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Im Saal der Toten

Im Saal der Toten

Titel: Im Saal der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Dreiviertelstunde klopfte Peterson an die Tür, lächelte mich an und bot uns eine Schachtel Zigaretten, sein Feuerzeug und einen Aschenbecher an. »Ich hatte vergessen, dass sich der Captain vor einem Jahr auf Bitten des Bürgermeisters von seinen illegalen Utensilien getrennt hat. Aber für Sie machen wir eine Ausnahme.«
    Er hatte sich an den Zigarettenstummel erinnert, den man auf der Treppe vor Annika Jelts Haus gefunden hatte. Der Täter war Raucher, und sein Speichel wäre eine weitere einfache DANN-Quelle.
    Mercer und ich nahmen beide eine Zigarette aus der Packung, um es unserem Verdächtigen schmackhaft zu machen, und zündeten ein Streichholz an. David Maswana verzog das Gesicht. »Danke, ich rauche nicht.«
    Vielleicht stimmte das. Vielleicht war er aber auch schlau genug, uns die Beweismittelsammlung nicht einfacher zu machen.
    Nach einer Stunde war Mercer bereit, eine härtere Gangart anzuschlagen. Davids vage Auskünfte über die letzten Wochen – in denen sich die Vergewaltigungen und Überfälle ereignet hatten – waren inakzeptabel. Mercer wollte verbindliche Antworten, Informationen, die diese Generation zweifellos in ihren allgegenwärtigen PalmPilots und Desktop-Kalendern gespeichert hatte.
    Er bat David, uns freiwillig einen Mundabstrich für eine DANN-Probe zu geben. Dem jungen Mann traten Tränen in die Augen, bevor er unser Gesuch mit dem Hinweis ablehnte, dass er erst seinen Vater fragen wolle.
    Mercer nahm die Fahndungszeichnung des Seidenstrumpfvergewaltigers aus der Mappe und legte sie unserem Hauptverdächtigen unter die Nase.
    David zuckte unwillkürlich zusammen und atmete schwer. »Das … das sieht mir sehr ähnlich. Wer hat das gemacht? Weiße Frauen? Viele der Eigenschaften sehen aus wie … wie die von vielen schwarzen –«
    Mercers Haut hatte fast den gleichen Farbton wie Davids. Er beugte sich vor und steckte dem Jungen den Finger ins Gesicht. »Kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit irgend so einem Scheiß wie ›wir sehen alle gleich aus‹! Diese Zeichnung hier sieht Ihnen ähnlicher als das Foto auf Ihrem Führerschein.«
    Da klopfte es erneut an der Tür. Peterson öffnete sie einen Spaltbreit und bat mich nach draußen. Mercer hatte David zum ersten Mal etwas weich geklopft. Mein Ärger über die Störung war offensichtlich.
    »Es tut mir Leid, Alex, aber ich dachte, Sie würden den Anruf entgegennehmen wollen. Darren Waxon, der Protokollchef, will mit Ihnen sprechen.«
    Ich griff zum Hörer und meldete mich mit barscher Stimme. »Ja, Mr Waxon?«
    »Miss Cooper, ich frage mich, wie lange Sie den Botschafter und seinen Sohn noch auf dem Revier festhalten wollen. Es ist schon nach halb neun, und falls Sie irgendetwas zu unternehmen gedenken, muss ich darüber so bald wie möglich Bescheid wissen.«
    »Woher wissen Sie, dass Mr Maswana hier ist?«
    »Er hat mich selbst angerufen, um mich zu informieren und mir zu danken.«
    »Ihnen zu danken? Wofür?«
    »Dafür, dass ich ihm gesagt habe, warum die Bezirksstaatsanwaltschaft die Privatadressen braucht und worum es bei den Ermittlungen geht.«
    Mein Ärger steigerte sich zu Wut. »Wann genau haben Sie ihm das gesagt?«
    »Miss Cooper, ich habe höflicherweise alle Vertretungen informiert, dass wir aus juristischer Sicht keine andere Wahl hatten, als Ihrem Gesuch nachzukommen. Das Protokoll erfordert –«
    »Wann haben Sie mit Mr Maswana gesprochen? Um welche Uhrzeit?«
    »Heute Nachmittag, kurz bevor ich Detective Wallace die Adressenliste ausgehändigt habe.«
    Da dachte Mercer, Maswana ausgetrickst zu haben, und dabei wusste der Botschafter die ganze Zeit, dass wir einen seiner Söhne als möglichen Serienvergewaltiger suchten.
    »Sie hatten nicht das geringste Recht –«
    »Miss Cooper«, unterbrach mich Waxon ebenso wütend. »Ich bin nicht willens, wegen einer … einer Hand voll hysterischer Frauen einen internationalen Vorfall zu riskieren.«
    Mike Chapman hätte ihm ein Schimpfwort an den Kopf geschmissen und ihm gedroht, ihn wegen Behinderung von Polizei und Justiz einzulochen.
    »Hysterische Frauen? Was soll diese sexistische Bemerkung? Falls Sie den häuslichen Frieden gestört haben, indem Sie einem von Maswanas Söhnen Zeit gaben, das Land zu verlassen, bevor wir ihn zu fassen bekommen, dann werde ich mit einigen der Opfer höchstpersönlich in Ihrem Büro auftauchen, damit Sie ihnen das Konzept der diplomatischen Immunität erklären können.«
    Ich bat Peterson, die Befragung weiterzuführen, um Mr Maswana um

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