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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Beweis zu stellen.
    Nach der Zeremonie der Amtseinsetzung des Vizekönigs, die in der Festung von Buhen stattfand, wanderten Ramses und Setaou durch die Wehrgänge.
    »Mir lag es noch nie, für etwas Dank zu sagen«, bekannte Setaou, »aber …«
    »Niemand hätte dich auf die Dauer aus diesem Amt fernhalten können, für das du wie geschaffen bist, ich habe lediglich die Zeit ein bißchen abgekürzt, weiter nichts.«
    »Du hast mir deine Magie verliehen, Ramses, und diese Stärke ist unersetzlich.«
    »Dich hat die Liebe zu dieser Region erfaßt, und du stellst dich der Wirklichkeit, weil du ein echter Kämpfer bist, leidenschaftlich und unverfälscht wie dieses Land.«
    »Ein Kämpfer, dem du auferlegst, den Frieden zu festigen!«
    »Ist er nicht die lieblichste Kost?«
    »Du reist bald ab, nicht wahr?«
    »Du bist der Vizekönig, und du hast eine außergewöhnliche Gemahlin. Jetzt liegt es an euch, Nubien blühen und gedeihen zu lassen.«
    »Wirst du wiederkehren, Majestät?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Dennoch liebst auch du dieses Land.«
    »Lebte ich hier, würde ich mich am Ufer des Nils unter eine Palme setzen, auf die Wüste hinausblicken, den Lauf der Sonne beobachten und an Nefertari denken, ohne mich um die Obliegenheiten des Staates zu kümmern.«
    »Erst heute beginne ich ein wenig die Last zu erahnen, die auf deinen Schultern liegt.«
    »Weil du jetzt auch nicht mehr dein eigener Herr bist, 322

    Setaou.«
    »Ich verfüge nicht über soviel Kraft wie du, Majestät, wird diese Bürde nicht zu schwer für mich werden?«
    »Dank der Schlangen hast du die Angst besiegt, und dank Nubiens wirst du von der Macht Gebrauch machen, ohne zu ihrem Sklaven zu werden.«

    Serramanna übte sich regelmäßig an einer Stoffpuppe im Faustkampf, schoß mit Pfeil und Bogen, lief und schwamm.
    Aber selbst dieses Übermaß an körperlicher Ertüchtigung konnte seine angestaute Gehässigkeit gegenüber Uriteschup nicht beschwichtigen. Wider alle Hoffnungen hatte der Hethiter weder die Beherrschung verloren noch einen Fehler begangen, der es dem Sarden gestattet hätte, ihn festzunehmen. Und seine absonderliche Beziehung zu Tanit wuchs sich allmählich zu einer achtbaren Ehe aus, an die sich die vornehmen Familien von Pi-Ramses gewöhnten.
    Während der Vorsteher der Leibwache des Königs eine prächtige nubische Tänzerin verabschiedete, deren erfreuliche Sinnenlust ihn ein wenig besänftigt hatte, erzwang sich einer seiner Untergebenen Zutritt zu seinem Gemach.
    »Hast du schon gegessen, Junge?«
    »Eigentlich …«
    »Barsch aus dem Nil, Nieren in würziger Tunke, gefüllte Taube, frisches Gemüse … Würde dir das behagen?«
    »Und ob, Kommandant!«
    »Wenn ich Hunger habe, sind meine Ohren verstopft.
    Nehmen wir etwas zu uns, und dann erzählst du mir, weshalb du gekommen bist.«
    Nach dem Mahl streckte sich Serramanna auf seinen Kissen aus.
    »Also, was hat dich zu mir geführt, Junge?«
    323

    »Wie du es mir aufgetragen hast, Kommandant, habe ich vor dem Haus der Herrin Tanit unauffällig Posten gestanden, während sie nicht da war. In der Zeit hat ein Mann mit lockigem Haar und in einem bunten Gewand dreimal beim Türhüter vorgesprochen.«
    »Bist du ihm gefolgt?«
    »Dazu hast du mir keine Weisung erteilt, Kommandant.«
    »Dann kann ich dir auch nichts vorwerfen.«
    »Richtig … Nur, beim dritten Mal bin ich ihm trotzdem nachgegangen und habe mich gefragt, ob ich nicht eine große Dummheit begehe.«
    Serramanna stand auf, und seine riesige Hand sauste auf die Schulter des jungen Söldners nieder.
    »Gut gemacht, Kleiner! Manchmal muß man ungehorsam sein. Und was hast du rausgekriegt?«
    »Ich weiß, wo er wohnt.«
    324

    SECHSUNDVIERZIG
    ANGE HATTE SERRAMANNA überlegt. Sollte er d
    L iesen Verdächtigen mit einer rohen Maßnahme zum Reden bringen oder doch vorher Ameni um Rat fragen? Früher hätte er nicht so gezögert, doch der ehemalige Seeräuber war mittlerweile ein wahrer Ägypter geworden, und die Achtung vor den Gesetzen erschien ihm nun als ein kostbares Gut, das es den Menschen gestattete, ohne allzu große Reibereien und ohne Beleidigung der Götter in einer Gemeinschaft zu leben.
    So suchte der Vorsteher der Leibwache des Königs die Amtsstube von Ameni zu einer Zeit auf, da der Oberste Schreiber und Sandalenträger des Herrschers alleine war und noch beim Schein der Öllampen arbeitete.
    Während er hölzerne Schrifttafeln las, verschlang Ameni nebenbei eine Bohnensuppe, frisches Brot und

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