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Im Reich der Vogelmenschen

Im Reich der Vogelmenschen

Titel: Im Reich der Vogelmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt und E. Maine Hull
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Kraft hielt ihn gefesselt.
    Mit verzweifelter Anstrengung versuchte er, seinen Revolver zu erreichen. Die Hand gehorchte seinem Willen nicht.
    Das Gefühl der Panik, das ihn durchströmte, wurde durch die schreckliche Gewißheit einer Katastrophe vertieft. Dumpf kam ihm zu Bewußtsein, daß Leutnant Benjamin sich ebenso erfolglos gegen den Einfluß der unsichtbaren Kraft sträubte.
    Das Gefühl der Unbeweglichkeit erstreckte sich bis in seine Finger, es ergriff sein Gesicht und seine Kehle, seine Beine und Anne.
    Kenlon stand starr, während das Wissen, gelähmt zu sein, langsam hinter seine Stirn drang.
    Eine Frau war im Begriff, ein voll ausgerüstetes, voll bemanntes U-Boot der US-Navy zu kapern.
    Die Welt, in der er lebte, war immer noch von Empfindungen erfüllt. Die Turbinen dröhnten, deutlich war zu fühlen, wie die »Seeschlange« mit dem Wogen der See rollte. Hinter den dicken Glasscheiben des Kontrollraums schäumte das Meer fast über das lange Deck. Kenlon sah seine eigenen Leute draußen.
    Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, daß Dorilee und ein anderes uniformiertes Mädchen über die Treppe des Flugbootes herabstiegen. Sekunden später schoben die beiden sich in den Kontrollraum. Dorilee blieb. Die Sessa und das Mädchen in Uniform gingen hinaus und stiegen in das Flugboot. Dann warf Dorilee Kenlon einen flüchtigen Blick zu und setzte sich in Richtung der tiefer gelegenen Räume in Bewegung.
    Kenlon stand starr. Er fühlte nichts, aber sein Verstand war klar. Sein Herz mußte noch schlagen, die Lungen ihre Funktion erfüllen.
    Er konnte weder sprechen noch sich bewegen.
    Er nahm nicht an, daß die Frau ihn in mörderischer Absicht in diesen Zustand versetzt hatte. Sie ergriff nur von dem U-Boot Besitz, um die Pläne der Vogelmenschen ausführen zu können. Alle diese Wesen hatten entdeckt, daß allein die »Seeschlange« für ihre Zwecke in Frage kam.
    Mochten die Absichten der Sessa noch so harmlos sein, sie änderten nichts an den Tatsachen. Kenlon war vor seinen Männern blamiert worden. Zwei Tage nach der Übernahme des U-Bootes hatte er das Schiff verloren, indem er sich von einer Frau hatte überlisten lassen.
    Nach mehreren Minuten sah er Dorilee auf dem Weg zum Maschinenraum und zum Hecktorpedoraum. Auch sie mußte diese verteufelten Kristalle verstreut haben, denn längs ihres Weges lagen, saßen oder standen Männer gelähmt in grotesken Stellungen – und dachten wahrscheinlich an ihren Kommandanten, der sie im Stich gelassen hatte.
    Dorilee stieg wieder in den Kontrollraum hinauf. Sie trug einen schweren Sack. »Pistolen«, erklärte sie.
    »Was für ein schreckliches Schiff«, fuhr sie schaudernd fort. »Alle Räume so eng und nur ein schmaler Gang zwischen den fürchterlichen Motoren.«
    Unwillkürlich wanderten Kenlons Gedanken zu den primitiven Fahrzeugen zurück, auf denen er als Reserveoffizier der Navy seine jährlichen Übungsfahrten absolviert hatte. Er fragte sich, was sie wohl von diesen Fahrzeugen gedacht hätte, mit denen verglichen die »Seeschlange« ein Luxusschiff war.
    Der Gedanke erlosch. Noch immer stand er starr und reglos. Sein Gesichtsausdruck mußte die Spannung, die ihn zu zerreißen drohte, widerspiegeln. Sie warf ihm einen scharfen Blick zu.
    »Schluß damit!« sagte sie. »Es ist keine Schande, von überlegenem Wissen geschlagen zu werden. Ich bin sicher, daß Sie sich damit abfinden werden.«
    Kenlon wußte, daß er es nicht tun würde. Es war ihm immer klar gewesen, daß Frauen einer andern psychologischen Anschauung huldigten als Männer. Man mußte eine Frau sein, um sich der Schande, die er jetzt erlitt, nicht bewußt zu werden.
    Wieder ergriff sie das Wort: »Unter normalen Umständen hätten wir nie zu solchen Maßnahmen Zuflucht genommen. Aber der Herrschaftsanspruch der Sessa Clen muß in dieser Situation klar festgestellt werden.«
    Widerstrebend mußte Kenlon sich eingestehen, daß dem Verhalten der Frauen keine Böswilligkeit zugrunde lag. Aber er hätte beizeiten daran denken müssen, daß eine Frau, die sich auf dem Wege zu ihrer Hochzeit befand, auf jedes Hindernis wie eine Tigerin und nicht wie ein menschliches Wesen reagieren würde.
    »Es besteht kein Grund, warum es zu einem Blutvergießen kommen sollte«, sagte Dorilee.
    Die Feststellung war so seltsam, daß Kenlon aus seinen bitteren Überlegungen gerissen wurde. Die Worte schienen bedeutungslos. Von den zwei Offizieren und dem halben Dutzend Männern auf der Brücke abgesehen, war das Schiff

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