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Im Reich der Löwin

Im Reich der Löwin

Titel: Im Reich der Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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sinken und schloss einige Atemzüge lang die Augen. Während die Erleichterung warm durch seine Adern pulsierte, presste er die Nachricht an seine trockenen Lippen und sandte ein Dankesgebet gen Himmel. Mehr als einmal hatte er sich seit Guillaumes Abreise einen Narren gescholten, dass seine Milde ihn dazu veranlasst hatte, Weib und Kinder in Gefahr zu bringen. Doch offensichtlich waren die dunklen Ängste, die ihn Nacht für Nacht gemartert hatten, nichts weiter als ein Gespinst seines überanstrengten Gemüts. Catherine und den Zwillingen ging es gut, und wenn die Dinge in Frankreich weiterhin so erfolgreich verliefen, dann würde Harold seine Liebste hoffentlich schon bald wieder in die Arme schließen können. Allein der Gedanke an ihren warmen, weichen Körper, der trotz seiner Zartheit eine erstaunliche Kraft entwickeln konnte, wenn sich ihre Glieder umschlangen, sandte ihm einen Schauer der Lust über den Rücken.
    Und dennoch! Erneut zerriss der Stachel der Furcht, der sich mit nicht zu ignorierender Dringlichkeit in sein Herz bohrte, den dünnen Schleier der Wunschvorstellung. War der Brief nicht ein wenig steif? Mit gerunzelter Stirn überflog er das Schreiben erneut, durchforschte Zeile für Zeile nach Anzeichen, die auf etwas anderes hindeuteten als auf das ausdrücklich Gesagte. Aber nachdem er wohl zum zehnten Mal den Blick zum Anfang zurückwandern ließ, musste er sich eingestehen, dass er Catherines Schreibstil nicht einmal kannte. Da es sich bei diesem Feldzug um ihre erste Trennung handelte, hatte bisher nie die Notwendigkeit bestanden, schriftlich miteinander zu kommunizieren. Es war wie verteufelt! Unschlüssig drehte er die Nachricht in den Händen hin und her, bis ihn ein nur schwer zu erkennender Makel an der unteren Kante des hauchdünnen Pergamentes stutzen ließ. War das nicht die Spur einer verwischten Träne? Erneut zitternd trat er näher an den vierarmigen Kerzenleuchter, hob die Botschaft an die Augen und betrachtete sie eingehend. Nein! Vermutlich hatte ihre Hand die Tinte verwischt, als diese noch nicht ganz getrocknet war. Er seufzte. Wann würde er endlich ihre lachenden Augen wieder auf sich spüren? Wenngleich ihn der Krieg gegen den Franzosen mit der Genugtuung eines Kämpfers erfüllte, hinterließ er dennoch eine Leere in seinem Herzen, die ihm Furcht einflößte.
     
    ****
     
    Während Harold sich schwer auf einen harten Hocker fallen ließ, um den schwermütigen Gedanken nachzuhängen, die sich bei der sehnsüchtigen Erinnerung an seine Gemahlin unaufhaltsam Bahn brachen, war keine vier Kammern von ihm entfernt Wehmut das Letzte, was den beiden verschwitzten, auf einer ausladenden Bettstatt Herumtollenden durch den Kopf ging. »Ich habe mich schon lange nicht mehr so wundervoll amüsiert«, nuschelte Richard Löwenherz, als er die schwieligen Hände in dem weichen Bauch des Mädchens vergrub, das er sich aus der Vielzahl der Dienstmägde ausgewählt hatte. Ihre wohlgerundeten Hinterbacken wippten rhythmisch hin und her, während sie – rittlings auf ihm sitzend – das Versprechen erfüllte, das er in ihren scheinbar schamhaft niedergeschlagenen Augen hatte aufblitzen sehen. Kaum hatte sie sich bei dem Bankett in der Halle aus dem tiefen Knicks erhoben, der einen schwindelerregenden Einblick in ihren Ausschnitt gewährte, und den mit frischem Beerwein gefüllten Krug vor Richard abgesetzt, als er ihr mit einem Zeichen geboten hatte, zu ihm zu treten. Der Duft ihres frisch gewaschenen, blonden Haares hatte ihm um ein Haar den Appetit geraubt. Und als er ihr befohlen hatte, nach der Feier auf ihn zu warten, hatte die junge Frau verschmitzt gelächelt, was ihre Wangen mit zwei verführerischen Grübchen versehen hatte. Beinahe wäre er an Ort und Stelle über sie hergefallen. Doch die missfälligen Blicke des an seiner Seite tafelnden William Marshal und die nur schlecht verhohlene Eifersucht Blondels hatten ihn Vernunft annehmen lassen. Zwar war der Barde ein unglaublich zärtlicher Liebhaber. Aber hie und da verlangte Richards Männlichkeit nach dem weichen Schoß einer Frau.
    »Nicht müde werden«, drängte er, griff sie hart an der ausladenden Taille und hob sie mühelos auf und ab, bis er sich schließlich nicht mehr zurückhalten konnte. Ungestüm warf er sich mit ihr auf die Seite und drang von hinten in sie ein. »Oh, mein Gott!«, stöhnte sie, grub die Fingernägel in die weiche Matratze und gab wenig später einen kleinen Schrei von sich. »Königlich«, hauchte

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