Im Reich der Vogelmenschen
Er war groß und blond und, wie Kenlon erkannte, in beneidenswerter Verfassung.
Der Fremde beugte sich herab, umschloß Kenlons Handgelenke mit festem Griff und zog ihn an Bord.
Aus der Nähe gesehen wirkte er noch vollkommener, seine ganze Persönlichkeit strahlte Kraft und Zuversicht aus.
Ein Gedanke formte sich hinter Kenlons Stirn, die erste geistige Verbindung: »Willkommen an Bord, menschlicher Kamerad. Sei für immer mein Gast.«
Das Innere von Arpos Schiff war geschmackvoll eingerichtet. Überall standen tiefe, bequeme Sessel. Auf einen ungesehenen Befehl von Arpo schwang der Kenlon am nächsten stehende Sessel herum, ein naher Tisch folgte dem Beispiel. Kenlon nahm in dem Sessel Platz, den ihm sein Gastgeber anwies. Arpo umrundete den Tisch und setzte sich ihm gegenüber.
»Können Sie lesen, womit sich meine Gedanken beschäftigen?« fragte Kenlon.
Arpo bestätigte, daß er es könne und fügte hinzu, daß er zur Sicherheit ein Kraftfeld um Kenlon errichtet habe, so daß die Yaz von diesem und anderen Besuchen, die er plante, nichts erführen.
Seine Gedanken sagten: »Es ist nicht leicht, mit den Problemen, die diese fremdartigen Wesen präsentieren, fertig zu werden.«
Kenlon wartete. Er wagte kaum zu atmen.
Arpos Gedanken fuhren fort: »Geschöpfe wie die Yaz unterliegen völlig einem subjektiven Gefühl, das nur den Vorteil ihrer eigenen Rasse kennt. Sie werden sich erst ändern, wenn zahllose Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Rassen der Milchstraße stattgefunden haben. Erst nach vielen Zusammenstößen und Gesprächen in den vor uns liegenden Jahrhunderten werden wir im Raum zu Bedingungen kommen, die dem ähneln, was sich schließlich auf der Erde ereignete, als meine Vorfahren erfolgreich gegen Kriege und Gewalt Stellung nahmen.
Die dazu nötigen Vorbedingungen existieren im Augenblick nicht draußen zwischen den Sternen. Natürlich werde ich Ihnen helfen …«
Von Arpos Schiff begab Kenlon sich zu dem Sportboot mit den hohen Masten. Nachdem er Robairst den Grund seines Kommens erklärt hatte, ging der Mann unter Deck. Als er wieder auftauchte, war er grimmig.
»Tainar wird an Bord bleiben«, sagte er. »Ich werde auf Ihr U-Boot gehen. Wir halten Ihren Plan für gut.«
Es war Arpos Plan, aber Kenlon ließ den andern bei seiner Meinung. Später war Zeit genug, dem, der es verdient hatte, Anerkennung auszusprechen.
Danach fuhr Kenlon zur Segomay 8. Kapitän Gand war ein stämmig gebauter Mann von etwa fünfzig Jahren. Er hörte Kenlon wenige Sekunden an, dann sagte er in das Mikrophon: »Einen Augenblick. Ich bin der Ansicht, daß alle dies hören sollten.«
Eine Minute später erklärte Kenlon, wie es sich mit den Yaz verhielt. Wie die Männer unter Deck darauf reagierten, erfuhr er nicht.
Als Kenlon seinen Bericht beendet hatte, sagte Gand: »Kapitän, wir haben Sie einem Lügendetektortest unterzogen, während Sie sprachen. Ihre Schilderung entspricht den Tatsachen. Wir stimmen Ihrem Plan zu und sind heute nacht ab zwei Uhr bereit, unsern Teil des Angriffs auszuführen.«
Seine Augen leuchteten hell, als er Kenlons Hand schüttelte. »So ändern sich die Dinge, nicht wahr? Ich habe Angst, zugegeben. Aber die Tatsache, daß Arpo mitmacht, beeindruckt mich, obwohl mir nicht klar ist, was er dabei tun kann.«
»Er erklärte mir, daß er in ihr Schiff eindringen könne«, sagte Kenlon.
Gands Augen weiteten sich. »In eigener Person?«
»Geistig.«
»Oh!« Gand schwieg, dann sagte er kopfschüttelnd: »Ich verstehe es nicht. Aber es klingt beeindruckend. Sagte er, was er tun könnte, wenn er dort wäre?«
»Nein.«
»Nun…«, Gands Stimme klang zweifelnd. »Wir können nur das Beste hoffen.« Sein Gesicht war blaß, als er schloß: »Dies ist gewiß eine unerwartete Entwicklung.«
»Wir hören zu«, sagte eine Stimme.
»Teufel!« sagte Gand.
Überrascht blickte er sich um, musterte dann prüfend das Sprechgerät.
Kenlon wurde klar, daß die Stimme einem der Männer auf dem runden Schiff gehören mußte. Er sagte: »Sie haben ihre Abhörmethoden verbessert.«
Gand wandte sich an Kenlon: »Sie wissen, was das ist?«
Kenlon erklärte es. Dann schwiegen sie beide, während der Führer der Setidilladgeschöpfe fortfuhr: »Ja, wir haben lange Stunden daran gearbeitet. Wir können uns jetzt in die Verständigungssysteme der verschiedenen Schiffe einschalten und uns ihrer Übersetzungsgeräte bedienen. Wir wollten Ihnen die Mühe ersparen, sich zu uns begeben zu
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