein großer Ehrgeiz verbarg.
»Ein Gouverneur sollte seine Spuren in der Geschichte hinterlassen«, hörte ich ihn einmal sagen.
Insbesondere war ihm daran gelegen, die anglikanische Kirche zu stärken. Die Kirchenvorsteher der Trinity Church, zu denen einige der größten Handelsherren gehörten, waren oft bei ihm, und er schenkte dieser Gemeinde ein großes Stück Land, das sich die Westseite der Stadt hinaufzog. Er ließ den Broadway von Trinity bis hinunter zum Bowling Green, vor dem Fort, mit schönen Kopfsteinen pflastern. Er steckte außerdem anglikanische Geistliche in einige Kirchen der Presbyterianer und der Niederländer – was diesen ganz und gar nicht gefiel. Aber das kümmerte ihn nicht. »Meine Herren«, sagte er zu ihnen, »es tut mir leid, aber dies ist der Wille der Königin.« Das war alles Teil seines Plans. Ich stand dabei, als er eines Tages zu den Kirchenvorstehern von Trinity sprach. »New York ist dem Namen nach englisch«, sagte er, »und wir erwarten von Ihnen und der anglikanischen Geistlichkeit, dass es das auch de facto wird.«
Er war nicht hoffärtig, aber er hatte es gern vornehm. Die Gouverneursresidenz im Fort wies ein paar schöne Zimmer auf, aber elegant war sie nicht. »Dieses Haus ist wirklich unzumutbar«, sagte er oft. Eines Tages setzten wir zur Nut Island über, die nur ein kurzes Stück vor der Südspitze Manhattans liegt, und während er dort zwischen den Kastanienbäumen lustwandelte, sagte er zu mir: »Das ist ein bezauberndes Fleckchen Erde, Quash. Bezaubernd.« Und ohne lange zu fackeln, ließ er dort auf einer kleinen Anhöhe ein schönes Haus bauen. Schon bald darauf sprachen die Leute nur noch vom Governors Island.
Natürlich kostete das alles Geld. Aber eine Steuer für den Ausbau der Stadtbefestigung hatte erst kürzlich mehr als tausend Pfund eingebracht; und so nahm er die. Einige der Kaufleute, die die Steuer bezahlt hatten, waren darüber empört, aber ihn kümmerte das nicht. »Im Augenblick greift uns doch niemand an«, sagte er.
Während dieser ganzen Zeit sah ich Juffrouw Clara und die Familie zwar gelegentlich, aber über die Herrin fiel kein weiteres Wort – bis ich eines Tages Jan auf der Wall Street traf. »Sie ist zurückgekehrt, Quash«, erzählte er mir. »Sie hat erfahren, was der Gouverneur für die Engländer zum Nachteil der Niederländer alles so tut, und schon nach drei Tagen war sie wieder auf dem Weg nach Schenectady und meinte, sie werde nie wieder zurückkommen.« Er lachte und fügte hinzu: »Gott segne Lord Cornbury.«
Ich hatte ebenfalls Grund, Seiner Lordschaft dankbar zu sein. Als er einmal merkte, dass ich traurig war, fragte er mich, was mit mir sei, und ich antwortete, dass ich mich oft fragte, was wohl aus meinem Sohn Hudson geworden sei. Und was glauben Sie, was er da tat? Er ließ an alle Häfen der Welt, die von englischen Handels- oder Kriegsschiffen angelaufen wurden, Briefe schicken, die nach Hudsons Verbleib fragten. »Es wird lange dauern, und ich kann dir nichts versprechen«, sagte er, »aber einen Versuch ist es wert.« Er war ein gütiger Mann.
*
Lady Cornbury war eine
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