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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Stoffe und eine Vielzahl anderer Güter, die alle im Hafen ankamen. Die Häuser, vier oder fünf Stockwerke hoch, standen dicht nebeneinander.
    Der Vorsteher der Stadt, ein enger Freund von Narish, stellte Ramses seine prunkvolle Villa als Residenz zur Verfügung.
    Auf der höchsten Erhebung der Stadt errichtet, überblickte sie das Meer, und ihre blumengeschmückte Terrasse war eine wahre Pracht. Ihr Eigentümer war so weit gegangen, seinen weitläufigen Wohnsitz nach Art der Ägypter einzurichten, auf daß sich der Pharao wie zu Hause fühle.
    »Ich hoffe, du bist zufrieden, Majestät«, beteuerte Narish.
    »Dein Besuch ist eine sehr große Ehre für uns. Noch heute abend wirst du den Ehrenplatz bei einem Festmahl einnehmen, das in unsere Annalen eingehen wird. Dürfen wir hoffen, daß sich die Handelsbeziehungen zu Ägypten verbessern werden?«
    »Ich stehe dem nicht abgeneigt gegenüber, stelle jedoch eine Bedingung.«
    »Daß wir niedrigere Gewinne aufschlagen … Das habe ich bereits vermutet. Wir haben nichts dagegen, Majestät, unter der Voraussetzung, daß wir die Einbußen durch den Verkauf größerer Mengen ausgleichen können.«
    »Ich dachte an eine andere Bedingung.«
    347

    Trotz der milden Luft spürte der Kaufmann, wie ihm das Blut in den Adern gefror. Nach dem Friedensvertrag hatte Ägypten eingewilligt, die Region unter hethitische Aufsicht zu stellen, wobei sie in Wirklichkeit weitgehende Unabhängigkeit genoß.
    Trieb nun verhängnisvolles Machtstreben Ramses dazu, die Hand auf Phönizien zu legen, selbst auf die Gefahr hin, daß er damit das Abkommen verletzte und neuen Zwist heraufbeschwor?
    »Was forderst du, Majestät?«
    »Gehen wir in den Hafen! Merenptah wird uns begleiten.«
    Auf Anweisung des Königs mußte sich sein Sohn mit einer kleinen Eskorte zufriedengeben.
    Am westlichen Ende des Hafens stießen sie auf etwa hundert nackte und gefesselte Männer verschiedenen Alters und unterschiedlicher Herkunft. Die einen bemühten sich, einen Anschein von Würde zu wahren, die anderen stierten nur noch ins Leere.
    Tyrier mit gelocktem Haar feilschten in harschen Wortgefechten um die Preise, entweder für einen einzelnen Mann oder für einen ganzen Posten. Sie hofften, beim Verkauf dieser Sklaven in gutem Gesundheitszustand hohe Gewinne zu erzielen.
    »Man möge diese Männer freilassen«, verlangte Ramses.
    Narish war belustigt.
    »Sie sind viel wert, Majestät … Gestattest du der Stadt Tyros, sie dir zum Geschenk zu machen?«
    »Dies ist der wahre Grund für meine Reise: Keiner der Tyrier, die mit Ägypten Handel treiben wollen, darf zugleich Sklavenhändler sein.«
    Der Phönizier war so entsetzt, daß er seine gesamte Beherrschung aufbieten mußte, um nicht ungebührlich heftigen Einspruch zu erheben.
    348

    »Majestät … Die Sklaverei ist ein Gesetz der Natur, die Handelsvölker üben sie seit eh und je aus.«
    »In Ägypten gibt es keine Sklaverei«, erklärte Ramses. »Die Menschen sind die Herde Gottes, und keiner hat das Recht, in einem anderen einen Gegenstand ohne Seele oder eine Ware zu sehen.«
    Noch nie hatte der Phönizier eine so unsinnige Ansicht gehört. Wäre derjenige, der sie ausgesprochen hatte, nicht der Pharao von Ägypten, hielte er ihn für verrückt.
    »Und eure Kriegsgefangenen, Majestät, sind die nicht Sklaven geworden?«
    »Gemessen an dem, was man ihnen zum Vorwurf gemacht hatte, wurde ihnen mehr oder minder lange Zwangsarbeit auferlegt. Sobald sie ihre Freiheit wiedererlangt hatten, taten sie, was sie für richtig hielten. Die meisten sind in Ägypten geblieben, und viele haben dort eine Familie gegründet.«
    »Für zahllose Arbeiten sind Sklaven unverzichtbar!«
    »Das Gesetz der Maat gebietet es, daß ein Vertrag geschlossen wird zwischen demjenigen, der eine Arbeit befiehlt, und dem, der sie verrichtet, sonst entbehren sowohl das erhabenste Werk als auch die bescheidenste Tätigkeit der Freude. Dieser Vertrag stützt sich auf das von beiden Seiten gegebene Wort. Glaubst du etwa, die Pyramiden und die Tempel hätten sich mit Scharen von Sklaven errichten lassen?«
    »Majestät, man kann so alte Gewohnheiten nicht ändern …«
    »Ich bin nicht einfältig und weiß wohl, daß die meisten Länder auch weiterhin Sklaverei betreiben werden. Aber du kennst jetzt meine Forderungen.«
    »Damit droht Ägypten bedeutende Märkte zu verlieren.«
    »Das Entscheidende ist doch, daß es seine Seele behält. Der Pharao ist nicht der Vorsteher der Kaufleute, sondern der

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