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Im Saal der Toten

Im Saal der Toten

Titel: Im Saal der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Neues ergibt. Und, Mercer, hast du was von Mike gehört?«
    »Ich habe ein paar Nachrichten auf seinem Handy hinterlassen und ihm gesagt, was wir inzwischen unternommen haben. Bisher hat er noch nicht zurückgerufen.«
    Pat McKinney kam um 15:55 Uhr in mein Büro. Er bat die Anwältin, die gerade bei mir war, später wiederzukommen und meinte, dass Battaglia ihn gebeten hätte, mich abzuholen. Wie zu erwarten, dauerte das Treffen ziemlich lang. Battaglia war ein Perfektionist und wollte immer über den neuesten Stand der Hauptermittlungen informiert sein, damit er der Presse gegebenenfalls diskrete Hinweise geben konnte.
    »Wenn es irgendwas mit der UNO zu tun hat, will ich es als Erster wissen. Egal, um welche Tages- oder Nachtzeit. Verstanden, Alex?«
    »Selbstverständlich.«
    »Was haben Sie für den Rest der Woche geplant?«
    »Wir müssen uns noch einmal mit einigen Leuten unterhalten – Gino Guidi, Noah Tormey, die Männer im Botanischen –«
    Scheinbar hatte McKinney dem Bezirksstaatsanwalt hinter meinem Rücken ein Zeichen gegeben.
    »Da fällt mir ein«, sagte Battaglia. »Ellen Gunsher kommt bei einigen dieser Gespräche mit, in Ordnung? Chapman fällt ja momentan aus, und außerdem scheint er dort ohnehin nicht gern gesehen zu sein. Ellen soll ruhig etwas mehr Erfahrung sammeln. Wir haben es bei dem Anschlag auf den Professor mit einer Waffe zu tun, und dann ist da noch der Ex-Cop, der den Jungen erschossen hat. Ellen ist mit von der Partie.«
    Ich lächelte meine Zustimmung, bevor er uns entließ.
    »Sie müssen sich ganz schön ins Zeug gelegt haben, dass er mir das zur Auflage macht, Pat. Ellen als meine Partnerin! Was ist Ihr Geheimnis? Tun Sie dieser Tage noch etwas anderes als ihm die Zigarre anzuzünden? Haben Sie seine Fingerabdrücke von einer Mordwaffe gewischt, die Sie irgendwo verstecken?«
    Er antwortete nicht und verschwand in der Herrentoilette. Das war seine bevorzugte Taktik, unsere Gespräche zu beenden.
    Laura war schon gegangen, aber an der Kopflehne meines Schreibtischstuhls klebte eine Nachricht: »Mercer ist auf dem Weg ins 19. Revier. Sie sollen auch hinkommen.«
    Es war bereits kurz vor sechs Uhr. Ich schloss mein Büro ab und winkte vor dem Gerichtsgebäude ein Taxi herbei, das mich im dichten Berufsverkehr zur 67. Straße hinaufbrachte.
    Noch bevor der Beamte am Eingang meinen Ausweis scannen konnte, rief ein Sergeant über seine Schulter: »Sie werden schon erwartet, Miss Cooper. Oben im ersten Stock. Gehen Sie gleich rauf.«
    Ich hatte in den letzten zehn Jahren unzählige Stunden auf diesem Revier verbracht. Ich hatte Verbrechensopfer befragt, Verdächtige verhört, mich mit Detectives beraten und auf den harten Holzbänken in der U-Haftzelle ein Nickerchen gemacht, wenn aus kurzen Abenden lange Nächte geworden waren.
    Lieutenant Peterson sah auf, als ich zur Tür hereinkam. Er legte den Finger an die Lippen, bevor ich ihn und die Detectives begrüßen konnte, und signalisierte mir, ihm ins Büro des Captains zu folgen.
    Mercer saß am Schreibtisch und beendete soeben ein Telefonat. Er reichte mir eine Kopie der Fahndungszeichnung des Seidenstrumpfvergewaltigers und eine Ausgabe des offiziellen UNO-Newsletters mit Fotos von kürzlichen Empfängen und Konferenzen. »Ich habe das hier durchgeblättert, als ich heute Nachmittag auf die Namensliste gewartet habe. Schau dir den Delegierten an, der auf dem Dezembertreffen über Handelssanktionen gesprochen hat.«
    Der Mann auf dem Foto sah dem Fahndungsbild verblüffend ähnlich, außer dass er schon Mitte sechzig zu sein schien. Der Haaransatz und das runde Gesicht, sogar die Größe der Nase und die Form der Lippen waren mit der Physiognomie des Vergewaltigers identisch. Auch die Hautfarbe entsprach dem dunklen Schwarz, das die Zeuginnen beschrieben hatten.
    »Wer ist das?«
    »Sofi Maswana. Der Vertreter Dahlakiens bei den Vereinten Nationen.«
    »Noch nie gehört.«
    »Dahlakien war wie Eritrea einst Teil von Äthiopien. Es hat sich in den neunziger Jahren abgespalten und wurde eine unabhängige Republik. Liegt in Nordafrika, am Roten Meer, und ist berühmt für seine Perlenfischer.«
    »Und Mr Maswana?«, fragte ich.
    »Ist mit seinem Lieblingssohn unten und wartet darauf, mit uns zu sprechen.«
    »Ich bin beeindruckt. Sind die Detectives draußen deshalb so aufgeregt?«
    »Sie wissen, dass etwas im Busch ist«, sagte Peterson. »Aber sie haben die beiden noch nicht gesehen.«
    »Was wisst ihr über ihn?«
    »Maswana ist

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