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Im Reich der Vogelmenschen

Im Reich der Vogelmenschen

Titel: Im Reich der Vogelmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt und E. Maine Hull
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etwa eine Meile weiter kreuzen. Kenlon vermochte bereits die menschlichen Gestalten in ihr zu erkennen. Er wandte sich an die beiden Offiziere:
    »Hat Durovsky Ihnen vom Schicksal des Kapitäns erzählt?«
    Sie nickten. Beide Männer waren blaß. Benjamin salutierte und sagte: »Sie können auf uns rechnen, Sir.«
    Dan Tedders fügte hinzu: »Ich hoffe, Sir, Sie werden der Stadt der Fischmenschen einige unserer Torpedos zu kosten geben.«
    Kenlon antwortete nicht. Der Haß, der aus diesen Worten sprach, berührte ihn unangenehm. Überrascht kam ihm zu Bewußtsein, daß er bisher noch nicht daran gedacht hatte, die Stadt anzugreifen. Stirnrunzelnd wandte er seine Aufmerksamkeit der sich nähernden Maschine zu. Während er sie beobachtete, kam ihm ein neuer Gedanke. In seinen bisherigen Überlegungen hatte ihm nur das sehr große Schiff Sorgen bereitet Nun aber war das erste Zeichen von Leben und Aktion von einem der kleineren Boote gekommen. Vielleicht war es klug, nicht nur dem Tausend-Fuß-Riesen, sondern auch den kleineren Einheiten gebührende Beachtung zu schenken. Vielleicht würde ein Uneingeweihter auch die »Seeschlange« als klein und unbedeutend abtun, ohne zu ahnen, daß drei gutplazierte Torpedos auch dem stärksten Gegner den Garaus machen konnten.
    Insgesamt gab es fünf kleinere Fahrzeuge, die nichts vom Baustil des 20. Jahrhunderts an sich hatten. Das am weitesten entfernt liegende war schwer zu erkennen. Es schien sich um ein wie ein Torpedo geformtes Schiff zu handeln, das sehr tief im Wasser lag, und Kenlon hatte den Eindruck, daß es weit über hundert Fuß in der Länge maß.
    Drei der verbleibenden vier Fahrzeuge wirkten wesentlich kürzer, unterschieden sich aber alle voneinander. Das eine war sehr schlank und hatte einen stromlinienförmigen Rumpf mit blauem Anstrich. Ein zweites wies zwei glänzende Türme auf, die wie Masten vom Deck aufragten und sich in schwindelnde Höhe erhoben. Das dritte der kleineren Schiffe war kugelförmig und maß etwa achtzig Fuß im Durchmesser. Es lag sehr hoch im Wasser und hatte keine sichtbaren Zugänge.
    Von dem letzten der Schiffe, das ein hochgelegenes Deck aufwies, war das Flugboot gekommen.
    Leutnant Benjamin fragte: »Wie nahe wollen wir sie herankommen lassen, Sir?«
    Kenlon wandte sich um und starrte dann auf das Flugzeug, das in knapp zweihundert Metern Entfernung schwebte. Er wunderte sich kurz, daß es so langsam flog, dann dachte er über Benjamins Frage nach – wie weit sollten sie die Maschine herafikommen lassen? Offen gestanden, hatte er sie nicht als gefährlich angesehen.
    »So wie ich die Dinge sehe«, sagte Tedders, »sitzen die da drüben im gleichen Boot wie wir, sind auf die gleiche Weise in diese Lage geraten. Ich sehe keinen Grund, warum wir unsere Nachkommen bekämpfen sollten. Oder sind es unsere Vorfahren?«
    Das Boot war noch hundert Fuß entfernt. Eine große uniformierte Gestalt hatte sich im Bug aufgerichtet. Kenlon zögerte nicht lange. Er befahl:
    »Mister Tedders, übernehmen Sie mit einem der Flugabwehrgeschütze die Deckung. Mister Benjamin, geben Sie Gefechtsalarm. Schicken Sie ein halbes Dutzend bewaffnete Männer an Deck und lassen Sie die Geschwindigkeit auf viereinhalb Knoten verringern.«
    Er wartete die Bestätigung der Befehle nicht ab. Plötzlich fühlte er sich wegen der ergriffenen Vorsichtsmaßnahmen wie ein Narr. Das Flugboot war nur noch wenige Fuß vom Kommandoturm entfernt. Die Insassen waren klar zu erkennen. Er zählte sieben Gestalten, und alle waren Frauen.
    Das Flugboot stieß sanft gegen die Brücke und verharrte in dieser Stellung. Sein Deck lag ungewöhnlich hoch, so daß die Frau, die am Bug stand, sehr groß erschien. Dann sah Kenlon, daß sie nicht nur sehr groß erschien, sondern es auch war. Ihre Größe mußte wenigstens sechs Fuß betragen.
    Ihre Uniform war aus schwerseidenem Material, das militärisch und doch weiblich wirkte. Als sie sprach, tat sie es mit einer Stimme, die offensichtlich gewohnt war, Befehle zu erteilen:
    »Wir grüßen das zwanzigste Jahrhundert.«
    Sie sagte es auf englisch.
    Kenlon schwieg überrascht. Seltsam akzentuiertes Englisch, aber zweifellos Englisch. Seine Erregung, die im Abflauen begriffen war, steigerte sich wieder. Zugleich löste sich die Spannung, die sich seit Tagen in ihm gebildet hatte. Jones-Gordons gewaltsames Ende schien plötzlich an Bedeutung zu verlieren. Es war ein bedauerliches Ereignis, aber es bedeutete nicht das Ende.
    Noch war er da –

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