Im Rhythmus der Leidneschaft
wegen Ruhestörung beschweren? Du weißt selbst, wie abgelegen unser Haus liegt.“
„Gladys Walsh ist aus purer Neugier hingefahren, weil sie den Lärm über Meilen hinweg gehört hat.“
Susannah seufzte. „Ich weiß nicht mehr weiter.“ Sie kämpfte mit den Tränen. „J. D. ist ein erwachsener Mann. Er muss irgendwann mal erkennen, was er da tut.“ Anfangs hatte sie die Partys und J. D.s Ruhm aufregend gefunden, aber allmählich war alles außer Kontrolle geraten, und in letzter Zeit vermisste sie ihr normales Leben von früher.
„Er steht unter Druck.“
„Das weiß ich.“ Susannah wusste, dass J. D. in den letzten sechs Jahren zu Bayou Banners berühmtestem Einwohner geworden war. Doch jetzt wollte selbst Ellies Liebhaber Robby Robriquet nichts mehr mit ihm zu tun haben, obwohl die beiden Männer seit ihrer Kindheit die besten Freunde waren.
„Als ich ihn geheiratet habe, hatten wir fast ständig Sex und wollten eine Familie gründen. Alle sagten mir, ich sei noch zu jung, aber ich wollte das gemeinsame Leben mit J. D. und hatte mir ausgemalt, er würde am Wochenende Musik machen und ansonsten den Angelshop seiner Eltern weiterführen, in dem er gearbeitet hat.“
Stattdessen hatte J. D. zwei Jahre nach der Hochzeit jemanden für den Shop eingestellt, und die Familiengründung hatte auch nicht geklappt. Sie waren deswegen sogar beim Arzt gewesen, doch der hatte gemeint, körperlich sei mit ihnen alles in Ordnung, sie sollten es einfach weiterprobieren.
Bei der Erinnerung an die Talentshow, bei der J. D. und seine Band mitgemacht hatten, kniff Susannah unwillkürlich die Augen zu. Sie hatten gewonnen, doch der Musikkonzern, der J. D. dann unter Vertrag nahm, hatte darauf bestanden, dass er mit einer neuen Band zusammenarbeitete.
Seine früheren Kumpel nahmen ihm das nicht übel. Sie wussten, dass sein Talent außergewöhnlich war. Eines hatte zum anderen geführt, und jetzt gab es sogar Gerüchte, dass J. D.s dritte CD für einen wichtigen Musikpreis nominiert werden sollte.
„Er denkt nur noch an sich“, fuhr Susannah fort. „Mir kommt er oft wie ein Fremder vor, den ich lieber nicht kennen würde.“
Manchmal saß sie abends im Dunkeln im Auto auf der Auffahrt von Banner Manor und fürchtete sich davor, ihr eigenes Haus zu betreten. Dann stellte sie sich vor, dass dort drin böse Mächte mit J. D. um seine Seele kämpfen. Er verlor jedes Mal.
„Als ich heute früh nach Hause kam, stand die Tür zum Schlafzimmer meiner Eltern offen. Weißt du noch, dass ich J. D. gesagt habe, dieses Zimmer sei für seine Gäste tabu?“ In Banner Manor gingen Musiker, Groupies, Techniker, Kameraleute und Musikmanager ein und aus, und oft begegnete Susannah in ihrer eigenen Küche Leuten, die ihr vollkommen unbekannt waren. „Nur diese eine Sache musste J. D. mir schwören.“
„Daran erinnere ich mich.“ Ellie runzelte die Stirn. „Wir haben uns doch gerade neulich noch darüber unterhalten. War da nicht auch diese Frau dabei? Diese große Blondine, die wie ein Model aussieht? Allerdings trägt sie immer diesen Military-Look mit schweren Stiefeln und Lederjacke.“
„Genau. Sandy Smithers.“
Sandy war zusammen mit einigen Leuten in Banner Manor aufgetaucht, die J. D. dabei helfen sollten, seine Musik passend zu den neuen Texten zu arrangieren.
„Bis heute früh dachte ich, sie sei mit dem schlaksigen blonden Bassisten zusammen.“
„Joel Murray?“
„Ja, der Studiomusiker.“ Susannah nickte. Ihr Magen zog sich bei der Erinnerung an diese Szene zusammen. „Und dann habe ich auch noch Laurie entdeckt. Als ich heute früh das Zimmer betrat, lag sie …“
„Laurie, deine Nichte?“
„Ja, stell dir vor. Sie lag zusammen mit Joel im Bett.“
„Laurie? Junes Tochter?“
Susannah nickte.
„Sie ist erst fünfzehn! Das ist ja Verführung einer Minderjährigen!“
„Sie hatte noch nicht mit ihm geschlafen. Sie waren nur … also, sie trug einen Slip, aber er war nackt.“
„Der Kerl ist doch über dreißig. Was hast du gemacht?“
„Wie eine Wahnsinnige geschrien. Ich habe ihn auf den Flur gezerrt und Laurie befohlen, sich anzuziehen und im Auto zu warten. Dann bin ich zu meinem und J. D.s Schlafzimmer gegangen und …“
„Und was?“
„Oh Ellie! J. D. lag mit dieser Sandy Smithers im Bett.“
„Nein!“
Susannah fiel das Atmen schwer. „Ich muss wohl aufgeschrien haben. Das weiß ich nicht mehr genau, ich war total geschockt. Sie sprang auf, schnappte sich die
Weitere Kostenlose Bücher