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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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mangelt ihnen nicht an Scharfsinn.«
    »Ich verabscheue die Hethiter«, bekannte Setaou und leerte eine weitere Schale Wein. »Iset die Schöne ist zwar nicht mit Nefertari zu vergleichen, aber ein solches Los hat sie wahrlich nicht verdient.«
    »Ausnahmsweise bin ich mit dir einer Meinung«, beteuerte Ameni unwirsch.
    »Ihr laßt euch zu sehr von euren Gefühlen leiten«, erklärte Acha. »Der Frieden steht auf dem Spiel.«
    »Die Hethiter können uns doch nicht ihr Gesetz aufzwingen«, wandte Setaou ein.
    »Sie sind nicht mehr unsere Feinde«, rief ihnen der Vorsteher des Amtes für die Fremdländer in Erinnerung.
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    »Du täuschst dich! Hattuschili und seinesgleichen werden es nie aufgeben, Ägypten erobern zu wollen.«
    »Da irrst du dich. Der hethitische König will Frieden, aber er stellt seine Bedingungen. Weshalb sollten wir sie ablehnen, ohne darüber nachzudenken?«
    »Ich verlasse mich nur auf mein Gefühl.«
    »Und ich habe darüber nachgedacht«, versicherte Ameni.
    »Obgleich ich Iset die Schöne nicht sehr schätze, ist sie die Königin von Ägypten, die Große königliche Gemahlin, die Ramses nach Nefertaris Tod erwählt hat. Niemand, auch nicht der Herrscher der Hethiter, hat das Recht, sie zu beleidigen.«
    »Unsinn!« befand Acha. »Wollt ihr Tausende von Ägyptern in den Tod schicken, in unseren Schutzgebieten im Norden ein Blutbad anrichten und das Land selbst in Gefahr bringen?«
    Ameni und Setaou blickten fragend auf Ramses.
    »Ich werde meine Entscheidung allein treffen«, sagte der Pharao.
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    SECHS
    ER ANFÜHRER DER Karawane zögerte. Sollte er an d
    D er Küste entlang über Berytos gen Süden und durch Kanaan ziehen, um nach Sile zu gelangen, oder sollte er den westlich von Damaskus am Rande des Antilibanon und des Hermongebirges verlaufenden Weg einschlagen?
    Phönizien hatte durchaus seine Reize: Wälder aus Eichen und Zedern, Nußbäume mit kühlendem Schatten, Feigenbäume voll köstlicher Früchte und gastfreundliche Dörfer, in denen sich gut verweilen ließ.
    Doch er mußte das Olibanum so schnell wie möglich in Pi-Ramses abliefern.
    Außer diesem weißen Weihrauch, den die Ägypter sonter,
    »der göttlich macht« nannten, hatte er noch nicht minder kostbare rötliche Myrrhe geladen. Die Tempel brauchten diese seltenen Harze, um die Riten zu vollziehen. Sobald sie in den Heiligtümern auf glühenden Kohlen erhitzt wurden, breiteten sich ihre Düfte aus, stiegen in den Himmel empor und entzückten die Götter. Auch Einbalsamierer und Heilkundige verwendeten sie.
    Der Weihrauchbaum, der kleine dunkelgrüne Blätter hatte, konnte bis zu fünfzehn Ellen hoch werden. Gegen Ende des Sommers entfalteten sich seine goldgelben, in der Mitte purpurfarbenen Blüten, und unter seiner Rinde perlten winzige Tropfen weißen Harzes. Wer es verstand, die Rinde geschickt einzuschneiden, erzielte drei Ernten im Jahr, wenn er dabei die alte Zauberformel sprach: »Freue dich mit mir, Weihrauchbaum, der Pharao läßt dich wachsen.«
    Die Karawane beförderte auch Kupfer aus den Ostländern, Zinn und Glasgefäße, aber diese begehrten und gut verkäuflichen Waren reichten nicht an den Wert des Olibanums 44

    heran. Nach dieser Lieferung würde sich der Kaufmann in seinem hübschen Haus im Delta ausruhen.
    Er hatte bereits schütteres Haar, sein ansehnlicher Bauch verriet, daß er den Tafelfreuden zugetan war, doch bei der Arbeit kannte er keinen Spaß. Selbst überprüfte er den Gesundheitszustand der Esel und die Befestigung der Fracht.
    Was seine Gehilfen und Diener betraf, so wurden sie angemessen ernährt, kamen in den Genuß ausgedehnter Rasten, durften jedoch nie über etwas klagen, sonst verloren sie ihre Anstellung.
    Der Kaufmann entschied sich für den Gebirgspfad. Der war zwar beschwerlicher, aber dafür nicht so lang wie der Weg an der Küste. Sie würden reichlich Schatten finden, was auch den Tieren zugute kam.
    Die Esel trotteten zügig voran, die Männer sangen, und der Wind machte das Gehen weniger anstrengend.
    »Herr …«
    »Was gibt es?«
    »Ich habe den Eindruck, daß uns jemand belauert.«
    Der Anführer der Karawane zuckte die Schultern.
    »Wirst du je aufhören, dich als Söldner zu fühlen? Jetzt haben wir Frieden und reisen in Sicherheit.«
    »Nichts dagegen, aber es belauert uns trotzdem jemand. Das ist sonderbar.«
    »Wir sind nicht die einzigen Händler!«
    »Falls es Landstreicher sind, brauchen sie erst gar nicht damit zu rechnen, daß ich ihnen meinen Teil

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