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Im Reich der Löwin

Im Reich der Löwin

Titel: Im Reich der Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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sie, rollte sich auf den Rücken und zog seinen schweißnassen Kopf an ihre Brust, wo er sich eine Weile von ihr liebkosen ließ. Dann löste er sich von ihr, reichte ihr das am Fußende des Bettes zusammengeknüllte Kleid und verscheuchte sie mit einem Klaps auf die Rückseite. »Das ist für dich.« Ungeschickt angelte er eine Silbermünze aus einem Beutel und reichte sie dem Mädchen, das mit einem letzten bewundernden Blick auf seinen muskulösen Körper das einfache Gewand überwarf und sich aus dem Gemach stahl.

Frankreich, Burg Beaufort, Ende Juli 1194
     
    Die Hand auf dem gewölbten Bauch, den Kopf an Ralph de Beauforts Schulter, ließ Berengaria von Navarra verträumt den Blick über die eigentümlichen Hügel der Auvergne schweifen, über denen sich der blassblaue Himmel allmählich rosarot färbte. Noch trieben die Schwalben hoch oben ihr heiteres Spiel, was darauf schließen ließ, dass auch der folgende Tag heiß und trocken werden würde. Aber auch die Eulen und Fledermäuse waren schon erwacht. Tief unter ihnen, vor der kleinen Kirche des Dorfes Beaufort jubelten die in ihre beste Tracht gekleideten Bauern einem jungen Paar zu, das an diesem Tag getraut worden war. Ein hochgewachsenes Mädchen – die Tochter des größten Schafzüchters der Gegend – war mit einem bärenstarken Landarbeiter vermählt worden, dessen Familie in der Vergangenheit die besten Pflugführer der Grafschaft hervorgebracht hatte. Da dem Paar eine nicht unbeträchtliche Parzelle Land zugeteilt worden war, würde der junge Bursche alle Hände voll zu tun haben, die Ernte einzubringen und seinem Herrn den Teil abzuführen, den er ihm schuldete. Selbst aus der Entfernung war den beiden deutlich anzusehen, wie glücklich sie waren, und Berengaria, die sich für die Liebe der jungen Leute eingesetzt hatte, lächelte zufrieden. Eigentlich hatte der Vater des Mädchens, seine Tochter mit einem verwitweten Schafzüchter verehelichen wollen. In ihrer Verzweifelung hatte sich die junge Frau an die englische Königin gewandt. Dieser war es tatsächlich gelungen, den Mann von seinem Vorhaben abzubringen und ihn davon zu überzeugen, dass der Pflugführer die bessere Wahl war. Das Säckchen Silbermünzen, das dabei den Besitzer gewechselt hatte, verschwieg Berengaria wohlweislich vor den Liebenden, die sich mit vielen Worten und rührenden Gesten bei ihr bedankt hatten.
    Eine Bewegung am Horizont ließ sie die Augen zusammenkneifen. In etwa zwei Meilen Entfernung näherte sich ein einzelner Reiter, der geschickt den tiefen Löchern und Furchen auswich, welche die Straße zu der kleinen Festung tückisch und gefährlich machten. Nachdem sie ihn einige Augenblicke lang schweigend beobachtet hatte, fragte Berengaria den Ritter an ihrer Seite neugierig: »Wer kann das sein?« Als Ralph de Beaufort die Schultern zuckte und einen Kuss auf ihre dunklen, unbedeckten Locken hauchte, wandte sie sich zu ihm um und sah mit gerunzelter Stirn zu ihm auf. Der laue Sommerwind, der von Osten her über das Land fächelte, zerwühlte seinen ohnehin wilden Blondschopf, und die von feinen Lachfalten umgebenen blauen Augen lagen voller Liebe auf ihr. »Ich weiß nicht«, hub sie zögernd an und schlang die Hände um seine Taille. »Seit einiger Zeit habe ich immer wieder diese dunklen Vorahnungen.« Ihre Augen trübten sich, doch Ralph legte beschwichtigend den Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich. Einige Atemzüge lang genoss sie das Gefühl der Geborgenheit, bevor sie sich von ihm losmachte und einen tiefen Seufzer ausstieß.
    »Du brauchst dich nicht zu fürchten«, beruhigte er sie. »Bruder Anselm sagt, dass die Gefahr einer Fehlgeburt gebannt ist.« In weniger als vier Monaten würde sie ihm das lang ersehnte Kind gebären, und allein der Gedanke daran, erfüllte ihn mit beinahe schmerzhafter Freude. »Es ist nicht wegen des Kindes«, erwiderte sie leise, ergriff seine Hand und zog ihn auf den schattigen Torweg zu, der aus dem kleinen Garten an der Westmauer ins Innere des Burghofes führte. »Ich weiß auch nicht, was es ist, aber es macht mir Angst.« Als sie den Durchgang zu dem kleinen Säulengang erreicht hatten, ließ sie ein ungeduldiges Hämmern an der Hauptpforte erschrocken zusammenfahren. »Der Reiter«, stellte Ralph nach einigen Augenblicken ruhig fest, küsste ihre kalte Hand und eilte auf den Mann zu, dessen leichter Umhang die Farben der Herzogin von Aquitanien trug. »Die Königinmutter schickt nach Euch«, versetzte der Bote

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