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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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dieser Diebesbande hat sich für mich ausgegeben«, schloß der Schreiber, »und er hat den Schiffsführer getäuscht, den Setaous Kobra in die ewige Verdammnis der Diebe geschickt hat. Mit dieser falschen Behauptung hat er den Verdacht auf mich und mein Amt gelenkt. Dann reichte der Besuch eines weiteren Schiffsführers, 203

    um euch von meiner Schuld zu überzeugen. Wäre ich meines Amtes enthoben worden, hätte die Verwaltung des Landes Schaden genommen.«
    Nun schwieg auch Ramses nicht länger.
    »Wer mir Nahestehende in den Schmutz zieht, besudelt die Führung des Landes, für die ich verantwortlich bin. Irgend jemand trachtet danach, Ägypten in einem Augenblick zu schwächen, da unsere Beziehungen zu Hatti gespannt sind. Das ist kein einfacher Diebstahl, nicht nur wegen seines Ausmaßes, sondern ein Unheil, dem wir so schnell wie möglich Einhalt gebieten müssen, ehe es wie Feuer um sich greift.«
    »Suchen wir den Schiffer, der mir seine Aufwartung gemacht hat«, empfahl Ameni.
    »Darum kümmere ich mich«, versprach Serramanna. »Dieser Kerl wird uns zu seinem wahren Herrn führen.«
    »Ich halte mich zu Serramannas Verfügung«, bot Setaou an.
    »Das bin ich Ameni allemal schuldig.«
    »Begeht keine Unvorsichtigkeit«, mahnte Ramses. »Ich möchte den führenden Kopf.«
    »Und wenn es Uriteschup ist?« warf der Sarde ein. »Ich bin überzeugt, daß es ihn nur nach einem dürstet: nach Rache.«
    »Unmöglich«, widersprach Ameni. »Um eine solche Veruntreuung von Gütern planen zu können, kennt er die Arbeitsweise der ägyptischen Verwaltung nicht gut genug.«
    Uriteschup wollte vielleicht unbedingt vereiteln, daß Ramses sich mit der Tochter von Hattuschili vermählte, dieses Tyrannen, der ihn um die Macht gebracht hatte … Der König wies die Überlegung des Vorstehers seiner Leibwache nicht von der Hand.
    »Uriteschup hätte jemanden, der Bescheid wußte, dazu anstiften können«, beharrte Serramanna auf seiner Meinung.
    »Schluß mit dem Gerede!« entschied Ramses. »Verfolgt die 204

    Spur zurück, und zwar schnell. Du, Ameni, du arbeitest fürs erste in einem Nebengebäude des Palastes.«
    »Aber … weshalb?«
    »Weil du der Bestechlichkeit verdächtigt und von allen anderen abgesondert wirst. Der Gegner muß glauben, sein Plan sei erfolgreich.«
    205

    NEUNUNDZWANZIG
    EFTIGER, EISKALTER WIND fegte über die
    S
    H tadtmauern von Hattuscha, der zur Festung ausgebauten Hauptstadt des hethitischen Königreichs. Hier, auf dieser Hochebene im Bergland, war der Herbst jählings in den Winter übergegangen. Sturzbachartige Regenfälle machten die Wege schlammig und behinderten das Umherziehen der Händler.
    Fröstelnd hielt sich Hattuschili in der Nähe des Feuers auf und trank Glühwein.
    Das Sendschreiben, das er soeben von Ramses erhalten hatte, freute ihn über alle Maßen. Nie wieder würde zwischen Hatti und Ägypten Krieg ausbrechen. Obgleich es zuweilen erforderlich war, Gewalt anzuwenden, zog Hattuschili friedfertiges Unterhandeln vor. Hatti war ein Königreich, das allmählich in die Jahre kam, der allzu häufigen Kämpfe überdrüssig. Seit dem Abkommen mit Ramses gewöhnte sich die Bevölkerung an den Frieden.
    Endlich kehrte Puducheba zurück. Die Königin hatte mehrere Stunden im Tempel des Wettergottes verbracht, um dort die Orakel zu befragen. Schön und majestätisch, war die Oberpriesterin eine von allen, sogar von den Heerführern, geachtete Herrscherin.
    »Welche Neuigkeiten bringst du?« fragte Hattuschili besorgt.
    »Schlechte. Die Unbilden der Witterung werden zunehmen, und es wird noch kälter.«
    »Dafür kann ich dir ein Wunder kundtun!«
    Der König schwenkte den aus Pi-Ramses eingetroffenen Papyrus.
    »Hat Ramses endgültig eingewilligt?«
    »Da er sein Fest der Erneuerung begangen und sich 206

    symbolisch mit seiner Tochter vermählt hat, um die Riten abzuhalten, ist der Pharao von Ägypten, unser vielgeliebter Bruder, nun damit einverstanden, unsere Tochter zu heiraten.
    Eine Hethiterin auf dem Thron der Beiden Länder … Nie hätte ich geglaubt, daß dieser Traum einmal wahr wird!«
    Puducheba lächelte.
    »Weil du es verstanden hast, dich vor Ramses zu demütigen.«
    »Auf deinen Rat hin, meine Liebe … Auf deinen klugen Rat hin. Worte sind ohne Belang; es war nur wichtig, unser Ziel zu erreichen.«
    »Leider wütet der Himmel gegen uns.«
    »Irgendwann wird das Wetter schon besser werden.«
    »Die Orakel verheißen nichts Gutes.«
    »Wenn wir zu lange damit warten, dem

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