Im Reich des Vampirs
jüngeren Frau herum und streckte die Hand aus.
Ich lachte. Sie war verrückt, wenn sie annahm, ich würde ihr die Waffe aushändigen. Eher würde ich ihr die Spitze ins Herz bohren. »Kommt nicht infrage.«
»MacKayla«, forderte sie streng, »lass mich den Speersehen. Wir sind deine Schwestern. In diesem Krieg stehen wir auf derselben Seite.«
»Meine Schwester ist tot. Haben Sie sie auch gesehen, dasselbe vorschnelle Urteil über sie gefällt und sich von ihr abgewandt? Ihr gesagt, sie soll weggehen und ganz allein sterben? Das hat sie nämlich getan«, sagte ich verbittert. »Die Feenwesen haben sie zerfetzt.«
Rowena sah mich erschrocken an. »Was soll das heiÃen? Eine Schwester?«
»Oh, bitte.« Das war es â der wahre Grund, warum ich sie hasste. Nicht nur dafür, dass sie mich im Regen stehen gelassen und meinen Glauben an meine Familie in Ashford zerschmettert hatte, sondern auch dafür, dass sie meine Schwester nicht gefunden hatte. Mit ihrem verzauberten Zeichen, ihren Anzeigen und ihren Spioninnen auf Fahrrädern hätte sie auf Alina aufmerksam werden müssen. Sie unterrichten und retten müssen. »Sie war monatelang in Dublin. Und hat sich oft in Pubs aufgehalten. Wie konnten Sie sie übersehen?«
»Erwartest du, dass ich hier jedem Besucher über den Weg laufe?«, schoss Rowena zurück. »Dublin ist eine groÃe Stadt und wir sind noch nicht lange organisiert. Bis vor Kurzem war ich noch mit anderem beschäftigt. Wie lange war deine Schwester hier? Wie sah sie aus?«
»Sie war acht Monate in Dublin. Sie war blond wie  ⦠wie ich, als Sie mich das erste Mal gesehen haben. Dieselbe Augenfarbe. Etwas athletischer als ich. Ein bisschen gröÃer.«
Rowena taxierte forschend mein Gesicht, als wollte sie jede Einzelheit meiner Züge in sich aufnehmen und mit anderen Gesichtern vergleichen, die sie gesehen hatte. SchlieÃlich schüttelte sie den Kopf. »Tut mir leid, MacKayla, aber nein. Ich habe deine Schwester nie getroffen. Du musst mirerzählen, was passiert ist. Du und ich, wir sind mehr als nur in einer Hinsicht Schwestern â wir beide haben schmerzliche Verluste erlitten. Also, erzähl mir alles.«
»Wir sind in keiner Hinsicht Schwestern und ich gebe Ihnen meinen Speer nicht, alte Frau.« Sie nahm mich nicht gerade mit Wohlwollen auf.
Sie betrachtete mich mit einem scharfen Blick. »Ich habe dich beim ersten Mal weggeschickt. Beim zweiten Mal hab ich versucht, dich mit hierherzunehmen, aber du hast abgelehnt. Wir beide haben die andere abgewiesen. Denselben Fehler werde ich nicht noch einmal machen. Und wie stehtâs mit dir?«
»Sie hätten meine Schwester finden, sie retten müssen.«
»Du ahnst nicht, wie sehr ich mir wünsche, das wäre mir gelungen. Lass mich wenigstens dich retten.«
»Ich brauche Ihre Hilfe nicht.«
»Wenn du mit Jericho Barrons arbeitest, dann brauchst du sie.«
»Was wissen Sie über Jericho Barrons?«
»Dass es keine männlichen Sidhe -Seher gibt, nie gegeben hat, MacKayla. Das ist eine Gabe, die nur Frauen haben.«
Ich schnaubte spöttisch. »Eine Gabe? Sie hat meine Schwester umgebracht und mein Leben zerstört. Und was Barrons betrifft â was ist er dann? Er kann die Feenwesen definitiv sehen, und er hilft mir, sie zu vernichten â das ist mehr, als Sie jemals getan haben.«
»Ist das alles, was man tun muss, um dein Vertrauen zu gewinnen, MacKayla? An deiner Seite kämpfen? Dann lass uns ein paar Feen töten â jetzt gleich. WeiÃt du, was er in seinem Herzen ist? In seiner Seele? Warum er das alles tut? Worauf er es abgesehen hat?«
Darauf erwiderte ich nichts, weil es nichts gab, was ich sagen könnte. Die meiste Zeit war ich mir selbst nicht sicher,ob er überhaupt ein Herz hatte und was in seinem Kopf vorging, weil er seine Gedanken so beharrlich vor mir verbarg.
»Ich glaube es nicht. Er verrät dir nichts, hab ich recht?«
»Er erzählt mir mehr über das, was ich bin, als Sie es getan haben.«
»Du hast mir nie eine Chance gegeben.«
»Ich habe Ihnen zwei Chancen gegeben.«
»Versuch es noch einmal, MacKayla. Ich bin bereit zu reden. Bist du bereit zuzuhören?«
»Wissen Sie, was Barrons ist?«, beharrte ich.
»Ich weiÃ, was er nicht ist, und mehr brauche ich nicht. Er ist keiner von uns. Wir
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