Im Saal der Toten
die da drin sind.«
»Hat Laquon an dem Abend geraucht?«
»Wahrscheinlich. Ich, äh, ich rauche kein Dope.«
»Und das Schnappmesser?« Ich drückte auf einen Knopf, woraufhin eine kurze, scharfe Klinge ausklappte.
»Das habe ich zum Schutz.«
»Hatten Sie es letzten Mittwoch bei sich?«
»Ja, aber ich bin nicht dazu gekommen, es zu benutzen. Ich hatte so viel Angst, dass ich es ganz vergessen habe.«
Ich breitete die zerknitterten Papierschnipsel aus, die sie ebenfalls in der Tasche aufbewahrte. »Was ist das hier?«
»Die Namen und Telefonnummern meiner Freunde.«
Ich faltete die Schnipsel auseinander und las ein gutes Dutzend Männernamen. »Haben Sie auch Freundinnen, Yolanda, oder nur männliche Freunde? Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir einige dieser Männer anrufen und sie fragen, wie sie Sie kennen gelernt haben?«
Jetzt schnippte sie wieder trotzig Glitzer auf den Boden. »Tun Sie, was Sie wollen. Ich wollte sowieso nicht hierher kommen.«
»Um wie viel Uhr fingen Sie an, Laquon nicht mehr zu mögen? War das nach dem Film?«
»Ich habe es ihm schon gesagt« – sie zeigte auf Ryan –, »dass ich ihn nie mögen würde. Ich hatte die ganze Zeit nach dem Kino Angst vor ihm.«
»Warum haben Sie sich dann seine Handynummer aufgeschrieben?«, fragte ich. »Und kleine Herzchen um seinen Namen gemalt?«
Sie versuchte mir den Papierschnipsel aus der Hand zu reißen. »Das ist ein anderer Laquon. Das hat nichts mit meiner Vergewaltigung zu tun.«
»Ryan, holen Sie doch bitte Wanda herein.«
»Sie können ihr nichts davon erzählen. Das ist alles privat zwischen mir und dem Richter.«
»Zuerst muss ich sehen, ob Sie Ihrer Schwester das Gleiche erzählt haben wie mir. Dann«, sagte ich und nahm ihre MetroCard, die ebenfalls in ihrer Handtasche gewesen war, »werde ich Ihre Fahrkarte der Polizei übergeben, damit sie ein paar Dinge für mich überprüft.«
»Das ist meine. Ich hab sie letzten Monat gekauft. Sie ist nicht geklaut.«
»Umso besser, Yolanda. Die Polizei kann mir genau sagen, wann und wo Sie sie am Mittwoch entwertet haben.«
»Das kann sie nicht.« Sie wurde immer wütender und trotziger.
»Es ist alles im Computer gespeichert. Ich werde genau wissen, wie lange Sie in der U-Bahn saßen. Und wir werden auch herausfinden, wie viele Leute noch auf dem Bahnsteig waren, als Laquon Sie angeblich gegen Ihren Willen dorthin gezerrt hat.«
»Was spielt das für eine Rolle?« Sie riss den Kopf herum, als sie Ryan mit ihrer Schwester ins Zimmer kommen hörte.
»Wenn Sie dem Richter nicht die Wahrheit erzählen, wird man Sie verhaften.«
Jetzt weinte Yolanda. Sie hatte sichtlich mehr Angst vor ihrer Schwester als vor mir. »Aber ich habe Ihnen allen doch schon gesagt, dass ich mich nicht erinnere, was passiert ist.«
»Und ich sage Ihnen, dass ich das nicht glaube. Wenn Sie nicht betrunken oder high waren, dann sind Sie die Einzige, die ganz genau weiß, was letzten Mittwoch passiert ist.«
Ich erzählte Wanda einige der Ungereimtheiten zwischen der Geschichte, die ihre Schwester ursprünglich der Polizei erzählt hatte und ihrer heutigen Aussage. Ich reichte ihr das mit Herzchen verzierte Stück Papier, auf dem Laquons Name und Handynummer standen.
Wanda kniff ihre Schwester in die Schulter. »Was soll das dauernde ›weiß nicht‹, ›weiß nicht mehr‹? Warum erzählst du mir, dass du diesen Typ nicht ausstehen kannst, schreibst dir aber seine Telefonnummer auf? Mädchen, stell dich doch nicht dümmer, als du bist.«
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Yolanda. Sie beide können mit Ryan in sein Büro gehen und dort warten, bis er die MetroCard an die Verkehrsbetriebe geschickt hat und die entsprechenden Informationen bekommen hat. Ich behalte inzwischen die Waffe hier« – ich nahm das Klappmesser –, »und den Joint werfen wir einfach weg.«
Wanda versetzte ihrer Schwester einen Schlag auf den Hinterkopf. »Was machst du –«
»Schlagen Sie sie nie wieder. Wehe, wenn mir jemals zu Ohren kommt, dass Sie ihr auch nur ein Haar gekrümmt haben«, sagte ich. »Und, Yolanda, wenn Sie beschließen, irgendetwas an Ihrer Geschichte ändern zu wollen, bevor Sie vor dem Richter erscheinen, dann sagen Sie es Ryan, sobald Sie in seinem Büro sind.«
»Wenn ich das tue, muss ich dann noch einmal zu Ihnen kommen?«, fragte sie.
»Nicht falls die Informationen, die Ryan von den Verkehrsbetrieben bekommt, Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.«
»Sie meinen, ich darf nach Hause
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