Im Reich der Vogelmenschen
gesehen hatte, und fügte hinzu: »Jetzt, da wir angeflutet fahren, sind sie schwerer zu erkennen, aber immer noch auszumachen.«
Eine Minute lang starrte Jones-Gordon durch sein Glas. Dann wandte er sich um. »Gehen Sie nach unten und fragen Sie unsern Gefangenen, was diese Gebilde darstellen.«
Nemmos Stirn krauste sich, als Kenlon ihm die geschriebene Frage vorlegte. Er begann mit den Schwingen zu flattern, was, wie Kenlon wußte, ein Zeichen von Erregung war. Er schrieb:
›Andere wie ich wurden in die verschiedenen Zeitabschnitte geschickt. Offensichtlich gelang es einigen von ihnen, Kriegsschiffe einzubringen, die nicht in unsere Epoche gehören. Es gibt jedoch keine Anhaltspunkte dafür, daß U-Boote noch nach dem 20. Jahrhundert benutzt wurden, es sei denn für Unterwasserforschungsaufgaben. Mir scheint, daß nur ein U-Boot gegen die Stadt der Fischmenschen Erfolg haben kann.‹
7
Eine Stunde später, als sie sich dem großen Wasserfahrzeug bis auf eine Meile genähert hatten, musterte Kenlon das Schiff. Es war etwa tausend Fuß lang und ganz aus Metall. Kleinere Schiffe lagen darum verstreut im Wasser. Aufmerksam beobachtete Kenlon sie durch das Glas, als er ein schwaches Plätschern hörte.
Er wandte sich um und sah die beiden Riesen. Sein gellender Warnruf hallte über das Deck. Er griff nach seiner Waffe und sprang auf Jones-Gordon zu. So schnell er auch war, er kam zu spät. Bevor der Lieutenant Commander sich von der Reling zurückstoßen konnte, hatten große Hände ihn gepackt. Mit einer blitzschnellen Bewegung wurde er hochgehoben. Ein lautes Plätschern, das Gurgeln eines Ertrinkenden und eine Blasenbahn! Kenlon sah die drei Körper für einen flüchtigen Augenblick zwanzig Fuß unter sich, dann waren sie verschwunden.
Erst jetzt, als es zu spät war, peitschten die Schüsse aus seiner Waffe. Dann herrschte, bis auf das Rauschen der See, Ruhe. Die Motoren hatten gestoppt. Das U-Boot rollte schwer unter dem überhängenden Berg am Himmel.
Die Stille endete. »Himmel, was war das!« keuchte der Steuermann und starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Wasser.
Seine Worte brachen die Starre, die Kenlon gepackt hatte. Er wußte, daß nun alles von ihm abhing. Seine erste verzweifelte Eingebung war, das Boot tauchen zu lassen und die Mörder zu verfolgen. Dann kam ihm die Sinnlosigkeit dieses Unternehmens zu Bewußtsein. Rettung war unmöglich, aber das eine stand fest: Über eine Strecke, die lang genug war, würde sich die »Seeschlange« jedem Wesen im weiten grauen Ozean überlegen zeigen. Er konnte also die Stadt der Fischmenschen vor den Mördern erreichen. Er wußte nicht, zu welchem Zweck ihnen die Leiche des Kapitäns dienen sollte, aber er würde es zu verhindern wissen, was immer es auch sein mochte.
Kenlon riß das Telefon aus dem wasserdichten Gehäuse und rief den Maschinenraum. »Beide Maschinen halbe Kraft voraus, Mister Craig.«
»Halbe Kraft voraus, beide Maschinen. Aye, Aye, Sir.«
Die Turbinen summten, die »Seeschlange« nahm Fahrt auf. Kenlon wandte sich an den Mann am Steuer. »Durovsky, steuern Sie einen Kreiskurs um das große Schiff dort drüben. Halten Sie den Abstand, den wir jetzt haben. Kreisen Sie bis zum Empfang eines neuen Befehls.«
Langsam begann sich Kenlons Erstarrung zu lösen. Das Bewußtsein, daß Jones-Gordon tot war, belastete sein Gefühl, aber Verstand und Körper funktionierten, und wie immer in der Vergangenheit ließen die eisernen Forderungen der Pflicht Schreck und Schmerz weniger drückend erscheinen.
Der Bug des U-Bootes schnitt schnell durch die See. Kein Fischmensch konnte mit ihnen Schritt halten, geschweige denn sich an Bord hieven.
Wieder benutzte Kenlon das Telefon. »Wecken Sie Benny, Dan«, sagte er grimmig. »Bringen Sie ihn ohne Verzug auf die Brücke.«
»Wo ist der Kapitän?« fragte Tedders, als er durch das Luk stieg. »Ich dachte, er sei hier oben. Und was waren das für Schüsse, die ich hörte?«
Kenlon wartete, bis Leutnant Benjamin im Turm war. Der Zweite Offizier blickte sich schnell um. Sein Blick erfaßte den am Himmel hängenden Horst, haftete sekundenlang auf dem wie ein Torpedo geformten Schiff und kehrte zu Kenlon zurück. Er legte die Hand an die Mütze und wartete.
Kenlon sagte: »Durovsky.«
Der Steuermann salutierte. »Aye, aye, Sir.«
»Erzählen Sie Mister Benjamin und Mister Tedders, was mit dem Kommandanten geschah. Und halten Sie alle die Augen auf. Ich gehe nach unten, um mir von Nemmo einen
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