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Im Saal der Toten

Im Saal der Toten

Titel: Im Saal der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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gerade gesagt, dass Emilys Nummer nicht im Telefonbuch stand.«
    Kroon schniefte. »Emilys Name stand in Ichikos alten Unterlagen über Monty. Scheinbar hatte Monty erzählt, dass er mit ihr zusammenwohnte und dass er ihr anvertraut hatte, jemanden umgebracht zu haben. Der Arzt hatte ein Ehemaligen-Verzeichnis der NYU. Darin ist Emilys Nummer aufgeführt.«
    »Was wollte er?«
    »Erst einmal jagte er ihr einen gehörigen Schreck ein, weil er seiner Erleichterung darüber Ausdruck gab, dass sie noch am Leben war – dass sie nicht schon vor langer Zeit umgebracht worden war. Ichiko fragte, ob sie die Schlagzeilen über das Skelett im Keller gesehen hatte. Emily war gerade mit den Zeitungen nach Hause gekommen – der Times und den Boulevardzeitungen. Er wies sie auf den Artikel in der Post hin und sagte, dass er zu wissen glaube, wessen Gebeine das waren. Er war sich sicher, dass der Mörder Emilys früherer Freund war, Monty.«
    »Was hat Emily getan?«, fragte ich.
    »Ichiko wollte wissen, was aus Monty geworden war und wo er jetzt steckte. Sie schwor, dass sie keine Ahnung hatte, dass sie ihn seit über zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ichiko bedrängte Emily und jagte ihr eine Todesangst ein.«
    »Inwiefern?«
    »Er sagte ihr, dass sie in New York nicht mehr sicher sei, wenn man das Skelett erst einmal identifiziert hatte. Dass sie beide tot wären, wenn sie ihm nicht dabei helfen würde herauszufinden, was aus Monty geworden war. Dr. Ichiko hatte nicht Unrecht, oder?«
    »Und was wollte Emily von Ihnen?«, fragte Mercer.
    »Geld. Geld, um die Stadt zu verlassen. Und einen Rat, wohin sie gehen solle.«
    »Was haben Sie ihr gesagt?«
    »Dass es keinen Sinn hätte davonzulaufen, weil sie keine Ahnung hatte, wo sich Monty herumtrieb.«
    »Hatte sie daran nicht schon früher gedacht?«, fragte ich.
    »Sie fragte sich oft, was aus ihm geworden war. Wie will man sich heutzutage als Dichter über Wasser halten, Detective Wallace? Das schafft niemand.«
    »Warum haben Sie die Dateien auf Emilys Computer geöffnet, Teddy? Was sollte das?«, fragte Mercer.
    Kroon ließ den Kopf hängen. »Das war dumm von mir.«
    Und herzlos, wollte ich hinzufügen.
    »Was war Ihnen so wichtig, dass Sie die Computerdateien öffneten, bevor Sie die Polizei riefen?«
    Kroon ging zu seinem Schreibtisch und reichte mir eine dünne Mappe. »Sehen Sie. Als ich ihre Leiche fand, ging ich davon aus, dass sie von dem Seidenstrumpfvergewaltiger umgebracht worden sei. Dass sie einfach nur Pech gehabt hatte und zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Ich … ich wollte wohl ein Held sein.«
    »Es kam Ihnen nicht in den Sinn, dass Monty der Mörder sein könnte?«
    »Ich hab es wohl verdrängt, Detective. Ich hatte von dem Vergewaltiger gelesen, der eine Frau mit dem Messer angegriffen hatte. Ich … ich dachte nicht, dass Emily so bald nach Dr. Ichikos Anruf etwas passieren würde. Ich dachte, ich könnte Informationen über Monty finden und an Dr. Ichiko weiterleiten, damit die Polizei den alten Fall lösen könnte.«
    Ich klappte die Mappe auf und blätterte in den Papieren, um herauszufinden, ob irgendetwas für unsere Ermittlungen von Nutzen war. Ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, die forensische Computeranalyse zu lesen.
    Teddy mochte engstens mit Emily befreundet gewesen sein, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte er sehr persönliche Schriftstücke an sich genommen: Aufzeichnungen über ihr emotionales Chaos, seit Amelia mit ihr Kontakt aufgenommen hatte, und intime Erinnerungen an ihre Eltern und Geschwister.
    Dann kam ein längeres Manuskript mit dem Titel Poetische Ungerechtigkeit , das Emily Upshaw und Noah Tormey als Koautoren auswies: scheinbar der wissenschaftliche Aufsatz über Poes Plagiarismen, den sie für den jungen Professor recherchiert und geschrieben hatte – und der ihn die Mitgliedschaft im Rabenverein gekostet hatte.
    Auf dem nächsten Blatt war ein engzeilig gedruckter Absatz. Ich hob das Blatt näher an die Augen, um den Text besser lesen zu können.
    Kroon sah, was es war. »Sehen Sie? Ich dachte, das könne ich Dr. Ichiko geben, um zu beweisen, dass Monty – wer auch immer er ist – Emily sein Verbrechen gestanden hatte.«
    Ich las die Zeilen:
     
    »Ich beschloss, die Leiche im Keller einzumauern – so wie es im Mittelalter die Mönche mit ihren Opfern getan haben sollen. Zu einem solchen Zwecke war der Keller wohl geeignet. Seine Mauern waren locker gebaut, und […] ich zweifelte nicht

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