Im Rhythmus der Leidneschaft
tut’s mir allerdings schon etwas leid.“
Die „Alabama“ war ein Rennboot und lag in dem kleinen Flusshafen vor Anker. Seit dem Tag, an dem J. D. es gekauft hatte, befürchtete Susannah, dass er oder sonst jemand bei einem der Ausflüge auf dem Fluss damit ums Leben kam. J. D. hatte sie immer ausgelacht, wenn sie davon sprach, und gesagt, sie solle sich entspannen und sich amüsieren.
Genau wie er es gestern Nacht getan hat, dachte Susannah und sah wieder Sandys nackten Körper vor sich. „Ach, Ellie, was ist bloß los mit ihm!“
„Der Ruhm hat ihn verändert, Susannah. Früher war er der netteste Kerl, den ich kannte.“ Sie spielte mit ihrer Serviette, dann sah sie Susannah an. „Ich habe schon gepackt. Ist alles im Wagen. Mein Flug geht in zwei Stunden. Eigentlich bin ich nur hier, um mich von dir zu verabschieden.“
Fassungslos sah Susannah auf die Straße hinaus, wo Ellies Wagen stand. Was sollte sie jetzt tun? Sie liebte J. D., aber sie hatte ein stabileres Leben verdient als an der Seite eines Ehemannes, der sie betrog. Sie atmete tief durch. „Wenn du auf mich wartest, fahre ich schnell nach Hause und packe ein paar Sachen zusammen.“
„Wirklich?“
Mit Tränen in den Augen nickte Susannah. „Ja, ich komme mit nach New York.“
Ein paar Sekunden sahen die beiden Frauen sich schweigend an. „Vergiss niemals“, sagten sie beide gleichzeitig.
„Wirst sehen“, sage Ellie unsicher, „in ein paar Jahren blicken wir auf diesen Moment zurück und gratulieren uns dazu, dass wir diese Schufte Robby und J. D. verlassen haben, um unserem Leben eine neue Richtung zu geben.“
2. KAPITEL
Es kam jedoch anders als erwartet, denn die Trennung von J. D. verlief alles andere als friedlich. Susannah und er stritten monatelang, und er setzte alles daran, Banner Manor zu behalten. Sie nahm an, es ging ihm nur darum, ihr das Leben schwer zu machen.
Sie und Ellie wohnten in einem kleinen Zweizimmerapartment an der Lower East Side. Susannah fand einen Job als Kellnerin, und schon am Ende des ersten Tags, den sie im „Joe O’Grady’s“ arbeitete, war ihr klar, dass sie viel über Gastronomie wusste. Während J. D.s Auftritten in unterschiedlichen Clubs und bei Events hatte sie sich oft mit den Clubbesitzern oder den Organisatoren unterhalten und so erfahren, worauf man achten musste, wenn man ein Restaurant erfolgreich führen wollte, oder worauf es ankam, wenn man Bands für Auftritte buchte.
Sie überredete ihren Chef Joe, das Restaurant etwas umzuräumen, sodass mehr Tische in den Raum passten, und sie veranlasste ihn, einige neue Desserts auf die Speisekarte zu setzen. Die Rezepte hatte sie von ihrer Mutter geerbt. Es dauerte keine Woche, da hatte sich der Umsatz schon erhöht.
„Sie ist einfach fantastisch!“, prahlte Joe Ellie gegenüber, während er eines Abends mit ihnen in seinem Restaurant aß. „Susannah hat ein Talent für das Geschäft. Nach ihrem Gespräch mit dem Küchenchef will der jetzt alle ihre Rezepte ausprobieren. Eigentlich sollte sie ihr eigenes Restaurant eröffnen.“
„Das ist doch eine tolle Idee!“ Auffordernd sah Ellie Susannah an.
„Sobald J. D. in die Scheidung einwilligt, kehre ich nach Bayou Manor zurück.“
„Du müsstest das Restaurant doch nur in der Anfangsphase selbst leiten.“ Joe kannte ihre Situation, denn Susannah war ihm gegenüber schon beim Vorstellungsgespräch ehrlich gewesen. „Später stellst du dann einen Geschäftsführer ein.“
„Du hast recht“, stimmte Susannah zu. „J. D. macht es genauso. Den Angelshop seines Dads leitet er auch nicht selbst.“ Insgeheim ärgerte sie sich darüber, dass sie immer noch so auf J. D. fixiert war. Im Gegensatz zu Ellie hatte sie an jedem Mann, den sie kennenlernte, etwas auszusetzen. Entweder war er zu groß oder zu klein, zu klug oder zu dumm. Im Grunde wollte sie überhaupt keine Affäre haben, solange ihre Scheidung nicht offiziell war.
„Ich bin an vielen Restaurants dieser Stadt finanziell beteiligt“, erzählte Joe. „Auch hier habe ich einen Geschäftsführer eingestellt, damit mir mehr Zeit bleibt, um für meinen Jazzclub nach passenden Bands zu suchen.“
„Richtig, der Jazzclub gehört dir ja auch.“ Ellie klang bewundernd.
„Da macht mir die Arbeit den größten Spaß. Fast jeden Nachmittag bin ich dort, wenn neue Bands vorspielen.“ Er wandte sich an Susannah. „Wenn du noch mehr Rezepte hast, die so toll sind wie das für den Nusskuchen, dann immer raus damit.
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