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Im Saal der Toten

Im Saal der Toten

Titel: Im Saal der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Institut hat auf Grund der serologischen Testergebnisse bestätigt –«
    »Ich dachte, der Fall von dieser Woche wäre keine Vergewaltigung. Woher haben Sie das DANN-Material?«, fragte ein anderer.
    »Wir können Ihnen keine Einzelheiten über unser Beweismaterial geben, aber das genetische Material vom Tatort wurde mit Hilfe unserer Datenbank identifiziert. Wir sind überzeugt, dass zwischen den Fällen eine Verbindung besteht. Wir haben eine Taskforce eingerichtet, über die wir Ihnen Genaueres mitteilen können.« Der Polizeipräsident machte einen Schritt zur Seite, damit der Chief of Detectives die eilig ins Leben gerufene Sonderkommission vorstellen konnte.
    »Wie viele Fälle waren es beim letzten Mal?«, fragte ein Neuling unter den Lokalreportern.
    »Fünf Vergewaltigungen, vier versuchte Vergewaltigungen«, antwortete der Chief of Detectives.
    Ich dachte an acht weitere Fälle in meinen Akten, die sich forensisch nicht eindeutig zuordnen ließen, aber bei denen ich auf Grund diverser Details, was die Ausdrucks- und Vorgehensweise des Vergewaltigers anging, überzeugt war, dass es sich um denselben Täter handelte. Der Bürgermeister hatte den Polizeipräsidenten angewiesen, diese Fälle nicht zu erwähnen, um die Öffentlichkeit nicht noch mehr in Angst und Schrecken zu versetzen.
    »Wie sieht das Opfer in dem jüngsten Fall aus?«
    Eine solche Frage konnte nur von Mickey Diamond kommen. Bei keinem anderen Verbrechen würde ein Reporter um eine Beschreibung des Opfers bitten. Aber die sensationslüsterne Boulevardpresse benötigte einen flotten Feger oder eine vollbusige, blauäugige Blondine, um ihre Storys – in denen Vergewaltigungsopfer nicht namentlich genannt werden durften – etwas aufzupeppen.
    »Verwendet er nach wie vor Seidenstrümpfe oder ist er seit letztem Mal auf Stützstrümpfe umgestiegen?«, fragte Diamond, um die anderen Reporter zum Lachen zu bringen.
    Ich schaltete den Fernseher aus, als man die Öffentlichkeit um Mithilfe bat und eine Belohnung aussetzte für Hinweise, die zur Festnahme des Täters führten.
    Als ich am nächsten Morgen um sieben Uhr die Wohnungstür öffnete, starrte mich das Gesicht des Vergewaltigers von der Titelseite beider Boulevardzeitungen an. Die New York Times hatte die Phantomzeichnung auf Seite eins des Lokalteils abgedruckt. Ich duschte, zog mich an und fuhr mit dem Auto ins Büro.
    Den Vormittag über ging ich die Notizen durch, die Laura Wilkie, meine Sekretärin, über die Anrufe bei unserer Hotline gemacht hatte. Gegen eine Belohnung waren Leute willens, Exmänner, untreue Liebhaber oder missratene Verwandte anzuzeigen. Alle Hinweise wurden an das Sonderdezernat für Sexualverbrechen weitergeleitet.
    Anschließend studierte ich die Akte Darra Goldswit und machte mir eine Liste der Fragen, die ich ihr vor der Grand Jury stellen würde.
    Kurz nach elf Uhr hörte ich Chapmans Stimme im Vorzimmer. »Guten Morgen, Moneypenny. Wie wär’s mit einem Kuss?«
    Laura ging wie immer auf Mikes Flirterei ein. Jetzt würde sie den Rest der Woche gut gelaunt sein.
    Er kam in mein Büro und fuhr sich mit den Fingern durch sein dichtes schwarzes Haar. »Carmine Cappozelli, Produzent des kräftigsten Rattengifts diesseits des Mississippi, lässt herzlich grüßen. Er hat mir gesagt, dass er seine erste Ladung Rattengift 1978 hergestellt hat.«
    »Das stand ja schließlich auf dem Etikett.«
    »Ja, aber es wurde erst 1979 ausgeliefert. Also ist unsere Leiche frühestens zu dem Zeitpunkt hinter der Mauer verschwunden. Da siehst du, wofür ein ausgezeichneter Detective gut ist. Im Gegensatz zu euch Anwälten, die ihr euch auf dumme Vermutungen verlasst. Ich habe dir gerade ein Jahr unnötiger Ermittlungsarbeit erspart.«
    »Hast du dich sonst noch nützlich gemacht?«
    »Ich habe bei der Abteilung für ungelöste Fälle angerufen. Der zuständige Detective ist Scotty Taren. Er kommt hierher, und dann fahren wir gemeinsam ins Leichenschauhaus, um zu sehen, wie weit Dorfman schon gekommen ist.«
    »Die Sache liegt fünfundzwanzig Jahre zurück. Wo fängt er da überhaupt an?«
    »Mein alter Herr war damals noch im Dienst. Stell dir das mal vor! Es hätte einer seiner Fälle sein können. Ist doch irre, oder? Du musst dich einfach in die damalige Zeit zurückversetzen und dir vorstellen, in welcher Welt das Opfer lebte.«
    »Leichter gesagt als getan.«
    »Streng deine grauen Zellen an, Coop. Kramer gegen Kramer gewann den Oscar, Mutter Teresa erhielt den

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