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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Würdenträger hatten rotgefärbte Perücken auf und sich mit goldenen Ohrringen geschmückt. Ihre weißen Gewänder unter den mit Blumenmotiven verzierten Schurzen reichten ihnen bis an die Knöchel, und sie hatten die Arme mit Geschenken beladen: Pantherfelle, goldene Ringe, Elfenbein, Ebenholz, Federn und Eier von Straußenvögeln, Fächer und Säcke voll kostbarer Steine.
    Gemeinsam mit Setaou trat der Älteste von ihnen vor.
    »Ehre sei dir, Sohn des Lichts!«
    »Ehre sei den Söhnen Nubiens, die sich für den Frieden entschieden haben«, antwortete Ramses. »Mögen diese zwei Tempel von Abu Simbel, die meinem Herzen so teuer sind, das Symbol für ihren Bund mit Ägypten sein!«
    »Majestät, ganz Nubien weiß bereits, daß du Setaou zum Vizekönig ernannt hast.«
    319

    Bei seinen Worten senkte sich tiefes Schweigen über die Versammlung. Falls die Häuptlinge diese Entscheidung mißbilligten, würden von neuem Unruhen ausbrechen.
    Dennoch wäre Ramses nicht bereit, Setaou aufzugeben. Er wußte, daß sein Freund dafür geschaffen war, diesen Landstrich zu verwalten und ihm Glück zu bescheren.
    Der Älteste richtete seinen Blick auf Setaou, der wie üblich mit seinem Gewand aus Antilopenleder bekleidet war.
    »Wir danken Ramses dem Großen, daß er den Mann ausersehen hat, der Leben zu retten weiß, mit seinem Herzen spricht und unsere Herzen erobert.«
    Zu Tränen gerührt, verneigte sich Setaou vor Ramses.
    Was er dabei sah, erschreckte ihn jedoch zutiefst: Eine Hornviper schlängelte sich im Sand auf den Fuß des Königs zu.
    Setaou wollte schreien und den Herrscher warnen, aber die Nubier hoben ihn unter lautem Beifall triumphierend in die Höhe, und seine Rufe gingen im Tumult ihres Jubels unter.
    Als die Viper sich zum Angriff aufrichtete, stieß ein weißer Ibis vom Himmel herab, hieb seinen Schnabel in den Kopf des Reptils und flog mitsamt seiner Beute davon.
    Diejenigen, die diese Begebenheit gesehen hatten, hegten nicht den geringsten Zweifel, daß es der Gott Thot war, der in der Gestalt eines Ibisses Ramses das Leben gerettet hatte. Und deshalb würde Setaous Herrschaft gerecht und weise sein.
    Sobald er sich aus der Schar seiner Anhänger befreien konnte, trat der Schlangenkundige auf den König zu.
    »Wenn ich bedenke, daß diese Viper …«
    »Was hast du denn befürchtet, Setaou? Bin ich nicht dank deiner gegen ihr Gift gefeit? Du mußt Vertrauen zu dir haben, mein Freund.«

    Es war zweimal, dreimal, wenn nicht gar zehnmal schlimmer, 320

    als Setaou es sich vorgestellt hatte! Seit seiner Ernennung wurde er von Arbeit erdrückt, mußte tausendundeinem Bittsteller Audienz gewähren, und ein Gesuch war dringender als das andere. Innerhalb weniger Tage erkannte er, daß die Menschen keinerlei Scham besaßen, sobald es darum ging, ihren eigenen Vorteil zu verteidigen, selbst wenn dies zum Schaden anderer geschah.
    Trotz seines Wunsches, dem König zu gehorchen und die Aufgabe zu erfüllen, mit der er ihn betraut hatte, war Setaou bisweilen versucht, sein Amt niederzulegen. Gefährliche Kriechtiere zu fangen war leichter, als die Zwistigkeiten miteinander rivalisierender Gruppen zu schlichten.
    Aber dem neuen Vizekönig von Nubien wurde unverhofft die Hilfe zweier Verbündeter zuteil. Die eine war Lotos, deren Verwandlung ihn überraschte. Sie, die unternehmungslustige Liebende mit den herrlichen Einfällen, die nubische Liane, die es verstand, den Lenden ihres Geliebten berückendes Vergnügen zu entlocken, die Zauberin, die sogar die Sprache der Schlangen zu sprechen wußte, sie stand ihm so kühlen Sinns zur Seite, als wäre sie seit langem geübt im Umgang mit der Macht. Ihre trotz der Jahre anhaltende Schönheit kam ihm sehr zustatten, wenn die Würdenträger der nubischen Stämme bei schwierigen Unterredungen ihr Augenmerk auf die hinreißenden Rundungen der Gemahlin des Vizekönigs richteten und dabei ihr Gezänk und manche ihrer Forderungen vergaßen. Kurz, Lotos nahm nun andere Reptilien gefangen.
    Der zweite Verbündete war sogar noch erstaunlicher: Ramses selbst. Die Gegenwart des Herrschers gewann bei Setaous ersten Gesprächen mit den hohen Offizieren der ägyptischen Festungen entscheidende Bedeutung. Trotz ihrer eher engstirnigen Geisteshaltung begriffen die Befehlshaber nämlich, daß Setaou kein Hampelmann war und die Unterstützung des Königs genoß. Ramses sprach dabei kein Wort, sondern überließ es dem Freund, seinen Ansichten 321

    Ausdruck zu verleihen und seinen Wert unter

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