Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
führte, welche Riten könnten dann noch abgehalten werden?«
    Kha faßte den Stein der tausend Jahre alten Pyramide an, als nähre er seine Gedanken.
    »Wie kann ich dem Pharao dienen?«
    »Der König von Hatti möchte seine Tochter nach Ägypten senden, damit ich sie zur Gemahlin nehme, aber das schlechte Wetter läßt die Reise nicht zu. Hattuschili bittet nun inständig darum, daß unsere Magier eingreifen, um die Götter zu einer Verbesserung des Klimas zu bewegen. Finde so schnell wie möglich die Worte, mit denen ich ihn zufriedenstellen kann.«

    Dort, wohin Rerek, der Schiffsführer des Lastkahns, sich geflüchtet hatte, konnte ihn niemand aufspüren. Nach seinem Besuch bei einem bleichen Schreiber, dem er etwas auftischen mußte, was weder Hand noch Fuß hatte, war er auf den Rat des Mannes hin, in dessen Diensten er stand, für einige Zeit in einem Viertel von Pi-Ramses untergetaucht, in dem vorwiegend Fremdlinge aus den Ostländern lebten. Doch er wurde dafür gut entlohnt, viel besser als für drei Monate Arbeit auf dem Nil. Rerek hatte seinen neuen Herrn inzwischen wiedergesehen, und der war mit seinen Diensten sehr zufrieden, weil sie angeblich das erhoffte Ergebnis gezeitigt hatten. Die Sache hatte nur einen kleinen Haken: Sein Herr verlangte von ihm, daß er sein Aussehen veränderte.
    Rerek, der stolz auf seinen Bart war, hatte sich erst widersetzt, aber da es um seine Sicherheit ging, war er schließlich damit einverstanden. Glattrasiert wollte er sich irgendwo im Süden unter verändertem Namen nach einer 210

    neuen Arbeit umsehen, dann würden die Ordnungskräfte seine Spur für immer verlieren.
    Tagsüber schlief der Schiffer im oberen Stockwerk eines kleinen weißen Hauses. Die Frau, die ihm das Zimmer vermietet hatte, weckte ihn, als der Wasserträger durch die Straße kam, und brachte ihm mit Knoblauch und Zwiebeln gefüllte Fladenbrote, an denen er sich gütlich tat.
    »Der Barbier ist unten auf dem kleinen Platz«, meldete sie ihm.
    Er streckte sich. Ohne Bart würde er weniger männlich aussehen und die Mädchen nicht mehr so leicht verführen. Zum Glück verfügte er noch über andere, ebenso überzeugende Vorzüge.
    Rerek blickte aus dem Fenster.
    Auf dem kleinen Platz hatte der Barbier vier Pfosten aufgestellt und dazwischen ein Tuch gespannt, um die Glut der Sonne abzuhalten. Unter dieses Dach stellte er zwei Hocker: den höheren für sich und den niedrigeren für seine Kunden.
    Da sich ein Dutzend Männer einfanden, galt es lange zu warten. Drei spielten Würfel, die anderen setzten sich, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, vor ein Haus. Rerek legte sich noch einmal hin und schlief wieder ein.
    Die Zimmervermieterin rüttelte ihn.
    »Los, geh runter! Du bist schon der letzte.«
    Dieses Mal gab es kein Entrinnen mehr. Mit gesenkten Lidern stieg der Schiffer die Treppe hinunter, trat aus dem bescheidenen Haus und setzte sich auf den dreibeinigen Hocker, der unter seinem Gewicht ächzte.
    »Was möchtest du?« fragte der Barbier.
    »Schabe mir den Bart auf Kinn und Wangen vollständig ab.«
    »Eine solche Pracht?«
    »Das ist meine Angelegenheit.«
    211

    »Wie es dir beliebt, Freund. Und womit bezahlst du mich?«
    »Mit einem Paar Sandalen aus Papyrus.«
    »Das ist aber viel Arbeit …«
    »Wenn es dir nicht paßt, gehe ich zu einem anderen.«
    »Schon gut, schon gut …«
    Der Barbier feuchtete den Bart mit schäumendem Wasser an, ließ das Rasiermesser über die linke Wange gleiten, um seine Wirksamkeit zu prüfen, dann setzte er es mit einer flinken, zielsicheren Bewegung dem Schiffer an den Hals.
    »Falls du zu fliehen versuchst, Rerek, oder falls du lügst, schneide ich dir die Kehle durch.«
    »Wer … wer bist du?«
    Setaou ritzte die Haut an, so daß ein wenig Blut auf die Brust des Schiffers tropfte.
    »Einer, der dich töten wird, falls du dich weigerst, ihm zu antworten.«
    »Frage mich!«
    »Kennst du einen Schiffsführer mit braunen Augen und einer Narbe auf dem linken Unterarm?«
    »Ja …«
    »Kennst du die Herrin Cherit?«
    »Ja, ich habe für sie gearbeitet.«
    »Als Dieb?«
    »Wir haben Geschäfte miteinander gemacht.«
    »In wessen Diensten stehst du?«
    »Er heißt … Ameni.«
    »Du wirst mich zu ihm führen.«
    212

    DREISSIG
    AS ERNSTE GESICHT von einem schwachen Lächeln a
    D ufgehellt, so erschien Kha vor Ramses in dessen Arbeitszimmer.
    »Ich habe drei Tage und drei Nächte lang in den weisen Schriften im Haus des Lebens von Heliopolis gesucht, Majestät, und

Weitere Kostenlose Bücher