Im Rhythmus der Leidneschaft
mitbekommt.“ Sie seufzte. „Allerdings weiß ich nicht, ob ich es ertragen kann, Country-Western zu hören.“
Alle Songs dieser Musikrichtung erinnerten sie an J. D. und an Banner Manor. Ein Grund, weshalb sie mit Ellie nach New York gegangen war, war der, dass sie J. D.s Musikerfreunden aus der Großstadt entfliehen wollte. Jetzt lebte sie selbst in deren hektischer Welt und sehnte sich mehr denn je nach Banner Manor zurück.
Der Geschäftsführer, den sie eingestellt hatte, leitete das „Oh Susannah’s“ ausgezeichnet, also hätte sie eigentlich in aller Ruhe New York erkunden können, doch darauf hatte sie im Gegensatz zu Ellie keine Lust. Ihr fehlte das Landleben.
Nachts tat sie immer so, als würde sie in ihrem großen breiten Messingbett in Banner Manor liegen. Wenn sie das Fenster öffnete, versuchte sie trotz des nie verstummenden Verkehrs irgendwo eine Grille oder das Rauschen von Zweigen zu hören.
Obwohl inzwischen so viel Zeit vergangen war, fehlten ihr
J. D.s ruhige tiefe Atemzüge immer noch. Sie vermisste das leise Klimpern des Windspiels auf der Terrasse oder das leise Plätschern des Wasserfalls, den J. D. angelegt hatte, indem er den kleinen Bach auf dem Grundstück aufgestaut hatte.
Manchmal bildete sie sich ein, das Knarzen und Quietschen der alten Wände, der Holzböden und Deckenbalken von Banner Manor zu hören oder das Platschen der Fische und Alligatoren in den Sümpfen.
Die Musik der Sümpfe, so hatte ihr Dad diese Geräusche immer genannt.
Ein Rippenstoß von Ellie riss sie aus ihren trüben Gedanken. Ihre Freundin machte sie darauf aufmerksam, dass Joe auf sie zukam. Für die aufreizenden Kurven der rothaarigen Sängerin hatte er nicht einen Blick.
„Heute Nacht“, raunte Ellie ihr zu, „heute Nacht wirst du mit Joe den Anruf deines Anwalts feiern.“
Susannah nickte. „Ja, das war’s dann mit meinem Plan, mit großen dunkelhaarigen Fremden zu schlafen.“ Sie war nervös. „Joe ist eher blond und mit seinen knapp eins achtzig ist er auch nicht größer als J. D.“
„Je länger du es aufschiebst, mit ihm ins Bett zu gehen, desto mehr fühlt er sich zu dir hingezogen“, wandte Ellie ein. „Ihm hängt ja fast schon die Zunge aus dem Hals, so hechelt er hinter dir her. Ich wünschte, jemand wäre so scharf auf mich! Selbst Tara Jones lässt ihn kalt, und die sieht umwerfend aus.“
„Wenn mein Anwalt nicht gesagt hätte, es sei besser, bis zur Scheidung zu warten, wäre ich längst mit ihm ins Bett gegangen.“ Insgeheim war Susannah sich nicht sicher, ob das tatsächlich stimmte. Joe und sie hatten schon so allerhand miteinander getan, allerdings hatten sie noch nicht miteinander geschlafen. Er war sehr einfallsreich und liebte Rollenspiele. Susannah musste lächeln, als sie daran dachte. Es machte ihm Spaß, so zu tun, als sei er ein Polizist, der sie verhaftete, oder ein Feuerwehrmann, der sie aus einem brennenden Haus retten und sie versorgen musste. Anfangs war sie überrascht gewesen, dann fand sie es lustig.
Ja, sie empfand etwas für Joe, aber es war nicht so intensiv wie dieses Feuerwerk, das J. D. in ihr auslöste. Das ändert sich alles, dachte sie, wenn endlich der Anruf von meinem Anwalt kommt.
„Sobald J. D. aus Banner Manor verschwunden ist“, stellte Susannah klar, „werde ich über Joe O’Grady herfallen.“
„Sei nicht nervös.“ Ellie lachte. „Alle Männer sind gleich ausgestattet. Sex mit einem Kerl wie Joe muss ein Vergnügen sein.“ Nachdenklich musterte Ellie den näher kommenden Joe. „Er sieht J. D. ziemlich ähnlich, findest du nicht?“
„Nein! Joe ist blond und hat braune Augen. Außerdem trägt er immer Anzüge. J. D. hat in seinem ganzen Leben bestimmt noch nie eine Krawatte umgebunden. Meistens hat er nicht mal ein Hemd an. Nackter Oberkörper, alte Jeans und Cowboystiefel und immer gebräunt, weil er ständig draußen in der Sonne ist, so kenne ich J. D.“
„Ich meine auch eher den Körperbau“, widersprach Ellie. „Mittelgroß, muskulös, fester Po. Joe hat sogar einen ähnlichen kleinen Kinnbart wie J. D.“
„Das ist momentan in Mode, so einen Bart haben viele.“
„Ist mir ja nur aufgefallen.“ Ellie wandte sich ihrer Freundin zu. „Vielleicht kommst du doch nicht über J. D. hinweg. Bist du überhaupt sicher, dass du dich scheiden lassen willst, Susannah?“
Fassungslos starrte Susannah Ellie an. „Als meine Freundin solltest du es wirklich besser wissen. Ich habe sogar meinen
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