Im Rhythmus der Leidneschaft
Aufmerksamkeit dadurch auf die seelischen Probleme der Kriegsveteranen gelenkt worden, und Sandy bekam endlich die Hilfe, die sie benötigte.
Man vermutete allgemein, dass J. D. sich noch versteckt hielt, weil er befürchtete, jemand könnte ihn oder Susannah umbringen. In den Medien wurde er als mustergültiger Ehemann dargestellt, der selbstlos das Leben seiner Frau zu beschützen versuchte. Susannah konnte die Lobeshymnen auf ihn nicht mehr hören.
„Susannah!“
Entnervt schob sie das Spültuch in die Tasche der Schürze, die sie über dem weißen T-Shirt und der Jeans trug. Dann ging sie zu den anderen an die Bar. Wie üblich klebten Joe und Tara förmlich aneinander. Ellie dagegen weigerte sich weiterhin, in irgendeiner Form Kontakt zu Robby aufzunehmen, obwohl Susannah wusste, dass sie ihren Robby genauso liebte wie sie J. D.
Die drei starrten gebannt auf den Fernseher, und sie warf seufzend ebenfalls einen Blick darauf.
„J. D.!“ Ihr stockte der Atem.
Sie versuchte zu ignorieren, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte, doch es war unmöglich.
Er trug den alten Cowboyhut, ein Westernhemd und Jeans mit einem Gürtel, den sie ihm vor zwei Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte.
„Er ist im Rockefeller Center“, erklärte Ellie. „Beim Sender ABC.“
Das war nur einige Blocks entfernt! Fassungslos blickte Susannah auf den Bildschirm. „Was hat er vor?“ Als die brünette Moderatorin sich für die nächste Frage noch dichter zu ihm beugte, fragte Susannah empört: „Und wer ist das?“
„Lindy Montgomery“, antwortete Ellie flüsternd. „Sie moderiert die Mittagsshow.“
„Ich habe die Familie von Sandy Smithers kontaktiert“, erklärte J. D. gerade. „Sandy bekommt jetzt professionelle Hilfe, und wir hoffen, dass es ihr bald besser geht.“
„Kannten Sie Joel Murray?“
„Ja, sein Tod macht mich sehr traurig. Viele Menschen aus der Branche trauern um ihn.“
Das stimmte zwar so nicht ganz, dennoch fand Susannah es rührend von ihm, das zu sagen.
„Und Sie haben sich vor der Öffentlichkeit verborgen gehalten, um Ihre Frau zu schützen?“
J. D. zögerte. „Zum Teil.“ Jetzt sah er direkt in die Kamera, als würde er sich fragen, ob sie, Susannah, zusah. „Ich würde nie riskieren, dass ihr etwas zustößt.“
„Aber es heißt, Sie beide würden sich gerade scheiden lassen.“
„Das stimmt, Lindy.“ Er sah wieder die Moderatorin an. „Wir haben uns in letzter Zeit auseinandergelebt.“
„Was ist denn passiert?“
Er lächelte sein typisches Herzensbrecherlächeln. „Sie liebt mich, aber das Leben mit mir ist ihr zu turbulent.“
„Ist Ihr Ruhm schuld daran?“
„Teilweise. Und deshalb könnte ich auch keine Musik mehr machen. Nicht mehr von Herzen. Das ist es, wieso ich heute in Ihrer Show bin. Ich werde einen neuen Weg einschlagen.“
„Aber Sie sind gerade für Ihre letzte CD ausgezeichnet worden. Sie gehören zu den größten Countrystars.“
„Es wird keine CD mehr von mir geben.“
Fassungslos starrte Susannah auf den Bildschirm.
„Man muss auch erkennen, wenn eine Phase zu Ende geht. Ich liebe die Musik, aber es macht mir keinen Spaß, auf Tournee zu gehen.“
Die Moderatorin wirkte schockiert. „Und was ist mit Ihren Fans?“
„Meinen größten Fan habe ich verloren. Meine Frau.“
Ungläubig sah Susannah sich zu Ellie, Joe und Tara um.
„Ist das zu fassen? Jetzt bricht er nicht nur mir das Herz, sondern auch all seinen Fans!“
Nachdenklich sah Ellie sie an. „Du solltest ihn wieder auf die richtige Spur bringen.“
„Irgendjemand muss das tatsächlich tun! Wenn er die Scheidung will, schön und gut, aber er kann mir doch nicht die Schuld für die Entscheidungen geben, die er bezüglich seiner Karriere trifft! Das ist einfach nicht fair!“
Eine Sekunde später stürmte sie aus dem Restaurant auf die Straße.
Erleichtert und zugleich bedrückt verließ J. D. das Gebäude des Fernsehsenders. „Endlich frei“, sagte er leise zu sich selbst. Zum Teufel mit der Musik, wenn sie ihm so viel Kummer brachte.
Er atmete tief durch.
Seit Susannah ihn verlassen hatte, schmeckte ihm keine Mahlzeit mehr. Ihm fehlte jegliche Inspiration für neue Songs. Mit ihr hatte er den wichtigsten Teil seines Lebens verloren. Ohne Susannah gab es für ihn keine Musik.
Jetzt wollte er alles abstreifen, was Susannah unglücklich gemacht hatte, auch die Musik. Den ersten Schritt in diese Richtung hatte er bereits in jener Nacht getan, als die „Alabama“
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