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Im Reich der Vogelmenschen

Im Reich der Vogelmenschen

Titel: Im Reich der Vogelmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt und E. Maine Hull
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aus seinem Glauben, daß sie durch ihre fortgeschrittene Wissenschaft nach Belieben mit ihm umspringen konnte, wenn er ihren Unwillen erregte. Und die Furcht war das Ergebnis seiner lebenslangen Gewißheit, daß es unmöglich war, einer Frau mit Vernunftgründen beizukommen.
    Er hatte lange und angestrengt darüber nachgedacht, wie er sich aller dieser Menschen gegen die Yaz bedienen konnte – das Clen-Boot mit seiner Ausrüstung würde dabei von außerordentlicher Bedeutung sein. Nun erinnerte ihn der unerwartete Besuch der Frau an die düsteren Erfahrungen, die er auf dem Yaz-Schiff gemacht hatte.
    Seine innere Spannung teilte sich offensichtlich dem großen Mädchen in der Offiziersuniform mit. Ein gequälter Ausdruck trat in Dorilees Gesicht.
    »Sie denken doch nicht daran, ihr die Besuchserlaubnis zu verweigern«, sagte sie, und ihre Stimme bebte. Sie schüttelte den Kopf. »Eine solche Nachricht könnte ich nicht überbringen. Ich müßte Hand an mich selbst legen.«
    »Aber was will sie hier?« fragte Kenlon unsicher.
    »Sie entschloß sich zu diesem Besuch, als sie Sie letzte Nacht im Wasser beobachtete«, sagte Dorilee. »Sie konnte nicht glauben, daß es einen Mann gab, der so tapfer wäre. Die Menschen der Clen-Zeit sind anders veranlagt.«
    Sie schloß: »Ich glaube, ihr Besuch ist persönlicher Natur. Sie möchte Ihnen noch einmal von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen.«
    Kenlon dachte: Die regnerische Nacht, die ihm und seinen Begleitern so dunkel erschienen war, mußte für die fortgeschrittenen Wissenschaften der andern wie heller Tag gewesen sein.
    »Haben Sie die Gestalten an Bord gesehen?« fragte er.
    »Nein. Ein Feld verbarg, was auf und in dem Schiff vorging.«
    Kenlon wollte Zeit gewinnen. Er fragte: »Können Sie mir erklären, wie es möglich ist, daß Sie ohne eine Übersetzungsmaschine perfekt Englisch sprechen? Und wie arbeiten die Maschinen, die von den andern benutzt werden?«
    »Wenn wir eine Sprache erlernen wollen, bedienen wir uns eines Feldes«, sagte Dorilee. »Mit Hilfe dieses Feldes wird die Sprache direkt unserm Gehirn eingeprägt. Natürlich wäre es närrisch, das Gehirn auf die Dauer mit den Tausenden von Sprachen zu belasten, die die Geschichte kennt.« Sie hob leicht die Achseln. »Wir begnügen uns damit, nur die Sprache zu prägen, die wir gerade brauchen. Benötigen wir sie nicht mehr, so löschen wir, was sich eingeprägt hat.«
    Kenlon schwieg überrascht.
    Die Frau fuhr fort: »Was die Übersetzungsmaschine betrifft, so wurde sie nicht von heute auf morgen geschaffen. Mehrere Generationen haben ihr ganzes Wissen und ihre ganze Arbeitskraft daran verwandt. Seit aber das erste Modell seine Bewährungsprobe bestand, hat es diesen Maschinentyp immer gegeben.«
    Ein Gedanke kam Kenlon: »Hat die Sessa sich auf diesen Besuch vorbereitet, indem sie Englisch in ihr Gehirn einprägen ließ?«
    Dorilees Miene verriet Entsetzen. »Natürlich nicht«, sagte sie fast atemlos. »Der Gedanke, daß eine Persönlichkeit ihres Ranges irgendeinem Energiefeld unterworfen wird, ist unvorstellbar.«
    »Dann ist anzunehmen, daß sie sich überhaupt keiner wissenschaftlichen Ausbildung unterzogen hat?« fragte Kenlon gespannt.
    »Selbstverständlich nicht«, erwiderte Dorilee gekränkt.
    Diese Bestätigung hatte Kenlon gesucht, während er seine scheinbar ziellosen Fragen stellte. Er hatte bezweifelt, daß die Sessa die Wissenschaft ihrer Zeit verstand. Nun war er davon überzeugt. Er holte tief Atem – und traf seine Entscheidung.
    »Nur die Sessa darf unter Deck kommen«, erklärte er mit Festigkeit.
    Erleichterung zeigte sich auf Dorilees Gesicht. »Natürlich«, sagte sie.
    Sie wandte sich um und eilte zum Flugboot zurück. Kenlon befahl Benjamin, Tedders und mehrere Besatzungsmitglieder an Deck.
    Tedders hörte ruhig zu und schwieg. Benjamin hatte Bedenken.
    »Sie wollen sie wirklich ins Bootsinnere lassen?« fragte er.
    »Ich werde zuerst gehen«, sagte Kenlon. »Dann kommt sie, und Sie folgen ihr. Lassen Sie die Hand nicht von der Waffe.«
    »Ja, aber woher weiß ich, ob sie eine verdächtige Bewegung macht? Wer sagt mir, wann ich eingreifen soll?«
    Es war eine berechtigte Frage, aber Kenlon hatte keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. »Halten Sie sich an Ihren gesunden Menschenverstand«, sagte er schnell. »Schließlich steht eine einzige Frau gegen hundertzwanzig Männer. Hier kommen sie.«
    Eine schmale Treppe war aus dem Flugboot herabgesenkt worden. Es sah

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