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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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wurden die Leute in aller Stille begraben. Ein paar Nachbarn und Gäste der Schenke kamen, um ihr Beileid auszusprechen. Er aber hatte sich entscheiden müssen, wie es weitergehen sollte.
    Wenigstens diese Entscheidung war einfach gewesen. Sein Großvater hatte kurz vor seinem Tod mit ihm darüber gesprochen. Es hatte keinen Sinn, in seinem Alter zu versuchen, eine Schenke zu führen. Und er wusste sowieso, was er wollte.
    »Du willst raus auf See?«, hatte der alte Mann mit einem Seufzer gesagt. »Na ja, in deinem Alter wollte ich wohl das Gleiche.« Und er hatte dem Jungen die Namen von zwei Schiffskapitänen genannt. »Die kennen mich. Sag du denen einfach, wer du bist, und die kümmern sich schon um dich.«
    Und da hatte er einen Fehler gemacht. Aus Ungeduld. Die Schenke zu liquidieren hatte nicht viel Zeit erfordert, da die Räumlichkeiten nur gepachtet waren. Und sonst gab es nichts, was ihn in der Stadt gehalten hätte. Sobald sich also, Anfang März, das Wetter wendete, hatte er aufbrechen wollen. Sein Großvater hatte seine bescheidenen Ersparnisse und ein paar Wertgegenstände in einer kleinen Truhe verwahrt. Hudson hatte die Truhe genommen und sie dem besten Freund seines Großvaters, einem Bäcker, der in der Nähe der Schenke wohnte, zur Aufbewahrung anvertraut. Dann war er frei.
    Die beiden Kapitäne, die sein Großvater ihm empfohlen hatte, waren auf See, also hatte er bei einem anderen angeheuert, und am Siebzehnten des Monats, am St.-Patrick’s-Day, war sein Schiff in See gestochen. Die Fahrt war gut verlaufen. Sie hatten Jamaika erreicht, ihre Fracht verkauft und die Rückreise über die Kleinen Antillen angetreten. Hier hatte das Schiff allerdings Reparaturen benötigt. Er war bezahlt und von einem anderen Kapitän übernommen worden, der die Küste entlang nach New York und weiter nach Boston segeln wollte.
    Auf dieser Fahrt hatte er seine Lektion gelernt. Der Kapitän war ein unfähiger Säufer. Zweimal war das Schiff während Stürmen fast untergegangen, noch bevor sie auch nur die Chesapeake Bay erreicht hatten. Die Besatzung würde erst in Boston bezahlt werden, aber schon lange, bevor sie New York erreichten, hatte er beschlossen, seine Verluste als Lehrgeld abzuschreiben und sich abzusetzen. Er hatte seine Heuer von der vorigen Fahrt, und er schätzte, er würde davon in New York leben können, bis einer der Kapitäne seines Großvaters zurückkam.
    Er hatte sich an dem Morgen von Bord geschlichen. Jetzt brauchte er nur noch den Hafen ein paar Tage lang zu meiden, bis sein jetziges Schiff und dessen betrunkener Kapitän wieder abgesegelt wären. Er mochte ein Neger sein, aber er war schließlich ein freier Mann.
    Gegen Nachmittag war er zum Bäckerladen gegangen. Er hatte den Sohn des Bäckers, einen Jungen seines Alters, angetroffen. Aus welchem Grund auch immer hatte der Junge ihn irgendwie komisch angesehen. Er hatte nach dem Bäcker gefragt, aber der Junge hatte den Kopf geschüttelt.
    »Ist vor einem Monat gestorben. Mutter führt jetzt das Geschäft.«
    Hudson sprach ihm sein Beileid aus und erklärte dann, er sei gekommen, um seine Truhe abzuholen. Doch als er das sagte, zuckte der Junge nur die Achseln. »Weiß nix von einer Truhe.« Hudson hatte den Eindruck, dass der Junge log. Er fragte, wo die Bäckerswitwe sei. Bis zum nächsten Tag nicht da. Ob er nach der Truhe suchen dürfe? Nein. Und dann passierte etwas wirklich Seltsames. Er und der Bäckerssohn waren nie besonders enge Freunde gewesen, aber sie kannten sich praktisch ihr Leben lang. Trotzdem hatte ihn der Junge plötzlich angefahren, als habe es die Vergangenheit nie gegeben.
    »An deiner Stelle, Nigger«, hatte er bösartig gesagt, »wär ich vorsichtig!« Dann hatte er ihn mit einer Handbewegung weggescheucht. Hudson war noch immer wie betäubt gewesen, als er die Schenke betreten und von einem Sklaven erfahren hatte, was los war.
    Am besten wäre es vielleicht gewesen, zum Hafen zurückzugehen, aber er hatte keine Lust, dem Kapitän in die Arme zu laufen, der sich mittlerweile bestimmt auf die Suche nach ihm gemacht hatte. Schlimmstenfalls konnte er die Stadt verlassen und im Freien übernachten. Aber das wollte er nicht. Die Vorstellung, dass die Bäckersfamilie ihm sein Geld gestohlen haben könnte, machte ihm erheblich zu schaffen.
    Deswegen bewegte er sich sehr vorsichtig, als er durch die Straßen der Stadt ging.
    *
    Die Probleme hatten am 18. März angefangen. Im Haus des Gouverneurs war aus ungeklärten

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