Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin
vor vier Uhr früh im Schlafzimmer ihres Hauses tot aufgefunden. Sie war Alkoholikerin und nahm eine äußerst gefährliche
Mischung von Medikamenten und Drogen. Ihre Schlaflosigkeit bekämpfte sie mit immer größeren Mengen von Schlafmitteln, bis zu 20 Tabletten war ihre Dosis, sie hatte also schon einen enormen Gewöhnungseffekt erreicht. Dazu kamen Wodka und Sekt. Die Modedroge der damaligen Zeit war das Benzedrin, die Tabletten wurden »Benies« genannt und hatten eine starke Aufputschwirkung. Bei der jungen Schauspielerin begann ein Teufelskreis: Das Benzedrin nahm sie ein, um den Nachwirkungen von Alkohol und Schlafmitteln entgegenzuwirken, und die Schlafmittel und den Alkohol benötigte sie, um den Aufputscheffekt wieder zu unterdrücken. Ist dieser Kreislauf einmal in Gang gekommen, so führt er zwangsläufig zu einem rasch steigenden Medikamentenverbrauch, zur Sucht und zu Erschöpfungszuständen. Ihr Problem war die Angst vor der Realität, sie schrieb in ihr Notizbuch: »Ich weiß, dass ich spielen kann. Aber ich habe Angst. Ich habe Angst, und das sollte ich nicht und das darf ich nicht. Scheiße!« Mehrmals musste ihr der Magen ausgepumpt werden, da sie zu viel erwischt hatte. Dreharbeiten zu einem neuen Filmprojekt endeten mit einem Fiasko - sie war täglich betrunken und zu einer schauspielerischen Leistung nicht mehr fähig. Als sie tot in ihrem Bett aufgefunden wurde, lagen daneben zwei leere Medikamentenfläschchen, die Schlafmittel enthalten hatten. Bei der Obduktion wurden von dem einen Mittel 4,5 mg % im Blut nachgewiesen, von dem anderen 8 mg %. Die tödliche Dosis beginnt ab etwa 3 mg %. Sämtliche Untersuchungen und Begleitumstände deuten darauf hin, dass sie die Kontrolle über die Schlafmittelmenge völlig verloren hatte und daher viel zu viel einnahm. Alles andere, was an kriminellen Spekulationen über den Tod von Marilyn Monroe in diversen »Enthüllungsberichten« stand, ist lediglich Sensationsmacherei.
Ein 54-jähriger Mann wurde auf einer abgelegenen Waldstraße in seinem Auto sitzend tot aufgefunden. Der Motor lief noch, vom Auspuff war ein Plastikschlauch in das Wageninnere geleitet und am Fenster festgeklemmt worden. Das Auto war von rußigen Auspuffgasen erfüllt, am Beifahrersitz lag ein handschriftlicher Abschiedsbrief. Familie und Bekannte wussten, dass die Ehe zerrüttet war und seit einiger Zeit Drohungen sowie Beschuldigungen zwischen den Partnern ausgetauscht wurden. Die Gendarmerie ging von Selbstmord aus. Bei der Obduktion fiel sofort auf, dass die Luftröhre keine Rußpartikel enthielt und daher kaum die schmutzigen Auspuffgase eingeatmet worden waren. Totenflecke gab es am Rücken, obwohl sich der Körper in sitzender Position im Auto befunden hatte. Der chemische Nachweis von Kohlenmonoxid im Blut war negativ, dafür fand sich ein hoher Alkoholspiegel sowie eine tödliche Konzentration eines blutzuckersenkenden Mittels. Als man sie mit dieser Tatsache konfrontierte, legte die Ehefrau ein Geständnis ab. Ihr Liebhaber, mit dem sie gemeinsam alles arrangiert hatte, war ein Zechkumpan ihres Mannes gewesen, das Blutzuckermedikament stammte von der bereits verstorbenen Schwiegermutter, den Abschiedsbrief hatte sie gefälscht.
Von zwei Reportern einer illustrierten Wochenschrift wird in einer Hotelsuite der Leichnam eines 43 Jahre alten Politikers in der wassergefüllten Badewanne aufgefunden. In den Wochen zuvor hat es einen gewaltigen Politskandal gegeben, der Tote ist als Lügner und Schwindler entlarvt worden. Bei der Obduktion werden eine Vielzahl von Medikamenten im Leichenblut nachgewiesen, in tödlicher Dosis ein Schlafmittel. Die Inszenierung am Fundort, d. h. die mit Hemd, Krawatte und Hose bekleidete Leiche in der Badewanne, Notizen mit geheimnisvollen Andeutungen, aber kein Abschiedsbrief, nicht auffindbare Medikamentenschachteln, das Fehlen einer bestellten Flasche Wein - all
das lassen erfahrene Kriminalisten sofort an einen verschleierten Selbstmord denken. Es ist für einen Selbstmörder nämlich völlig typisch, falsche Spuren zu legen, Rätsel aufzugeben und den Hergang seines Todes anders erscheinen zu lassen.
Obwohl die offizielle Untersuchung schon längst abgeschlossen ist, gibt es immer noch Gerüchte und Spekulationen über einen Mord an Uwe Barschel, den seinerzeitigen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein. Solches wird auch von der Familie behauptet, alles andere wäre ja einem Geständnis gleichzusetzen. Barschel hatte jedoch drei
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