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Im Reich der Vogelmenschen

Im Reich der Vogelmenschen

Titel: Im Reich der Vogelmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt und E. Maine Hull
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aus, als packte die Sessa das Geländer fester als notwendig, als sie über die Metallstufen herabschritt.
    Kenlon griff nach ihrer Hand, als sie das schwankende Deck betrat. Die See ging ziemlich stark, und das Boot schwankte in einer Art, die der Frau offensichtlich nicht vertraut war; sie rang nach Atem und blieb sichtlich erschrocken stehen.
    Dann preßte sie die Lippen aufeinander und ging weiter, ohne Kenlons Hand loszulassen. Sie war eine schöne Frau von königlichem Gebaren. Schweigend folgte sie Kenlon in das Bootsinnere. Aber als sie den Kontrollraum betrat, fiel etwas von ihrer hoheitsvollen Art von ihr ab. Ihre Miene spannte sich, die Augen blickten scharf und wachsam.
    Sie sprach in ein kleines, an ihrem Handgelenk befestigtes Gerät, und die Übersetzung kam über Dorilee aus dem Flugboot in einen kleinen Lautsprecher, den der weibliche Leutnant in Kenlons Ohr befestigt hatte:
    »Die Sessa fragt, ob der Raum, in dem Sie sich befinden, die Zentrale ist, aus der alle automatischen Maschinen gesteuert werden?«
    »Das stimmt«, sagte Kenlon.
    Während er noch sprach, kam ihm zu Bewußtsein, daß sie ihre Frage in einem andern Sinn gestellt hatte, als er sie beantwortete. Für ihn war der Kontrollraum die Zentrale, von der aus der Kommandant das Boot steuerte. Automatische Maschinen und automatische Kontrolle aber gehörten einer weit höheren Entwicklungsstufe an.
    In seinen Tagträumen hatte er zuweilen versucht, sich ein vollkommen automatisches U-Boot vorzustellen, das von einem einzigen Mann bedient werden konnte. In ihm sollte die Verwendung veränderlicher Energieprinzipien zur Kontrolle der Motoren, der Tauchvorgänge, der tausend Funktionen, die ein solches Boot erforderte, die Risiken der Unterwasserfahrt auf ein Minimum reduzieren.
    Dann gab es mehrere Dutzend Möglichkeiten, die Gyroskopidee zu verwenden, ferner …
    Das Bild war nie ganz klar geworden. Immer wieder traten praktische Hindernisse auf, die Kenlons geschulter Verstand nicht fortleugnen konnte. Diese Hindernisse schienen nun ins Ungemessene zu wachsen und ließen die Vollendung in unermeßliche Fernen entschwinden.
    Die Worte, vermischt mit seinen eigenen Gedanken, hatten noch eine andere Wirkung auf Kenlon. Plötzlich wurde die Tatsache lebendig, daß diese Frau aus einer Zeit stammte, die seiner eigenen weit voraus war. Er fühlte, wie sein Atem schneller ging. In der Annahme, daß Dorilee antworten würde, sagte er: »Ich habe Sie nie gefragt, aus welcher Zeitperiode Sie stammen.«
    Die Sessa wandte sich um und musterte ihn.
    »Aus dem 135. Jahrhundert nach Christus«, sagte sie. Ihre Antwort kam durch den Mund Dorilees.
    Nie hätte er geglaubt, daß eine solche zeitliche Lücke zwischen ihnen klaffen könnte. Der Gedanke beunruhigte ihn. Die einzige Vergleichsmöglichkeit, die es für ihn gab, lag in den Insassen des runden Schiffes aus der Setidilladperiode. Die Clen-Zeit war noch 3000 Jahre älter, ihre wissenschaftliche Überlegenheit mußte weitaus größer sein, als er es sich vorgestellt hatte.
    Voller Furcht dachte er: Ich weiß so wenig über diese Menschen.
    Als er, unsicher, wie er sich verhalten sollte, die Sessa beobachtete, bemerkte er, daß ihre Hände in der kleinen Handtasche, die sie trug, suchten. Ihre Haltung deutete Unentschlossenheit an. Dann schien sie zu einem Entschluß zu kommen, denn sie sprach scharf in ihrer eigenen Sprache. Die Hand löste sich aus dem kleinen Beutel, sie umschloß ein kleines Häufchen weißer Kristalle.
    Mit einer weitausholenden Bewegung verstreute sie sie am Boden.
    Was dann geschah, ereignete sich in Sekundenschnelle.
    Etwas entströmte den Kristallen, etwas Unsichtbares und doch fast Handgreifliches, das an Kenlons Nerven zerrte. Er hörte, wie Benjamin der Atem entwich. Der Offizier schien zu erstarren. Der stellvertretende Elektroingenieuroffizier, der neben dem kleinen Kartentisch stand, wirkte steif und leblos.
    Für eine lange Zeitspanne war Kenlon sich nur zweier Dinge bewußt: des unangenehmen Prickeins seines Körpers und des Anblicks der beiden in der Bewegung erstarrten Männer.
    In der nächsten Sekunde übersetzte Dorilees Stimme, was die blonde Sessa gesagt hatte:
    »Nach Clen-Gesetz genießt eine Sessa Vorrang vor allen andern Personen. Gestützt auf dieses Gesetz, nehme ich daher dieses Schiff in Besitz.«
    Ihre Worte versetzten Kenlon in höchstes Erstaunen, und er gab sich den Befehl zu handeln.
    Nichts geschah.
    Er konnte sich nicht bewegen. Eine unsichtbare

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