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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Speichel sammelte sich. Ich untersuchte den Geschmack, ließ ihn über die Zunge rollen wie schlechten Wein. Diesmal erkannte ich das Gift, bevor ich es trank: Feigheit.
    Ich beging denselben Fehler noch einmal. Ich gab die Hoffnung auf, ehe der Kampf zu Ende war.
    Mein Kampf war noch nicht vorbei. Meine Möglichkeiten mochten mir nicht gefallen – um ehrlich zu sein, ich verabscheute sie aus tiefstem Herzen –, aber ich war noch nicht am Ende. Es verlieh mir die Kraft der schwarzen Magie, hatte Mallucé gesagt, als er das Unseelie gegessen hatte, die Stärke von zehn ausgewachsenen Männern, es schärfte meine Sinne und heilte die Wunden so schnell, wie sie mir beigefügt wurden.
    Auf die Magie konnte ich verzichten. Die Kraft und die geschärften Sinne würde ich nutzen. Insbesondere war ich an der Sache mit der Wundheilung interessiert. Ich hatte heute schon einmal die Chance aufs Überleben vertan, ein zweites Mal wollte ich das nicht riskieren. Jetzt war Barrons hier. Die Zelle war offen. Er konnte zu dem Opferaltar gehen, mir Unseelie-Fleisch holen und mich damit füttern.
    Â»Barrons.« Es kostete mich große Anstrengungen, die Augen zu öffnen, denn die Lider fühlten sich bleischwer an.
    Sein Gesicht war an meinen Hals geschmiegt und er atmete mühsam. Trauerte er um mich? Jetzt schon? Würde er mich vermissen? Hatte dieser geheimnisvolle, eiskalte, intelligente, besessene Mann doch etwas für mich übrig – ein ganz klein bisschen? Mir wurde klar, dass er mir mittlerweile etwas bedeutete. Gut oder böse, richtig oder falsch – er bedeutete mir etwas.
    Â»Barrons«, wiederholte ich, dieses Mal mit festerer Stimme. Ich mobilisierte all meine Kräfte – was nicht viel war –, um mich bemerkbar zu machen.
    Er hob den Kopf. Im Schein der Fackeln wirkte sein Gesicht hart und düster. Die Augen waren Fenster zu einem bodenlosen Abgrund. »Tut mir leid, Mac.«
    Â»Nicht  … deine  … Schuld«, brachte ich heraus.
    Â»Es ist mehr meine Schuld, als du auch nur ahnen kannst, Frau.«
    Frau! In seinen Augen war ich offenbar erwachsen geworden. Ich fragte mich, wie er jetzt über mich dachte.
    Â»Tut mir leid, dass ich nicht zu dir gekommen bin. Ich hätte dich nicht allein nach Hause gehen lassen sollen.«
    Â»Hör zu«, flüsterte ich. Ich hätte mich an seinen Ärmel geklammert, wenn ich meine Arme hätte bewegen können.
    Er beugte sich näher zu mir.
    Â»Unseelie  … Steinplatte?«, fragte ich.
    Er hob die Augenbrauen, schaute über die Schulter und wieder zu mir. »Es ist da, falls du das meinst.«
    Â»Bring  … es  … mir.« Ich hörte mich jämmerlich an.
    Er zwinkerte verständnislos und warf wieder einen Blick auf die zuckende Kreatur. Ich konnte beobachten, wie seinVerstand arbeitete. »Du … Was war Mallucé …« Er brach ab. »Was genau willst du mir sagen, Mac? Dass du das Ding essen willst?«
    Ich konnte nicht sprechen, öffnete nur den Mund.
    Â»Verdammte Hölle, hast du dir das gut überlegt? Hast du eine Ahnung, was das mit dir machen kann?«
    Ich bemühte mich um eine unserer wortlosen Konversationen und übermittelte ihm: Ich kann es mir ziemlich gut vorstellen. Es erhält mich am Leben.
    Â»Ich meine die negativen Aspekte. Es gibt immer eine Kehrseite.«
    Ich machte ihm klar, dass der negativste Aspekt der Tod wäre.
    Â»Es gibt Schlimmeres als den Tod.«
    Dies ist nicht eines davon. Ich weiß, was ich tue.
    Â»Selbst ich kenne die Folgen nicht und ich weiß alles«, gab er zurück.
    Ich hätte gelacht, wäre ich dazu fähig gewesen. Seine Arroganz kannte keine Grenzen.
    Â»Es ist ein dunkles Feenwesen, Mac. Du hast vor, ein Unseelie zu essen. Bist du dir dessen bewusst?«
    Ich sterbe, Barrons.
    Â»Mir gefällt das nicht.«
    Hast du eine bessere Idee?
    Er sog scharf die Luft ein. Ich verstand die rasche Abfolge von Emotionen nicht, die sich auf seinem Gesicht abzeichneten – seine Überlegungen waren zu komplex. Er zögerte ein paar Sekunden zu lange, ehe er ruckartig den Kopf schüttelte – ich begriff, dass er einen dieser Gedanken als noch schrecklicher als meinen verwarf. »Ich habe keine bessere Idee.«
    Plötzlich hielt er ein Messer in der Hand, bedachte mich mit einem angespannten, ironischen Lächeln.

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