Im Rausch dieser Nacht
verstört. „Ich verstehe kein Wort von alledem.“
Greg dämpfte die Stimme. „Sherri, ich weiß, dass es viel verlangt ist. Aber bitte tu mir den Gefallen, einfach alles so hinzunehmen, was auch immer ich gleich sagen werde. Dieses eine Mal bitte. Ich wäre dir ewig dankbar.“
„Greg, ich habe dich noch nie so aufgelöst erlebt. Was ist denn bloß los?“
„Du wirst es gleich erleben“, erwiderte er verstimmt.
Dann ging er in die Küche, holte die Gläser mit dem Eistee und kehrte zurück.
„Mutter! Vater! Penelope! Das ist Sherri Masterson. Wir sind seit fünf Jahren verheiratet.“ Greg wagte es nicht, Sherri anzusehen. Er ging zu seinen Gästen und gab Katrina und Penelope ihre Getränke. Dann half er Sherri galant, sich auf die Couch zu setzen, und nahm neben ihr Platz. Alle starrten ihn mit offenen Mündern an. „Sherri hatte kürzlich einen hässlichen Autounfall“, fuhr Greg unbeirrt fort. „Wir können froh sein, dass nichts Schlimmeres passiert ist.“
Katrina und Penelope musterten Sherri mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und schlecht verhohlener Missbilligung. Einen Moment lang glichen sich ihre Gesichtszüge auf eine fast groteske Weise. Greg hätte laut auflachen können, wenn ihm im Zusammenhang mit seiner Familie nicht schon vor langer Zeit jeder Sinn für Humor abhandengekommen wäre. Lässig legte er den Arm um Sherris Schultern.
Katrina war die Erste, die die Sprache wiederfand. „Masterson? War das der Name?“
Sherri nickte mit einem unverbindlichen Lächeln. Sie merkte, dass Greg, der neben ihr saß, keineswegs so entspannt war, wie er tat.
„Aus welcher Gegend stammen Sie, Sherri?“, fragte Gregs Mutter weiter.
„Ich bin hier in Texas auf dem Land aufgewachsen, bevor ich nach Austin kam.“
„Nun, dann werde ich Ihre Familie vermutlich nicht kennen“, bemerkte Katrina mit einer kaum merklichen Spitze. „Ich hoffe, es geht ihr gut.“
„Meine Eltern sind vor mehreren Jahren bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen.“
Aus Katrinas Gesicht wich alle Farbe. Dann sah sie zu Greg hinüber und gewann erstaunlich schnell wieder ihre Fassung zurück. „Du siehst gut aus, mein Lieber. Die Ehe scheint dir zu bekommen.“
Greg beobachtete Sherri und stellte fest, dass die Szene anfing, sie zu amüsieren.
„Es hätte nichts schaden können, wenn du uns von deinem Glück hättest wissen lassen“, fuhr Katrina fort. „Auch wundere ich mich, dass wir nie ein Wort darüber von Millie erfahren haben.“
„Vielleicht hättet ihr ja etwas erfahren, wenn ihr euch von Zeit zu Zeit mal bei ihr gemeldet hättet. Und sei es nur, um zu fragen, wie es ihr geht“, konterte Greg kühl.
Katrinas Lider zuckten. „Wie du weißt, bin ich sehr beschäftigt. Und außerdem hatten Millie und ich uns nie viel zu sagen. Du hingegen scheinst ihre Gesellschaft der unseren vorgezogen zu haben. Seltsamerweise war das schon so, als du noch ein Kind warst.“
Es hätte Greg keine Mühe gekostet, das zu erklären. Millie war einfach immer schon so etwas wie eine Zuflucht für ihn gewesen, die Chance, einem gefühlskalten Elternhaus wenigstens zeitweise zu entkommen. Aber was hatte es heute noch für einen Sinn, seiner Mutter solche Wahrheiten an den Kopf zu werfen? Sie war gewiss eine tolle Frau und wurde von ihrer Umgebung auch gebührend bewundert. Nur leider war sie eben auch eine beklagenswert schlechte Mutter gewesen.
„Ich mochte sie“, sagte Greg. „Man hatte immer Spaß bei ihr.“
„Nun ja, sie war halt ein wenig – nennen wir es einmal exzentrisch.“
Greg grinste. „So kann man es nennen.“
Katrina sah ihn irritiert an. „Dass du noch immer so verschlossen bist … Kein Mensch wird aus dir schlau.“ Greg spürte einen leichten Knuff in seine Rippen. „Dass du heiratest, hättest du uns wirklich mitteilen können.“
Zärtlich ergriff Greg Sherris Hand. „Wahrscheinlich wollte ich meine Sherri nur allein für mich haben.“
Katrina warf einen Blick auf Penelope. „Entschuldige, Liebes, ich hatte natürlich keine Ahnung, dass die Sache eine solche Wendung nimmt.“
Penelope sah gekränkt aus. „Ich hätte gar nicht herkommen sollen.“
„Unsinn.“ Dann wandte sich Katrina rasch wieder an ihren Sohn. „Das bringt mich darauf, warum wir überhaupt hier sind. Wir wollten dich fragen, ob du nicht wieder zu uns nach Connecticut zurückkommen willst. Jetzt, da Millie tot ist, hält dich ja hier wohl nichts mehr. Ich habe unseren Besuch übrigens absichtlich
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