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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Inseln im Mittelländischen Meer sind. Dann fangen wir an, ein Netz von Getreuen aufzubauen, die entschlossen sind, diesen verdammten Frieden zu hintertreiben.«
    Uriteschups Plan war nicht unvernünftig. Mit der Hilfe phönizischer Zwischenhändler könnte Raia das Olibanum absetzen, ohne allzu große Gefahren auf sich zu nehmen. In seiner Feindseligkeit gegenüber Ägypten beherbergte Phönizien so manchen, der von der Staatsführung Hattuschilis enttäuscht war.
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    »Ich brauche den Anschein von Ehrbarkeit«, fuhr der Hethiter fort. »Serramanna hört nie auf, mir nachzustellen, solange er mich nicht für einen Müßiggänger hält, der nur darauf aus ist, die Freuden des Lebens zu genießen.«
    Raia überlegte.
    »Dann mußt du eine reiche, achtbare Frau heiraten. Einzige Möglichkeit: eine wohlhabende Witwe, die sich nach Liebe sehnt.«
    »Hast du eine zur Hand?«
    Raia kratzte sich den Spitzbart.
    »Der Kreis meiner Kunden ist sehr vielfältig. Die eine oder andere fällt mir schon ein. Ich werde in der kommenden Woche ein Gastmahl geben und dich vorstellen.«
    »Für wann ist die nächste Lieferung von Olibanum vorgesehen?«
    »Das weiß ich noch nicht, auf jeden Fall haben wir Zeit.
    Meine Spitzel werden nicht säumen, uns davon in Kenntnis zu setzen. Aber wird eine erneute Gewalttat nicht die ägyptische Armee zum Eingreifen veranlassen?«
    »Es bleiben keine Spuren von Gewalt zurück, und die ägyptische Obrigkeit wird ratlos sein. Auf diese Art können wir die Ausbeute des ganzen Jahres abfangen. Aber weshalb bist du so sehr davon überzeugt, daß ein Mangel an Olibanum Ramses ins Wanken bringt?«
    »Für Ägypten kommt es darauf an, die Riten richtig zu vollziehen, das heißt mit Weihrauch. Werden sie nicht nach den vor langer Zeit aufgestellten Regeln abgehalten, gerät das Gleichgewicht des Landes in Gefahr. Sobald die Priester merken, daß es ihnen an Olibanum und Myrrhe fehlt, werden sie sich gegen Ramses wenden. Was kann er dann schon tun außer bekennen, wie sorglos er gewesen ist? Man wird ihm unterstellen, er mißachte die Götter, was sowohl die 49

    Priesterschaft als auch das Volk erzürnt. Wenn es uns noch gelingt, einige gefälschte Nachrichten zu verbreiten, um die Verwirrung zu steigern und Ramses der einen oder anderen festen Stütze zu berauben, werden in den wichtigsten Städten des Landes schwere Unruhen ausbrechen.«
    Uriteschup sah Ägypten schon mit Feuer und Schwert verwüstet, Plünderern preisgegeben, die Kronen des Pharaos von der hethitischen Armee zertrampelt und Ramses mit nacktem Grauen im Blick.
    Der Haß verzerrte das Gesicht des Hethiters so sehr, daß den syrischen Kaufmann Angst überkam. Für kurze Zeit war Uriteschup ins Reich der Finsternis eingetreten, der Welt der Menschen entrückt.
    »Ich möchte schnell und hart zuschlagen, Raia.«
    »Es bedarf der Geduld, Herr. Ramses ist ein gefährlicher Gegner. Wenn wir etwas überstürzen, führt das unweigerlich zur Niederlage.«
    »Ich habe von seinem magischen Schutz gehört … Aber der wird mit zunehmendem Alter schwächer, und Nefertari lebt nicht mehr, um diesem verfluchten Herrscher beizustehen.«
    »Unsere Spione haben es seinerzeit geschafft, Ramses’
    Bruder und den Gesandten Meba für ihre Ziele zu gewinnen«, erzählte Raia. »Leider sind die beiden inzwischen tot, aber ich habe noch gute Verbindungen zu hohen Beamten. Die sind zuweilen geschwätzig. So hat mir einer verraten, daß sich die diplomatischen Beziehungen zwischen Hatti und Ägypten verschlechtern.«
    »Eine großartige Neuigkeit! Was ist der Grund für die Verstimmung?«
    »Dieses Geheimnis wird noch gut gehütet, aber ich werde es schon erfahren.«
    »Allmählich wendet sich das Blatt, Raia! Und glaubst du 50

    etwa, ich wäre weniger gefährlich als Ramses?«
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    SIEBEN
    ANGE RIEB DIE Leibdienerin Iset der Schönen den R
    L ücken mit einem schäumenden Mittel ein, das aus der Rinde und dem Fruchtfleisch des Seifenbaumes gewonnen wurde. Dann übergoß sie den schlanken Leib ihrer Herrin mit lauwarmem Wasser, dem sie zuvor Duftöle zugesetzt hatte.
    Anschließend überließ sich die Königin von Ägypten nachdenklich ihrer Handpflegerin, indes ihr ein Diener eine Schale mit frischer Milch brachte.
    In Pi-Ramses fühlte Iset die Schöne sich wohler als in Theben, denn dort lag am westlichen Ufer, im Tal der Königinnen, Nefertaris Grabstätte, und in ihrer Kapelle im Ramesseum hielt der Pharao oft selbst den Kult zu Ehren seiner verstorbenen

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