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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Zwistigkeiten zwischen ihnen auszulösen. Eine Glanzleistung, die der Vizekönig für unerreichbar gehalten hatte.
    Obendrein war Setaou bei den Steinhauern beliebt und überzog die ganze Region mit Tempeln und Kapellen zum Ruhme des Pharaos und seiner Schutzgötter. Und ebendieser Setaou wachte auch über den reibungslosen Ablauf beim Bestellen der Felder, ließ das Land vermessen, legte Verzeichnisse der Grundstücke an und trieb noch die Steuern ein.
    Der hohe Beamte konnte sich der Wirklichkeit nicht länger verschließen: Dieser Schlangenbändiger, den er für einen sonderbaren Kauz ohne Zukunft gehalten hatte, erwies sich als gewissenhafter Verwalter. Falls Setaou weiterhin so beachtliche Ergebnisse erzielte, wurde die Lage des Vizekönigs sehr unbehaglich. Der Unfähigkeit und Faulheit geziehen, würde er sein Amt verlieren.
    Mit Setaou verhandeln war unmöglich. Eigensinnig, wie er war, lehnte Ramses’ Jugendfreund es ab, sich schöne Tage zu machen und weniger zu arbeiten. Über Zugeständnisse ließ er nicht mit sich reden. Ihn zu bestechen, hatte der Vizekönig erst gar nicht versucht, denn trotz ihres hohen Ranges lebten Setaou und Lotos bescheiden, pflegten Umgang mit den Eingeborenen und bekundeten keinerlei Neigung zu Prunk.
    304

    Es blieb nur eine Lösung: ein tödlicher Unfall, so sorgsam vorbereitet, daß nicht der geringste Zweifel an den Ursachen für Setaous Ableben auftreten konnte. Deshalb hatte der Vizekönig einen nubischen Söldner, der erst vor kurzem aus dem Gefängnis entlassen worden war, nach Abu Simbel bestellt. Der Mann hatte eine bewegte Vergangenheit und war vollkommen gewissenlos. Eine stattliche Belohnung würde ihn dazu bringen, ungesäumt zu handeln.

    Die Nacht war dunkel. Die vier sitzenden Kolosse an der Fassade des großen Tempels, die Ramses’ Ka verkörperten, blickten in die Ferne, wobei sie Zeiten und Räume ergründeten, die menschliche Augen nicht zu schauen vermochten.
    Hier wartete der Nubier, ein Mann mit niedriger Stirn, hervortretenden Wangenknochen und wulstigen Lippen. Er war mit einem Wurfspieß bewaffnet.
    »Ich bin der Vizekönig.«
    »Ich kenne dich. Ich habe dich in der Festung gesehen, in der ich eingesperrt war.«
    »Ich brauche deine Dienste.«
    »Aber ich bin jetzt ein friedlicher Mensch. Ich jage nur noch für mein Dorf …«
    »Du lügst. Man beschuldigt dich des Diebstahls, und es gibt Beweise gegen dich.«
    Wütend rammte der Nubier seinen Wurfspieß in den Boden.
    »Wer beschuldigt mich?«
    »Wenn du nicht mit mir zusammenarbeitest, gehst du ins Gefängnis zurück und kommst nie wieder heraus, gehorchst du mir aber, dann wirst du reich.«
    »Was erwartest du von mir?«
    »Mir steht jemand im Weg; den wirst du mir vom Halse schaffen.«
    305

    »Ein Nubier?«
    »Nein, ein Ägypter.«
    »Dann wird es aber teuer.«
    »In deiner Lage kannst du keine Forderungen stellen«, entgegnete der Vizekönig barsch.
    »Und wen werde ich umbringen?«
    »Setaou.«
    Der Nubier zog seinen Spieß wieder aus dem Boden und schwenkte ihn gen Himmel.
    »Das kostet ein Vermögen.«
    »Du wirst reichlich entlohnt werden, unter der Voraussetzung, daß Setaous Tod nach einem Unfall aussieht.«
    »Einverstanden.«
    Plötzlich begann der Vizekönig zu wanken wie ein Betrunkener und fiel auf sein Hinterteil. Dem Nubier blieb keine Zeit, in schallendes Gelächter auszubrechen, weil ihn das gleiche Mißgeschick ereilte.
    Die beiden Männer versuchten aufzustehen, konnten jedoch das Gleichgewicht nicht halten und stürzten aufs neue.
    »Die Erde bebt«, rief der Nubier aus. »Der Erdgott ist zornig!«
    Vom Berg her ließ sich dumpfes Grollen vernehmen, und die Kolossalstatuen bewegten sich. Starr vor Schreck sahen der Vizekönig und sein Kumpan, wie sich der Kopf eines der Riesen löste.
    Ramses’ Antlitz stürzte auf die beiden Verbrecher und zermalmte sie.

    Die Herrin Tanit war verzweifelt. Seit mehr als einer Woche hatte Uriteschup nicht mehr mit ihr geschlafen. Des Morgens ging er fort, galoppierte den ganzen Tag umher, kehrte 306

    erschöpft wieder, aß für vier und sank in Schlummer, ohne ein Wort zu sagen.
    Ihm Fragen zu stellen, hatte Tanit nur ein einziges Mal gewagt, denn darauf hatte er sie so geschlagen, daß sie nahe daran war, die Besinnung zu verlieren. Trost fand die Phönizierin nur bei ihrem getigerten Kätzchen, zumal sie sich nicht einmal mehr dazu aufraffen konnte, ihr ererbtes Vermögen zu verwalten.
    Wieder neigte sich ein leerer, nur von Langeweile

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