Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
Vom Netzwerk:
wissen, wer Interesse für welches Objekt verrät, wer ängstlich gewinnt, wer schlecht verliert.
    Warum? Ihnen fällt immer viel mehr auf als mir.
    Dort, wo wir heute hingehen, wird es als Unsicherheitund Schwäche ausgelegt, wenn man die anderen zur Kenntnis nimmt. Sie müssen an meiner Stelle aufpassen.
    Wer hat diese Aufgabe in der Vergangenheit erfüllt? Fiona?
    Barrons ignorierte mich einfach, wenn er keine Lust hatte, mir zu antworten.
    Und so war ich die Unbedarfte und sah mich aufmerksam um. Es war nicht so schlimm, wie ich es erwartet hatte, weil mir niemand Beachtung schenkte. Einige Lider flatterten ein wenig, als ob es die Leute störte, so eingehend beobachtet zu werden, solange die Regeln ihnen verboten, die forschenden Blicke zu erwidern.
    Ich fand es albern, dass sich alle so herausgeputzt hatten, nur um sich in einem staubigen Bunker auf Metallstühle zu setzen, aber so wohlhabende Menschen hatten nicht nur Geld, sie definierten sich über ihren Reichtum und würden ihn bis ins Grab zur Schau stellen.
    Anwesend waren sechsundzwanzig Männer und elf Frauen im Alter von Anfang dreißig bis zu etwa fünfundneunzig. Ein weißhaariger Mann saß im Rollstuhl, hatte ein Sauerstoffgerät und einige Bodyguards bei sich. Seine bleiche Haut war so dünn und durchsichtig, dass ich die verästelten Adern in seinem Gesicht sehen konnte. Seine Krankheit fraß ihn bei lebendigem Leibe auf. Er war der Einzige, der meinen Blick unverhohlen erwiderte. Seine Augen waren unheimlich. Ich fragte mich, was ein Mann, der dem Tod so nahe war, so dringend haben wollte, und hoffte, dass die Dinge, die ich mir mit fünfundneunzig noch wünschte, umsonst waren: Liebe, eine Familie, eine gute selbstgekochte Mahlzeit.
    Die Unterhaltung der meisten drehte sich um die ungünstige Wahl des Ortes für diese Auktion; viele beschwerten sich, dass sie sich auf dem schlammigen Weg hierher dieSchuhe ruiniert hatten, andere klagten über die derzeitigen politischen Verhältnisse und das miserable Wetter. Kein Mensch verlor ein Wort über die Versteigerungsobjekte, als gäbe es nichts Unwichtigeres auf der Welt. Die ganze Zeit taten sie so, als hätten sie nicht das geringste Interesse für die Sachen oder die Leute in ihrer unmittelbaren Umgebung, während sie verstohlene gierige Blicke auf die Tische warfen, wenn sich die Gelegenheit ergab. Zwei Frauen nahmen ihre mit Juwelen besetzten Puderdosen aus den Handtaschen, um scheinbar ihren Lippenstift zu überprüfen, aber sie betrachteten nicht ihre Münder in den kleinen Spiegeln. Vier der Anwesenden ließen irgendetwas fallen, um einen Vorwand zu haben, aufzustehen und es aufzuheben. Es war auf traurige Art komisch, wie viele sich bückten, nur um unbemerkt zu den Tischen schielen zu können.
    Sieben Personen standen auf und versuchten, auf die Toilette zu gehen, doch die bewaffneten Sicherheitsleute verwehrten ihnen die Bitte. Zumindest hatten sie die Gelegenheit, sich genauer umzuschauen.
    Nie im Leben hatte ich so viele habgierige, paranoide Menschen auf einem Haufen gesehen. Barrons passte nicht besser in diese Meute als ich. Wenn ich eine Kaulquappe war und sie die Haifische, dann war Barrons ein noch unentdeckter Urzeitfisch, der in den tiefsten Tiefen des Ozeans gründelte, zu denen weder die Sonne noch ein Mensch Zugang fand.
    Ein distinguierter Herr mit silbernem Haar und ordentlich gestutztem Bart betrat den Raum. Für einen Moment hielt ich ihn für den letzten Teilnehmer, aber er ging auf das Podium zu. Auf dem Weg begrüßte er viele Anwesende mit Namen. Er hatte einen englischen Akzent und funkelnde Augen.
    Sobald er auf dem Podium stand, hieß er uns willkommen,erklärte die Bedingungen für diese Versteigerung, denen wir alle durch unser bloßes Erscheinen zugestimmt hatten, und bot all jenen an, die nicht einverstanden waren, zu gehen. Ich fragte mich, ob irgendjemand, der dieses Angebot annähme, noch lange zu leben haben würde. Dann erläuterte er, welche Zahlungsmodalitäten akzeptiert wurden. Gerade als die Versteigerung beginnen sollte, nahm ein sehr berühmter Mann, der ständig im Fernsehen zu sehen war, den letzten freien Platz ein.
    Die Auktion wurde mit einem Monet eröffnet und nahm von da an surreale Züge an. In dieser Nacht erfuhr ich, dass die schönsten Kunstwerke und Artefakte der Menschheit niemals zugänglich gemacht wurden, sondern über die

Weitere Kostenlose Bücher