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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Eltern ermordet hast?«
    Â»Ich heiße Mallucé, Miststück! Für dich bin ich der Lord Master. Und mein Vater hat den Tod verdient. Er behauptete, ein Menschenfreund zu sein. Er verschleuderte mein Erbe. Ich bat ihn, damit aufzuhören, aber er tat es nicht.«
    Barrons hatte ihn gegen sich aufgebracht, indem er ihn mit Junior angesprochen hatte. Das war der Name, den Alina mir gegeben hatte. Ich würde ihn nicht besudeln,indem ich Mallucé so nannte. »Du bist derjenige, der den Tod verdient. Einige Menschen sind einfach aus Versehen auf die Welt gekommen, Johnny.«
    Â»Sprich mich nie so an! Du wirst diesen Namen NIE wieder benutzen!«, kreischte er.
    Ich hatte den Nagel auf den Kopf getroffen und etwas gefunden, was den Vampir noch wütender machte als die Anrede »Junior«. War dies der Kosename, den seine Mutter für ihn gehabt hatte? Hatte ihn sein Vater mit dieser Verniedlichung herabgesetzt?
    Â»Ich bin nicht diejenige, die ein Ungeheuer aus dir gemacht hat. Du bist so geboren, Johnny.« Ich verlor fast den Verstand vor Schmerz. In einem Arm hatte ich überhaupt kein Gefühl mehr. Mein Gesicht und der Hals waren blutüberströmt. »Johnny, Johnny, Johnny«, sang ich. »Johnny, kleiner Johnny. Du wirst nie etwas anderes sein als ein  …«
    Der nächste Hieb verwandelte meinen Wangenknochen in ein loderndes Feuer. Ich fiel auf die Knie, das Amulett glitt mir aus der Hand.
    Â»Johnny, Johnny«, sagte ich – zumindest glaube ich, dass ich es noch herausbrachte. Töte mich, betete ich im Stillen. Töte mich schnell.
    Sein nächster Schlag schmetterte mich an die Felswand. Die Knochen in meinen Beinen brachen. Ich fiel in eine gnädige Ohnmacht.

Siebzehn
    Ich weiß nicht, woher die Träume kommen. Hin und wieder glaube ich, sie entstammen einem genetisch verankerten Gedächtnis, oder sie sind göttliche Botschaften. Vielleicht auch Warnungen. Möglicherweise kommen wir mit einem mentalen Handbuch fürs Leben auf die Welt und sind nur zu schwerfällig, es zu lesen, weil wir es als irrationales Abfallprodukt des »rationalen« Verstandes ansehen. Manchmal denke ich, dass all die Antworten, die wir brauchen, im schlummernden Unterbewusstsein, in den Träumen zu finden sind. Das Handbuch ist immer parat, und jede Nacht, wenn wir den Kopf aufs Kissen betten, wird es aufgeschlagen. Der Weise liest es und befolgt die Ratschläge. Wir anderen bemühen uns, so gut wir können, alle beunruhigenden Enthüllungen, die wir erlebt haben, nach dem Aufwachen zu vergessen.
    Ich hatte als Kind einen immer wiederkehrenden Alptraum. Einen Traum mit vier eindeutigen Geschmacksvariationen. Zwei davon waren nicht vollkommen abstoßend, die beiden anderen so scheußlich, dass ich regelmäßig aufwachte, weil ich fast an der eigenen Zunge erstickte.
    Jetzt hatte ich einen Traum dieser grässlichen Geschmacksrichtungen im Mund.
    Er durchtränkte meine Wangen und die Zunge, zog die Lippen von den Zähnen zurück, und ich verstand endlich,warum ich nie imstande gewesen war, ihn zu beschreiben. Es war kein Geschmack, der in irgendeinem Essen oder Getränk vorkam, sondern der Geschmack eines Gefühls – des Gefühls der Reue. Des tiefempfundenen, intensiven Bedauerns, das aus der Quelle der Seele an die Oberfläche sprudelt und das uns die Fehler, die wir gemacht haben, oder die Taten, die wir niemals mehr ungeschehen machen können, vor Augen führt.
    Ich lebte.
    Aber das bedauerte ich nicht.
    Barrons beugte sich über mich.
    Auch das bedauerte ich nicht.
    Sein Blick sagte mir deutlicher, als es die Diagnose eines Arztes vermocht hätte, dass ich nicht durchkommen würde. Ich war noch am Leben, aber nicht mehr lange. Mein Retter war hier, mein Held war gekommen, um mich zu befreien, aber ich hatte eine Rettung unmöglich gemacht.
    Zu spät.
    Ich hätte überleben können, hätte ich die Hoffnung nicht zu früh aufgegeben.
    Ich weinte – glaube ich. Ich spürte mein Gesicht nicht mehr.
    Was hatte Barrons in der Nacht, in der wir O’Bannion bestohlen hatten, zu mir gesagt? Ich glaube sogar, es war mir damals schrecklich klug erschienen, nur hatte ich es nicht verstanden. Eine Sidhe- Seherin ohne Hoffnung, ohne den unerschütterlichen Willen zu überleben, ist eine tote Sidhe -Seherin. Eine Sidhe -Seherin, die glaubt, in jeder Hinsicht unterlegen zu sein, kann sich ihre

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