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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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des Gouverneurs, habe sie gefragt und mir dann gesagt, wenn das Kleid für Ihre Ladyschaft sei, würde sie nicht noch einmal auf Kredit arbeiten. Als Seine Lordschaft das hörte, stöhnte er auf. »Sie wollte also wissen, für wen das Kleid bestimmt war«, erzählte ich weiter, »und mir gefiel ihr Blick nicht, also habe ich behauptet, ich müsse Ihre Ladyschaft fragen«, sagte ich.
    Nun war die Geschichte zwar erfunden, aber Seine Lordschaft wusste durchaus, dass er bei den Niederländern und den Presbyterianern und vielen anderen allmählich immer unbeliebter wurde. Er hatte Feinde. Und das Gleiche galt für Ihre Ladyschaft wegen der unbezahlten Rechnungen. Außerdem waren ein paar Gerüchte über den seltsamen Kleidergeschmack Seiner Lordschaft in Umlauf- und die hatten gereicht, um sogar einen stolzen Mann wie Seine Lordschaft vorsichtig werden zu lassen.
    »Du hast richtig gehandelt«, sagte er zu mir. »Ich denke, wir sollten die Sache für eine Weile auf sich beruhen lassen.« Ich sah ihm aber an, dass er enttäuscht war.
    Also wartete ich noch ein paar Tage. Dann, eines Abends, als er ein bisschen traurig aussah, wagte ich meinen Vorstoß.
    »Ich habe nachgedacht, Eure Lordschaft«, sagte ich. »Es könnte eine Lösung für Ihr Problem geben.«
    »Ach?«, sagte er.
    »Ja«, sagte ich. Ich hätte mir schon lange überlegt, erklärte ich ihm, dass ich, sollte ich jemals freikommen, ein kleines Geschäft in der Stadt eröffnen, und dort allerlei Galanteriewaren verkaufen und auch Damenkleider schneidern lassen könnte. Ich glaubte, sagte ich, Jan und Juffrouw Clara würden mich unterstützen und mir Kundinnen schicken; und ich hätte auch schon eine Näherin im Auge, die ich beschäftigen könnte. »Wenn ich ein solches Geschäft hätte«, sagte ich, »würde ich Eurer Lordschaft so viele Kleider anfertigen, wie Eure Lordschaft wollen, und keiner würde Fragen stellen. Denn die Leute würden mich nicht mehr als den Sklaven Eurer Lordschaft ansehen. Keiner außer mir selbst würde wissen, dass ich Sie beliefere. Und für Ihre Ladyschaft könnte ich ebenfalls schneidern. Und natürlich wäre ich, wenn es um Eure Lordschaft geht, nicht auf Gewinn aus. Ich würde Eure Lordschaft und Ihre Ladyschaft zum Selbstkostenpreis beliefern.«
    »Zum Selbstkostenpreis?«, sagte er, und ich nickte.
    »Nicht nur Kleider, Eure Lordschaft. Unterröcke, Seidenstrümpfe, alles, was Sie und Ihre Ladyschaft sich nur wünschen würden«, sagte ich.
    »Hmm«, sagte Seine Lordschaft. »Und der Preis dafür wäre, dir die Freiheit zu schenken?«
    »Anders könnte ich es nicht machen«, sagte ich.
    »Ich werde es mir überlegen«, sagte er.
    Jetzt denken Sie vielleicht, dass ich mit meinem Angebot, Lady Katherine Cornbury zu beliefern, ein Risiko einging, da ihre Rechnungen schließlich nicht immer bezahlt wurden. Ich war mir aber ziemlich sicher, dass Seine Lordschaft prompt bezahlen würde, um rasch weitere Kleider zu bekommen.
    *
    Am Tag darauf wurde ich in den kleinen Salon gerufen. Ich erwartete, dort Seine Lordschaft vorzufinden. Doch es war Lady Katherine Cornbury. Sie saß in einem Fauteuil und sah mich nachdenklich an.
    »Seine Lordschaft hat mir von seinem Gespräch mit dir berichtet«, sagte sie. »Und ich habe eine Sorge.«
    »Eure Ladyschaft?«, fragte ich.
    »Ja. Wenn er dich freilässt, hätte Seine Lordschaft, wenn du reden solltest, keinerlei Handhabe gegen dich. Du weißt, was ich meine.« Und sie sah mir offen in die Augen. »Ich muss ihn schützen«, sagte sie.
    Sie hatte natürlich recht. Seine Lordschaft legte sein Schicksal in meine Hände. Und ich bewunderte sie dafür, dass sie das aussprach. Also blieb ich einen Moment stumm. Dann zog ich mein Hemd aus. Ich sah, wie sich ihre Augen weiteten. Aber dann drehte ich mich um, und ich hörte sie leise nach Luft schnappen, als sie die Narben auf meinem Rücken sah.
    »Das hat mir ein Pflanzer angetan, Eure Ladyschaft«, sagte ich, »bevor ich hierherkam. Und um die Wahrheit zu sagen, Mylady, würde ich diesen Pflanzer töten, wenn ich könnte.«
    »Oh«, sagte sie.
    »Doch in diesem Haus«, fuhr ich fort, »habe ich nichts als Güte erfahren.« Und ich sagte dies mit einiger Bewegung, denn es war die Wahrheit. »Und wenn Seine Lordschaft mir die Freiheit schenkt, nach der ich mich schon mein Leben lang sehne, würde ich mich eher wieder auspeitschen lassen, als ihm das mit Verrat zu vergelten.«
    Nun, sie sah mich lange an, und dann sagte sie: »Danke, Quash.« Und ich

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