Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin
Ägypterin und die letzte Königin aus der mazedonischen Dynastie der Ptolemäer. »Ihr Zauber beruhte weniger auf wirklicher Schönheit als auf ihrem Geist und ihrer ganzen Persönlichkeit«, schrieb der Biograf Plutarch, und die Bildnisse auf Münzen gaben
ihm Recht. Um der Gefangenschaft zu entgehen, verübte sie am 30. August 30 v. Chr. Selbstmord. Das Gift, mit dem sie sich tötete, hatte sich angeblich in einer Haarnadel befunden. Eine andere Version lautet, Kleopatra habe sich von einer Schlange einen tödlichen Biss zufügen lassen. Plutarch resümierte: »Doch die Wahrheit kennt niemand.«
Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin
Aus der Organisation der Außerparlamentarischen Opposition APO war in den frühen 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts in der Bundesrepublik Deutschland die Terrorgruppe »Rote-Armee-Fraktion« RAF geworden. Ihre Mitglieder wählten den rücksichtslosen Weg der Gewalt, um mit Entführungen und Morden das nach ihrer Ansicht Menschen verachtende System der Regierung zu stürzen. Diese anarchistischen Gewalttäter prägten über mehrere Jahre die deutsche Geschichte.
Ulrike Meinhof (1934-1976) erhängte sich am 8. Mai 1976 mit einem aus Handtüchern gedrehten Strick am Fenstergitter ihrer Zelle in Stuttgart-Stammheim. Nachdem schon einige Befreiungsversuche fehlgeschlagen hatten, wurde versucht, die anderen drei inhaftierten Terroristen durch die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer und eine Geiselnahme im Lufthansa-Flugzeug »Landshut« freizupressen. Als die Flugzeugentführung in Mogadischu (Somalia) von einer deutschen Spezialtruppe beendet wurde, verübten die Häftlinge Selbstmord.
Andreas Baader (1945-1977) hatte, in einem Plattenspieler versteckt, eine Pistole in das Gefängnis schmuggeln können. Am 18. Oktober 1977, wenige Stunden nach Beendigung der Flugzeugentführung, schoss er zunächst zweimal gegen die Zellenwand, um einen Kampf vorzutäuschen. Dann setzte er sich den Lauf der Waffe in den Nacken und drückte ab. Es sollte wie eine
Hinrichtung aussehen, aber die gerichtsmedizinische Untersuchung konnte unter Mithilfe internationaler Experten den Selbstmordhergang eindeutig rekonstruieren.
Jan-Carl Raspe (1944-1977) hatte eine Pistole hinter einer Holzleiste auf dem Zellenboden versteckt. Mittels eines Miniradios und unter Benützung der Lautsprecherkabel im Zellentrakt konnte er ein Kommunikationssystem unter den Häftlingen aufbauen. Er schoss sich in die rechte Schläfe.
Gudrun Ensslin (1940-1977) erhängte sich mit dem Elektrokabel ihres Plattenspielers. Der kollektive Selbstmord im Hochsicherheitsgefängnis von Stuttgart-Stammheim erregte ungeheures Aufsehen in der Öffentlichkeit. Wie hatten die Häftlinge sowohl mit der Außenwelt als auch untereinander laufend Informationen austauschen können? Wie waren die Waffen in die Zellen gelangt? Solche Fragen sind bis heute ungeklärt. Lediglich der Genickschuss, den sich Andreas Baader zugefügt hat, überrascht den Gerichtsmediziner nicht. Eine solche Art des Selbstmordes ist in jedem besseren Lehrbuch angeführt.
Ludwig Boltzmann
Ohne die theoretischen und experimentellen Arbeiten dieses bedeutendsten österreichischen Physikers hätte es Einsteins Relativitätstheorie nicht gegeben. Boltzmann (1844-1906) wurde bereits mit 25 Jahren Universitätsprofessor für mathematische Physik. Wie jedes Genie war er kein einfacher Mensch und verstrickte sich daher in zahlreiche Konflikte. Außerdem war er das typische Beispiel eines manisch-depressiven Gelehrten. Ob eine Krankheit oder ein wissenschaftlicher Disput den Anlass für seinen Selbstmord gab, ist ungeklärt. Seinen letzten Urlaub verbrachte er in Duino bei Triest. Er erhängte sich, während seine Frau und die Tochter beim Schwimmen waren.
George Eastman
Bis 1888 mussten alle Fotografen große Kameras und schwere Glasplatten mit lichtempfindlichen Emulsionen mit sich herumschleppen. Dann erfand Eastman (1854-1932) den bequemen Rollfilm und die Kleinbildkamera, die Fotografie wurde zu einem erschwinglichen Freizeitvergnügen. Er gründete die Firma Kodak und wurde einer der typisch amerikanischen Selfmade-Millionäre. Große Teile seines Vermögens spendete er für wissenschaftliche und humanitäre Zwecke. Privat lebte der Junggeselle zurückgezogen mit seiner Mutter. Als er schwer erkrankte, schoss er sich mit einem Revolver ins Herz. Sein Abschiedsbrief war kurz: »An meine Freunde. Meine Arbeit ist getan. Warum
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