Im Rhythmus der Leidneschaft
bestimmt würde sie sich daran erinnern, wie sie sich innerhalb weniger Augenblicke von einer Fremden hatte übertölpeln lassen.
Die Frau stand auf. „Ich heiße Tatiana.“ Sie nahm einen Edelstein aus einem kleinen Samtsäckchen, das an ihrem Gürtel hing. „Das ist mein persönliches Geschenk an Sie. Es wird Ihnen Glück bringen.“
Lacey nahm den Stein und lächelte. Es war ein ungeschliffener Quarz. „Ein bisschen Glück könnte ich gebrauchen. Danke, Tatiana.“
„De nada. Ich wünsche Ihnen viel Freude in diesem Paradies.“ Tatiana lächelte huldvoll und ging weiter.
Viel Glück und Freude? Was sie bis jetzt erlebt hatte, war nicht unbedingt erfreulich. Bisher hatte sie eine Begegnung mit einem unangenehmen Typen, der vermutlich sogar kriminell war, eine berufliche Krise und ungeplanten Sex mit einem sehr interessanten Mann, der einen Beschützerkomplex hatte.
Würde sie seine und ihre Persönlichkeitsmerkmale vergleichen, ließen sich vermutlich keine Übereinstimmungen zwischen ihr und diesem Mann feststellen. Trotzdem konnte sie nicht leugnen, dass sie scharf auf Damon Craig war. Würde sie die Formel kennen, die erklärte, was zwischen ihr und ihm passiert war, dann könnte sie ihre bisher verwendeten Kriterien bei der Partnerschaftsvermittlung um diesen Faktor X ergänzen – und der Umsatz von „Connections“ würde in ungeahnte Höhen steigen.
Sie würde ihre Schwester und deren System, das hauptsächlich auf Intuition beruhte und ein bisschen an Astrologie erinnerte, aus dem Feld schlagen. Eigentlich war das nie ihr Ziel gewesen, doch mittlerweile war der Wettbewerb zwischen ihnen für sie leider zu einer Frage von Sein oder Nichtsein geworden.
Lacey packte ihre Sachen und stand auf. Sie war weder abergläubisch noch würde sie sich als romantisch bezeichnen, aber ihr Schicksal würde mit Sicherheit eine glückliche Wende nehmen, wenn es ihr gelänge, Damon zu überreden, sie bei diesem Projekt zu unterstützen.
Mit anderen Worten: Sie konnte es nicht erwarten, ihn wiederzusehen.
„Wir kommen nicht weiter mit unseren Ermittlungen, und Sie haben nichts Besseres zu tun, als sich mit einem Mädel zu amüsieren, das Sie in einer Bar kennengelernt haben?“
Damon kannte seinen Vorgesetzten gut genug, um zu wissen, dass es keinen Sinn hatte, ihn jetzt zu unterbrechen, um ihm die Details seiner Begegnung mit Lacey zu erklären. Wahrscheinlich hatte er es Enriques Schwatzhaftigkeit zu verdanken, dass Tom Stafford wusste, was sich am Abend zuvor im Café Rosita abgespielt hatte. Der Commander war stinksauer, weil einer seiner Männer sich praktisch mitten in die Schusslinie begeben hatte. Und das auch noch wegen einer Frau.
Damon hatte am Morgen an einer Besprechung teilgenommen. Es gab keine neuen Informationen über bevorstehende Drogenlieferungen. Seine Einheit würde also vorerst nichts weiter tun als per Helikopter routinemäßig die Gegend um Puerto Rico abzusuchen. Es gab allerdings Meldungen über weitere Fälle von Vergewaltigung, bei denen die von Castine verwendeten Drogen im Spiel gewesen waren. Er und seine Kollegen konnten es nicht erwarten, den Kerl endlich aus dem Verkehr zu ziehen.
Nach dem Meeting hatte Stafford ihn vor dem Hangar, in dem sein Rettungshelikopter untergebracht war, angesprochen. Damon sollte um vierzehn Uhr zu einem Aufklärungsflug starten und musste vorher noch die Maschine überprüfen.
„Können Sie mir vielleicht erklären, was zum Teufel Sie im Café zu suchen hatten?“ Endlich machte Stafford eine Pause, um Luft zu holen.
In der Ferne stieg ein Helikopter auf, um sie herum landeten und starteten andere Maschinen zu Routineflügen. Damons Einheit war speziell für Drogenschmuggel zuständig. Dieser Einsatz auf Puerto Rico war monatelang geplant worden. Er würde nur so lange hier stationiert bleiben, bis die Gefahr vorüber war. Danach würde er eingesetzt werden, wo immer man seine Einheit brauchte.
„Besagte Bar ist schon seit Langem eine Stammkneipe der Coast Guard, Sir. Außer mir waren mindestens noch vier Männer dort.“ Damon wusste, er sollte sich seine Arbeit nicht so zu Herzen nehmen, aber Drogenhändler trafen bei ihm einen wunden Punkt. Und Castine hatte eine weitere Grenze überschritten, als er anfing, unschuldige junge Frauen in die Falle zu locken.
„Und da dachten Sie sich, warum nicht auch Sie, was?“ Stafford schüttelte den Kopf. Sein kantiges, von Wind und Wetter gegerbtes Gesicht wirkte älter als
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