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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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nicht ohne wichtigen Grund.«
    »Willst du mich schon wieder beschuldigen, daß ich Festlichkeiten störe?«
    »Habe ich dir jemals einen ernsthaften Vorwurf gemacht?«
    Der Sandalenträger des Königs brummte zunächst etwas Unverständliches, dann kam er zur Sache.
    »König Hattuschili hat überraschend schnell geantwortet«, berichtete er. »Man braucht nur zwischen den Zeilen zu lesen, um seinen Zorn gewahr zu werden. Er mißbilligt deine Haltung und verschleiert nur mit Mühe seine Drohungen.«
    343

    Geraume Zeit schwieg Ramses.
    »Wenn meine angeführten Gründe ihn nicht überzeugt haben«, sagte er schließlich, »dann werden wir auf andere Weise vorgehen. Nimm einen neuen Papyrus, Ameni, und deine beste Binse. Meine Vorschläge dürften meinen Bruder Hattuschili überraschen.«
    344

    NEUNUNDVIERZIG
    IE VERHANDLUNGEN SIND beendet«, erzählte
    T
    »D anit ihrem Gemahl, »und der Kaufmann Narish ist nach Tyros zurückgekehrt, um Ramses dort gemeinsam mit dem Vorsteher und den Großen der Stadt zu empfangen.«
    Der Hethiter umklammerte den Griff des eisernen Dolches, von dem er sich nie trennte.
    »Hast du keine vertraulicheren Auskünfte erhalten?«
    »Der Reiseweg ist nicht geheim, aber der Pharao wird von seinem Sohn Merenptah, dem Oberbefehlshaber der ägyptischen Armee, und zwei Eliteregimentern begleitet. Jeder Anschlag auf sie wäre zum Scheitern verurteilt.«
    Uriteschup war wütend. Malfi verfügte noch nicht über genügend Männer, um sich in eine Schlacht solchen Ausmaßes zu stürzen.
    »Die Sache ist dennoch sonderbar«, fügte die Phönizierin hinzu. »Die hohen Beamten der Beiden Weißen Häuser haben keine besondere Forderung erhoben, als gehe es dem Pharao gar nicht um wirtschaftliche Probleme. Dabei gibt es durchaus strittige Punkte, die Ägypten sonst nicht stillschweigend zu übergehen pflegt.«
    »Was schließt du daraus?«
    »Daß Ramses den wahren Grund für seine Reise verbirgt.«
    »Da hast du wahrscheinlich recht … Also, finde ihn heraus.«
    »Wie denn?«
    »Geh in den Palast, bringe die Höflinge zum Reden, stiehl Schriftstücke, was weiß ich … Sieh zu, daß du es irgendwie schaffst, Tanit!«
    »Aber, Liebster …«
    345

    »Rede nicht lange! Ich muß es erfahren.«

    Breit und sicher zog sich die Straße am Fuße des Berges Karmel entlang und fiel dann sanft zum Meer hin ab. Das Meer
    … ein befremdlicher Anblick für viele ägyptische Soldaten, unglaublich, diese Wasserfläche ohne Grenzen. Die Altgedienten warnten die Jüngeren: Wenn es auch keine Gefahr berge, die Füße in die schäumenden Wellen zu setzen, so dürfe man doch nicht weit vom Ufer fortschwimmen, weil man sonst von einem unheilbringenden Dämon auf den Grund der Wasser gezogen werde.
    Ramses schritt an der Spitze seines Heeres, unmittelbar hinter Merenptah und den Spähern. Der jüngere Sohn des Königs überprüfte während der ganzen Reise unaufhörlich seine Sicherheitsvorkehrungen, indes der Herrscher keinerlei Anzeichen von Besorgnis erkennen ließ.
    »Falls du einmal regierst«, sagte er zu Merenptah, »dann vergiß nicht, dich in regelmäßigen Zeitabständen in deine Schutzgebiete zu begeben, und falls dein Bruder Kha herrschen sollte, dann erinnere ihn daran. Wenn der Pharao zu weit entfernt und zu lange abwesend ist, droht Aufruhr die Harmonie zu stören; ist er in der Nähe, besänftigen sich die Gemüter.«
    Trotz der beruhigenden Worte der Altgedienten fühlten sich die Jungkrieger nicht sicher. Die heftigen Wellen, die sich unablässig an den aus dem Wasser aufragenden Felsspornen brachen, ließen sie die Ufer des Nils vermissen.
    Das Festland erschien ihnen weniger abweisend: Bebaute Felder, Weingärten und Olivenhaine zeugten vom Reichtum, den der Boden dieser Region bescherte. Aber die alte Stadt Tyros lag, dem offenen Meer zugewandt, auf einem schmalen Küstenstreifen. Das neue Tyros war gar auf drei durch nicht sehr tiefe Wasserstraßen voneinander getrennten Inseln 346

    errichtet worden.
    Von Wachtürmen herab beobachteten die Tyrier den Pharao und seine Soldaten. Narish schritt an der Spitze einer Abordnung dem Herrn von Ägypten entgegen. Die Begrüßung fiel herzlich aus, und Narish führte Ramses voller Begeisterung durch die Straßen seiner Stadt. Merenptah behielt indes die Dächer im Auge, von denen unversehens Gefahr drohen konnte.
    Tyros hatte sich ganz dem Handel verschrieben. Hier wurden Glaswaren oder Gefäße aus Gold und Silber ebenso feilgeboten wie mit Purpur gefärbte

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