Im Reich der Vogelmenschen
einander wie durch einen Schleier an, ihr Taumeln wurde stärker, als seien sie Blinde, deren Füße plötzlich auf einem unebenen Boden keinen festen Halt mehr fanden.
Zwei der Mädchen schienen sich Kenlons Anwesenheit bewußt zu werden. Schwankend liefen sie auf ihn zu. Die eine keuchte etwas in ihrer eigenen Sprache, erkannte aber, daß er sie nicht verstand. Taumelnd blieb sie einen Augenblick stehen, dann schienen ihn beide Mädchen zu vergessen.
Mit beiden Händen ihre Kehlen umschließend, stolperten sie auf den Niedergang zu. Alle vier schienen im gleichen Augenblick zu dem gleichen Entschluß gekommen zu sein. Drei der vier schlüpften durch die Tür und gerieten aus Kenlons Blickfeld. Die vierte sank zusammen als wäre sie von heimtückischen Dämpfen überwältigt worden.
Die Luft in der Nähe des Fußbodens enthielt mehr Sauerstoff, was sie für kurze Zeit zu beleben schien. Aber sie hatte sich zu sehr angestrengt, die vorausgegangenen Sekunden mußten ihren Körper zu sehr geschwächt haben. Zu allem Überfluß versuchte sie, wieder aufzustehen, wodurch sich ihr Zustand verschlimmerte.
Bewußtlos sank sie zu Boden. In allen Teilen des Schiffes würde es anderen ebenso wie ihr ergehen. Sie alle würden von den primitiven Maschinen besiegt werden, deren Hunger nach Luft so groß war, daß vier oder fünf Minuten genügte, den ganzen Vorrat eines großen U-Bootes zu erschöpfen.
In dem vollkommenen U-Boot, über das ihre technischen Bücher sie unterrichtet haben mußten, war das Problem, Hilfsmaschinen unter Wasser laufen zu lassen, wahrscheinlich ohne die Benutzung luftverzehrender Dieselmotoren gelöst worden.
So hatte niemand daran gedacht, welche wichtige Rolle der Sauerstoff spielen würde.
Nun, da es geschehen war, glaubte Kenlon zu wissen, warum sie sich nicht der atomgetriebenen Dampfturbinen bedient hatten. Es war eine indirekte Anwendung von Atomenergie, unglaublich kompliziert, ein Vorgang der sich nur langsam und schrittweise erzielen ließ. Der Clen-Ingenieur hatte dem Problem keine Beachtung geschenkt, hatte von dem einfacheren Mechanismus Gebrauch gemacht.
Soweit kam Kenlon in seiner automatischen Analyse, als er fühlte, wie ihn die Besinnung verließ. Es war nur eine teilweise Bewußtlosigkeit, die ihn noch befähigte, hinaufzulangen und das Ventil des Sauerstofftanks aufzudrehen. Schnell nahm er einige der lebenspendenden Atemzüge, schloß das Ventil und stand auf. Langsam ging er zu dem Mädchen, das an der Tür lag.
Er löste den Energiestab von ihrem Gurt, schob ihn in die Tasche und ging weiter. Fünf uniformierte Mädchen lagen reglos im Maschinenraum. Die höchst anpassungsfähigen Motoren liefen noch, begannen aber schon unregelmäßig zu arbeiten, da sie auf die fast reine Zufuhr von Öl angewiesen waren. Kenlon schaltete sie ab, nahm die fünf Energiestäbe von den Gurten der Mädchen an sich, dann kehrte er wie ein Taucher, der zu lange unter Wasser geblieben ist, mit hervorquellenden Augen an den Sauerstofftank zurück.
Diesmal berauschte der Sauerstoff ihn. Aber er blieb klar genug, um das Ventil offen zu lassen und sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Ein sanftes Zischen folgte ihm, als er sich leichtfüßig durch das U-Boot bewegte, um die uniformierten Gestalten um ihre Energiepistolen zu erleichtern. Den weiblichen Leutnant eingeschlossen, der bewußtlos auf der Brücke lag, befanden sich achtundzwanzig Soldaten der Sessa Clen an Bord.
Kenlon schloß ihre Waffen in einen der Schränke, dann trug er die Mädchen nacheinander in den vorderen Torpedoraum. Die verschiedenen Sauerstofftanks, die er aufgedreht hatte, durchsetzten die Atmosphäre belebend, und die Mädchen begannen sich zu rühren, als er sie völlig entkleidete, um sie sich dann selbst zu überlassen.
Es war eine unangenehme Arbeit, aber er hatte keine andere Wahl. In einem ihrer Kleidungsstücke mußte das Material verwoben sein, das sie gegen die Neurale immunisierte. Um sicherzugehen, daß er ihnen tatsächlich das neutralisierende Element nahm, durfte er ihnen nicht das kleinste Kleidungsstück lassen.
*
Als er den Torpedoraum verließ, sah Kenlon, daß einige seiner Männer sich erholt hatten und, was noch wichtiger erschien, sich über seine Absichten klar waren. Zum erstenmal hatte er das Gefühl, sein Prestige wiederhergestellt zu haben.
Eine Stunde später, als die »Seeschlange« wieder voll bemannt war und Kurs auf den Horst nahm, fühlte Kenlon sich immer noch leicht
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