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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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zugehört hatte. Am Ende seiner Erklärungen hatte der Oberste Schreiber des Königs sogleich um eine Audienz für ihn nachgesucht und dem Würdenträger eingeschärft, seine Anschuldigungen Wort für Wort zu wiederholen, ohne auch nur die nichtigste Einzelheit wegzulassen.
    »Hast du dem etwas hinzuzufügen, Ameni?«
    »Ist das wirklich nötig, Majestät?«
    »War dir all das bekannt?«
    »Ich muß zugeben, daß meine Wachsamkeit in diesem Bereich zu wünschen übrigließ, dennoch hatte ich gewisse Vorkehrungen getroffen.«
    »Betrachtet alle beide dieses Problem als gelöst.«
    Erleichtert wich der Vorsteher des Schatzhauses dem 300

    strengen Blick des Königs aus, der ihm zum Glück keinen Tadel erteilt hatte. Und Ameni vertraute darauf, daß Ramses innerhalb seines eigenen Palastes den Gesetzen der Maat wieder zu ihrem Recht verhelfen würde.

    »Endlich, Majestät!« rief Maat-Hor aus. »Beinahe hatte ich schon die Hoffnung aufgegeben, dich wiederzusehen. Weshalb war ich nicht an deiner Seite, als du meine Landsleute empfingst? Sie wären entzückt gewesen, mich bewundern zu können.«
    Strahlend schön wirbelte Maat-Hor in einem roten, mit silbernen Rosetten verzierten Kleid inmitten eines ganzen Balletts von Bediensteten umher. Wie jeden Tag fand sie auch noch das kleinste Staubkörnchen, trug neuen Schmuck und prächtige Kleider und ließ Hunderte von Blumen auswechseln, deren Duft die Gemächer der Königin erfüllte.
    »Entlasse deine Bediensteten«, befahl Ramses.
    Die Königin erstarrte.
    »Aber … ich habe keinen Grund, über sie zu klagen.«
    Maat-Hor begriff, daß da kein verliebter Mann vor ihr stand, sondern der Pharao von Ägypten. So mußten seine Augen geblickt haben, als er bei Kadesch zum Gegenschlag ausgeholt und es allein mit Tausenden von Hethitern aufgenommen hatte.
    »Schert euch alle fort«, rief die Königin. »Verschwindet!«
    An eine derartige Behandlung nicht gewöhnt, zogen sich die Dienerinnen ohne Hast zurück und ließen auf dem Steinboden stehen und liegen, was sie gerade in Händen gehabt hatten.
    Maat-Hor bemühte sich zu lächeln.
    »Was ist geschehen, Majestät?«
    »Glaubst du, daß dein Verhalten dem einer Königin von Ägypten entspricht?«
    »Ich werde meiner hohen Stellung gerecht, wie du es verlangt 301

    hast.«
    »Im Gegenteil, Maat-Hor, du führst dich auf wie ein Tyrann mit unannehmbaren Launen.«
    »Was machst du mir zum Vorwurf?«
    »Du bedrängst den Vorsteher des Schatzhauses, Reichtümer herauszugeben, die den Tempeln gehören, und gestern hast du dich sogar erdreistet, eine Verfügung zu erlassen, mit der du dir die kostbaren Metalle aneignen wolltest, die deine Landsleute dem Staat Ägypten geschenkt haben.«
    Die junge Frau begehrte auf.
    »Ich bin die Königin, deshalb gehört mir alles.«
    »Da irrst du sehr. Ägypten wird nicht von Habgier und Eigennutz regiert, sondern von den Gesetzen der Maat. Dieses Land ist Eigentum der Götter. Sie übertragen es dem Pharao, dessen Pflicht darin besteht, es gesund, wohlhabend und glücklich zu erhalten. Was du unter allen Umständen hättest zum Ausdruck bringen müssen, wäre Redlichkeit gewesen.
    Wenn ein Oberster kein Vorbild mehr ist, geht das ganze Land seinem Verfall und Untergang entgegen. Mit deiner Handlungsweise hast du die Autorität des Pharaos untergraben und seinem Volk geschadet.«
    Ramses hatte die Stimme nicht erhoben, doch seine Worte waren schneidender als die Klinge eines Schwertes.
    »Ich … ich glaubte nicht …«
    »Eine Königin von Ägypten hat nicht zu glauben, sondern zu handeln. Und du hast schlecht gehandelt, Maat-Hor. Ich habe deine unbillige Verfügung rückgängig gemacht und dafür gesorgt, daß du keinen Schaden mehr anrichten kannst. Von nun an wirst du im Harim Mer-Our residieren und nur noch dann an den Hof kommen, wenn ich es anordne. Es wird dir an nichts mangeln, aber jedwede Maßlosigkeit wird künftig ausgeschlossen sein.«
    302

    »Ramses … du kannst doch meine Liebe nicht zurückweisen.«
    »Ägypten ist meine Gemahlin, Maat-Hor, und das kannst du nicht begreifen.«
    303

    DREIUNDVIERZIG
    ER VIZEKÖNIG VON Nubien ertrug die Gegenwart u
    D nd die Emsigkeit Setaous nicht mehr. Von seiner Gemahlin Lotos, einer nubischen Zauberin, erfolgreich beraten, hatte sich Ramses’ Freund aus Kindertagen auf eine Weise in die wirtschaftliche Fortentwicklung dieser Provinz des Tiefen Südens eingemischt, daß es ihm gelungen war, alle Stämme zum Arbeiten zu bewegen, ohne

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