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Im Reich der Löwin

Im Reich der Löwin

Titel: Im Reich der Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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leichter Schweißfilm auf ihre Haut trat, ließ er den kurzen Bart über ihre Vorderseite nach oben kratzen, schob einen der muskulösen Arme unter ihren Rücken und zog sie mühelos an sich. In ihren Augen lagen so viel Leidenschaft und Verwundbarkeit, dass ihm beinahe der Atem stockte. Zärtlich suchte er den leicht geöffneten Mund, und während seine Linke ihren schlanken Hals liebkoste, fanden sich die Zungen der beiden Liebenden. Voller Wonne ließen sie sich in die Kissen zurückfallen und erkundeten mit nicht erlahmen wollender Neugier den bekannten und doch immer wieder aufs Neue fremden Körper des anderen, bevor sie miteinander verschmolzen.
    Als sich sein Keuchen schließlich mit ihrem Stöhnen vermischte, klammerte sie sich an seinem Rücken fest und zog ihn an sich, bis sie schließlich nahezu zeitgleich in einem lustvollen Schrei erstarben. Erschöpft und erfüllt zugleich ergriff Berengaria seine Rechte und legte sie sanft auf ihren Bauch. »Spürst du das?«, flüsterte sie und küsste seine Schläfe, während sein Kopf an ihrer Brust ruhte. Mit einem leisen Brummen bewegte Ralph de Beaufort die Hand, die beinahe ihren gesamten Unterleib abdeckte, und steckte neckend den Finger in ihren Bauchnabel. »Nicht«, kicherte sie und drehte den Kopf, um ihm in die tiefblauen Augen zu blicken. Wie männlich er war!, schoss es ihr durch den Kopf, während sie die Linie seines energischen Kiefers mit der Fingerspitze nachfuhr, bis sie die Rundung seines Ohrläppchens erreichte. Der energische Mund öffnete sich zu einem kleinen Lächeln, das die Fältchen um seine liebevollen Augen vertiefte. Wie anders als Richard Löwenherz er sich anfühlte! Wohingegen sie bei den wenigen sexuellen Begegnungen mit ihrem Gemahl nichts als Furcht und Frustration empfunden hatte, war es dem eigentlich unbedeutenden Ralph de Beaufort, Ritter der Krone, gelungen, das Feuer der Leidenschaft in ihr nicht nur zu entfachen, sondern mit dem Öl seiner aufrichtigen Liebe zu einer sich nicht verzehren wollenden Lohe zu schüren.
    »Ich erwarte ein Kind von dir.« Einige Atemzüge lang hing diese bedeutungsschwere Feststellung in der Luft, ehe Ralph sich widerwillig aufrappelte und auf seinen rechten Ellenbogen stützte. »Das ist wundervoll«, stellte er mit einem leisen Anflug von Melancholie fest. »Aber es macht mir Angst.« Sein Blick wanderte zu einem der vielen Fenster im Hauptgebäude der kleinen Festung, auf die Berengaria sich schon bald nach ihrer Rückkehr aus dem Heiligen Land zurückgezogen hatte. Anfangs skeptisch, was die Anwesenheit der Königin auf seinem bescheidenen Lehen anging, hatte sich Ralph de Beaufort bald eines Besseren besonnen. Und die widerwillig geleistete Gastfreundschaft für die eigentliche Herrin der Burg hatte sich schon bald in eine alle Ständeschranken überwindende Liebe verwandelt. »Du hast Richard nie ein Kind geboren«, stellte er nüchtern fest und strich ihr eine der verschwitzten Locken aus der Stirn. Sie nickte. »Er hat überall das Gerücht gestreut, dass ich frigide und unfruchtbar sei«, gab sie halb amüsiert zurück. Dankbar hatte sie Ralphs Aufmerksamkeit in sich aufgesogen, und keine vier Wochen nachdem sie die kahle, nüchterne Festung – ein Geschenk ihres Gatten – in ein blühendes Juwel im Herzen des kleinen Dorfes Beaufort verwandelt hatte, war es ihm gelungen, ihre schlummernde Leidenschaft zu wecken und die sinnliche Liebhaberin in ihr zu befreien. »Das bist du ganz gewiss nicht«, versetzte er scherzend und küsste ihre geschlossenen Lider. »Aber wenn Richard herausfinden sollte, dass der Fehler bei ihm liegt, dann könnte das äußerst unangenehm für uns werden.«

England, Huntingdon, das königliche Zelt, 8. April 1194
     
    »Mein Gott, was für ein Weichling!« Mit einem heftigen Stoß gegen den schmalen Brustkorb sandte Humphrey Marshal, der Sohn des Earls of Pembroke, den empört ausrufenden Henry Plantagenet zu Boden, wo dieser mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen blieb. »Was geht es dich an?!«, herrschte Roland, der wie eine Furie zwischen Humphrey und seinen Bruder gefahren war, den Provokateur an. Während seine blaugrauen Augen empörte Funken sprühten, versetzte er ihm seinerseits einen wütenden Schlag in die Rippen. Seit dem ersten Abend, den er gemeinsam mit dem zweiten Knappen des Königs in Richards Vorzelt verbracht hatte, waren ihm dessen Großmäuligkeit und Überheblichkeit bitter aufgestoßen. Humphrey schien davon überzeugt zu sein, dass die

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